Pilotprojekt 3: Arts for Future
Das Pilotprojekt «Arts for Future» unterstützte kulturelle Projekte, die sich transdisziplinär mit den Themen Klimawandel und Nachhaltigkeit befassten.
Der Klimawandel ist eine gesamtgesellschaftliche Herausforderung. Kunst und Kultur können Impulse geben, zum Nachdenken anregen, sensibilisieren, Diskurse provozieren und transformieren. Sie sind für die Gesellschaft von enormer Bedeutung bei der Bewältigung der globalen Klimakrise. Gleichzeitig sind Kunst und Kultur selbst gefordert, ihre Arbeits- oder Produktionsweisen zu hinterfragen. Stadt Zürich Kultur stellte das Thema Kunst und Nachhaltigkeit deshalb ins Zentrum eines Pilotprojekts.
Das Pilotprojekt «Arts for Future» unterstützte kulturelle Projekte, die sich transdisziplinär mit den Themen Klimawandel und Nachhaltigkeit befassten. Die Projekte sollten entweder nachhaltige Arbeitsweisen, Produktionsprozesse oder Veranstaltungsformen anwenden oder künstlerisch nachhaltige Ideen und Wege für unsere Gesellschaft aufzeigen. Auch beides war möglich.
Gesucht wurden Teams, Gruppen oder Kooperationen von Kulturschaffenden und Kreativen aus der Stadt Zürich, die transdisziplinär mit KlimaaktivistInnen und FachexpertInnen Projekte entwickelten und umsetzten. Um die Bildung der Teams aus unterschiedlichen Disziplinen und den Austausch über Projektideen zu unterstützen, fand zudem am 15. Juni 2022 ein Matchmaking im Impact Hub statt.
Die Ausschreibung lief bis zum 15. September 2022. Insgesamt wurden 31 Projekte eingereicht.
Stadt Zürich Kultur war sehr erfreut, dass die Ausschreibung auf so reges Interesse stiess. Generell ist es begrüssenswert, dass sich so viele Kulturschaffende aber auch weitere Förderinstitutionen und Initiativen mit der Thematik der Nachhaltigkeit beschäftigen. Die Eingaben waren sehr divers und umfassten unter anderem Projekte aus der Bildenden Kunst, der klassischen Musik, der Popmusik, der Literatur, der Performing Arts sowie dem (spekulativen) Design. Entsprechend interessant war dank dieser Spartenöffnung die Diskussion in der Jury, die sich interdisziplinär zusammensetzte und ganz unterschiedliche Ansätze zu vergleichen hatte. Sämtliche Teams waren der Ausschreibung entsprechend transdisziplinär zusammengestellt.
Die Jury lobte die engagierte Haltung der Eingaben. Die ausgezeichneten Gesuche sind allesamt dialogische Projekte, die beabsichtigen Ausstrahlkraft zu haben auch ausserhalb des üblichen «Kultur-Publikums».
Erfreulicherweise konnte die Fördersumme erhöht werden und somit standen im Rahmen des Pilotprojekts insgesamt 215 000 Franken Fördergelder zur Verfügung. Auf Empfehlung der fünfköpfigen Jury hat «Kultur Labor Zürich» im Oktober 2022 sieben Beiträge zwischen 15 000 Franken und 45 000 Franken gesprochen an:
Co-Habitations: 45 000 Franken
Verein WE ARE AIA - Awareness in Art mit Martina Marthaler, Alexandra Eichenbauer, Carolina Brunelli in Zusammenarbeit mit Violeta Burckhardt, Ishita Chakraborty, Maurice Maggi, Maya Minder, Guillaume Habert, Raphael Portmann aus Zürich.
Die Leitidee von Co-Habitations kreist um die Frage „Wie wird die Stadt in 100 Jahren aussehen?“ Und: „Wie wird sich unser Leben durch den Klimawandel verändern?“ Das Projekt schafft durch ein transdisziplinäres Team von Künstler*innen, Wissenschaftler*innen, Kurator*innen, Ökolog*innen, Architekt*innen und vielen anderen Beteiligten ein Bewusstsein, unsere Beziehung als Gesellschaft zur Umwelt zu hinterfragen und neu zu denken.
www.weareaia.ch
Fintopia: 45 000 Franken
Miriam Nietlispach, Marie Claire Graf, Tom Stäubli, Massimo Calamassi aus Zürich, Aarau und Gelterkinden.
