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«Eines Tages will ich wieder mein eigenes Catering führen – hier in der Schweiz. Ich liebe dieses Land.»

Odessa – Riedbach – Paprika: In dieser Serie begleiten wir die Familie Dalakov(a). Sie alle lern(t)en und arbeit(et)en in der AOZ, um ihr Ziel zu erreichen: Ein unabhängiges Leben. In Teil 3 sprechen wir mit Ksenia Dalakova.

Ksenia Dalakova

13.30 Uhr, Bistro Spitz im Landesmuseum. Ksenia Dalakova ist pünktlich. Wir holen uns Cappuccinos und setzen uns an einen freien Tisch. Es ist kalt. «In Odessa ist es kälter, dort weht ein kalter feuchter Wind vom Meer. Und da die ÖV nie pünktlich ist, müsse man oft lange in der Kälte warten.»

Art Catering Odessa

Ksenia Dalakova führte in der Ukraine einen eigenen Cateringservice, das Art Catering Odessa. Angefangen in der Gastronomie hat Ksenia als Serviceangestellte. Kurz darauf beförderte man sie zum Chef de Service, dann zur Direktorin Catering. «2018 habe ich mich selbständig gemacht und Art Catering Odessa gegründet. Es lief gut, ich hatte jede Woche Buchungen – Hochzeiten, Geschäftsessen, alles. Am bulgarischen Kulturtag übernahmen wir das Catering für 300 Leute. Der grösste Auftrag war für eine Bank; ein Bankett auf sechs Etagen für 1000 Leute.» Ksenia lächelt stolz und etwas wehmütig. Ihre Spezialitäten sind bulgarische Banitsa (Schafskäse-Strudel), Sauerkrautwickel und Borschtsch, aber legendär waren vor allem ihre Grillparties, bei denen auch ihr Mann Andrii geholfen hat. Sie hatte sich ein grosses Netzwerk an Kund*innen, Koch-, Servicepersonal und Dekorationsprofis aufgebaut. Man kannte sie.

Flucht, Ankunft, Integration

Auf die Idee in die Schweiz zu fliehen, brachte sie eine Freundin in Bulgarien, die jetzt in Genf lebt. Wenige Tage nachdem sie den Status S bekommen haben, zogen sie nach Steinmaur. Ihr Gastgeber ist Sekundarlehrer und half ihnen viel im für sie fremden Land. «Er hat uns zu seinen Flötenkonzerten mitgenommen und zum Rheinfall in Schaffhausen. Mir hat das sehr gefallen. Meine Töchter wollten meist nicht mitkommen, sie haben die ersten Monate mehrheitlich in ihrem Zimmer verbracht.» Die Zeit ohne Ehemann und Vater war belastend. «Wir haben ihn sehr vermisst und hatten grosse Angst um ihn.» Seit 29 Jahren seien sie schon ein Paar, so lange waren sie noch nie getrennt. Die täglichen Anrufe reichen nicht. Im Mai 2023 reist sie mit den Töchtern in die Ukraine, um ihn zu überreden, in die Schweiz zu kommen. Und Andrii kommt. Sein Geschäft läuft kaum und der Krieg scheint so bald nicht zu enden.

Gastrokurs und Restaurant Paprika

Gemeinsam mit Andrii besucht Ksenia den AOZ-Gastrokurs und absolviert im Restaurant Paprika einen Arbeitseinsatz. Dort lernt sie die Schweizer Gepflogenheiten. Nach dem Unterschied gefragt, meint sie: «Die Caterings laufen ähnlich ab, aber in der Ukraine servieren alle Gänge gleichzeitig. Sonst muss jemand, der keine Vorspeise bestellt hat, warten, während die anderen essen.» Dass in der Schweiz die Gänge nacheinander serviert werden, daran musste sie sich erst gewöhnen. Trotzdem mach ihr die Arbeit mache ihr grossen Spass. An den Cateringevents ist sie schliesslich ganz in ihrem Element. Zudem könne sie wertvolle Erfahrung in der Küche sammeln und lernt, auch Schweizer Gerichte zu kochen. Besonders gern mag sie Kürbissuppe, Raclette und Rösti.

Art Catering Zürich?

Der Einsatz im Paprika dauert ein halbes Jahr und endet Mitte Dezember 2024. Nun ist Ksenia auf Stellensuche. Sie hofft, bald Arbeit als Service-Angestellte zu finden. Eine AOZ-Coachin unterstützt sie dabei. Sie verstehen sich gut und treffen sich mindestens zweimal im Monat. Dank ihr hat Ksenia einen attraktiven Lebenslauf gestalten können. Doch die Jobsuche läuft harzig. «Ich bekomme viele Absagen wegen dem Status S», meint Ksenia etwas niedergeschlagen. Sie habe sich bestimmt schon für 100 Stellen beworben. Sie möchte sich nochmals den Weg zum eigenen Catering erarbeiten. «Warum der Name Art Catering?» Sie arbeite gerne kreativ und habe die Dekorationen oft selbst hergestellt. Wer weiss, vielleicht kommt ihr das bei der Jobsuche zugute und sie eröffnet bald ihr «Art Catering Zürich»? Es gefällt ihr in der Schweiz und sie ist bereit, von vorne zu starten.

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