Mit Fintopia schaffen die Initiant*innen Raum und Zeit, um ein regeneratives Wertsystem erlebbar zu machen und zu diskutieren. Kern von Fintopia ist ein künstlerisch bespielter temporärer Raum. Vorgesehen sind Installationen, Illustrationen, Texte, Videos, Performances und vor allem Interaktionen mit dem Publikum. Wie Geld und Wirtschaft in einer wünschenswerten Zukunft wirken könnten, soll hier sicht- und erlebbar gemacht werden.
www.cerca.design
Blumenfeld am Fluss: 35 000 Franken
Verein Störfaktor*innen: Anna Albisetti, Jafar Rezai, Piero Good, Franziska Matter, Anna Isler aus Zürich.
Zusammen mit Geflüchteten aus dem Bundesasylzentrum BAZ will der Verein Störfaktor*innen im «Garten am Fluss» ein naturnahes Blumenfeld anbauen. Der Garten soll Begegnungs- wie auch Erholungsort sein. Die Blumen können von den Geflüchteten unentgeltlich gepflückt werden. Die Initiant*innen sehen ihr Projekt sowohl als Kommentar zur Klimakrise als Fluchtgrund wie auch als effektive Massnahme gegen die Erhitzung der Stadt.
Resonanzen für Protest und Utopie: 25 000 Franken
Matthias Roth, Melanie Katz, Anja Gada, Onna Stäheli, Sonia I. Seneviratne, Charlotte Kukowski aus Zürich.
Die Initiant*innen schreiben mit Jugendlichen und jungen Erwachsenen in partizipativer Form Texte zum psychologischen Umgang mit der Klimakrise, entwickeln aus diesen ein Libretto und komponieren daraus ein Chorwerk. Das Werk soll mit 200 Sänger*innen an verschiedenen Orten in der Stadt Zürich aufgeführt werden.
www.matthias-roth.ch
Spekulative Reportagen: 25 000 Franken
Stephan Hartmann, Jeannie Schneider (Think & Do Tank Dezentrum), Samuel Eberenz, Gina Müller, Manuel Stark, Anna Sophie Dreussl aus Zürich und Berlin.
Es entstehen drei spekulative Reportagen in Zusammenarbeit mit Journalist*innen, Klimaforscher*innen und Klimaaktivist*innen. Die Initiant*innen wollen damit Bilder der Zukunft entwerfen, die nachvollziehbar sind und nicht abstrakte Prognosen, die sich der Vorstellungskraft entziehen. Damit wollen sie die Fähigkeit fördern, sich proaktiv Gedanken über mögliche Zukünfte zu machen.
www.dezentrum.ch
Tasty Future: 25 000 Franken
Daniel Hellmann, Alexandra Gavilano und Zoé Kilchenmann aus Zürich.
Tasty Future unterstützen Player der Zürcher Kulturszene dabei, ein nachhaltiges Gastro-Angebot im Kultursektor über die ganze Stadt verteilt zum selbstverständlichen „New Normal“ zu machen.
www.tastyfuture.ch
Blue December Calender: 15 000 Franken
Linnéa Racine, David Jegerlehner, Martina Wyrsch, Gina Corti, Lora Davies Sommer, Laeticia Blättler, Caroline Froelich und Studio Sirup aus Zürich und Basel.
Der «Blue December Calendar» ist ein musikalischer und visueller Weihnachtskalender im Internet. Jeden Tag wird ein einmütiger Song von unterschiedlichen Musiker*innen zusammen mit einer visuellen Animation veröffentlicht. Zusätzlich werden Videos und eine Veranstaltung sowohl Musiker*innen wie Konsument*innen auf das Thema Nachhaltigkeit in der Musikbranche sensibilisieren.
www.decembercalender.net
Das Pilotprojekt im Detail
Gesucht werden kulturelle Projekte, die sich inhaltlich mit den Themen Klimawandel und Nachhaltigkeit auseinandersetzen und/oder selbst nachhaltige Arbeitsweisen, Produktionsprozesse oder Veranstaltungsformen anwenden, kreieren oder testen.
Mögliche inhaltliche Themen für Projekte können unter anderem sein:
- Utopien, Visionen und Szenarien
- Kulturwandel und Zukunftsfähigkeit der Gesellschaft
- Zukunftsmodelle für Konsum, Mobilität, Arbeits-/Lebensweisen, Ernährung, Ressourcen-/Energieverbrauch
Aspekte für nachhaltige Arbeitsweisen, Produktionsprozesse oder Veranstaltungsformen können unter anderem sein:
- ressourcenschonende Arbeitsweisen oder Produktionsprozesse (z.B. Verwenden von nachhaltigen Materialien, Wiederverwertung oder geteilte Materialpools)
- zukünftige und nachhaltige Veranstaltungsformen
- Umsetzung von Konzepten der Kreislaufwirtschaft
Die aufgeführten Beispiele verstehen sich als Möglichkeiten, eigene Ideen sind erwünscht!
Der Maximalbetrag für ein Projekt ist 50 000 Franken, der Minimalbetrag ist 10 000 Franken. Im Rahmen dieses Pilotprojekts stehen insgesamt 120 000 Franken Fördergelder zur Verfügung.
Die unterstützten Projekte müssen bis Ende 2023 in der Stadt Zürich realisiert werden und öffentlich zugänglich sein.
Im Sinne der Nachhaltigkeit und Wissensvermittlung wird die Stadt Zürich alle Gesuchstellenden zu einem Erfahrungsaustausch einladen.
Gefördert werden transdisziplinäre Teams, Gruppen oder Kollaborationen (im Folgenden kurz Teams genannt) aus der Stadt Zürich. Bei der Zusammensetzung der Teams müssen folgende drei Bereiche vertreten sein:
- Kulturschaffende/Kreative
- KlimaaktivistIn der Generation Fridays for Future (oder einer anderen Generation)
- FachexpertIn im Bereich Klimawandel oder Nachhaltigkeit (z.B. WissenschaftlerIn, LandwirtIn, SoziologIn, FörsterIn, UmweltingenieurIn, TechnikerIn)
Ein Team muss aus mindestens zwei Personen bestehen und alle drei Bereiche abdecken. Die Teams müssen «aus der Stadt Zürich» kommen. Dieses Kriterium ist formal erfüllt, wenn mindestens die Hälfte der Personen eines Teams aus der Stadt Zürich kommen. Besteht ein Team beispielsweise aus 3 Personen, müssen mindestens 2 Personen aus der Stadt Zürich kommen.
Eine Person kommt formal «aus der Stadt Zürich», wenn diese Person:
- einen Wohnsitz in der Stadt Zürich hat oder
- hauptsächlich in der Stadt Zürich beruflich tätig ist und als Kulturschaffende das kulturelle Leben, als Fachexpertin das wissenschaftliche Leben beziehungsweise als KlimaaktivistIn das gesellschaftliche Leben in der Stadt Zürich mitprägt.
Begründung für die Zusammensetzung des Teams:
«Kulturschaffende/Kreative»: Kunst und Kultur stehen im Fokus. Zugelassen sind alle Formen der Kunst und Kultur. Die Projekte sollen künstlerisch – als Werk oder Prozess – Ideen oder nachhaltige Wege aufzeigen oder sich mit nachhaltigen Arbeitsweisen, Produktionsprozessen oder Veranstaltungsformen von Kunst und Kultur auseinandersetzen.
«KlimaaktivistIn der Generation Fridays for Future»: Es ist die junge Generation, die ein Handeln zur Bekämpfung der Klimakrise dringlich und laut einfordert. In diesem Pilotprojekt soll dieser Gruppe eine Stimme und Raum gegeben werden, um sich mit ihren Belangen einbringen und den gegenwärtigen Kulturbetrieb herausfordern zu können. Daher wird die Beteiligung der jüngeren Generation unterstützt, eine Teilnahme anderer Generationen ist möglich.
«FachexpertIn im Bereich Klimawandel oder Nachhaltigkeit»: Zum einen ist Fachwissen in diesem Bereich gefragt. Zum anderen sieht die Stadt Zürich in der transdisziplinären Zusammenarbeit die Chance, dass diverse Teams neue Wege beschreiten und im Diskurs Neues schaffen.
Bei Bedarf unterstützt die Universität Zürich bei der Herstellung von Kontakten zu spannenden Forschenden. Wenden Sie sich dafür direkt an Katharina Weikl (katharina.weiklATgrc.uzh.ch).
Folgende Projekte werden nicht unterstützt:
- Projekte, die im Rahmen von Schulprojekten oder einer Aus- und Weiterbildung entstehen (Bsp. Master- und Bachelor-Arbeiten)
- Kommerzielle Projekte, die keine öffentliche Förderung benötigen
- Projekte mit diskriminierendem Inhalt (zum Beispiel Sexismus, Rassismus, Gewaltverherrlichung)
- Projekte, die nicht öffentlich zugänglich sind
- Bereits umgesetzte Projekte oder Projekte, die nicht im Rahmen der angegebenen Fristen (siehe «Termine im Überblick») umgesetzt werden
- Projekte, die nicht fristgerecht oder vollständig eingereicht wurden
- (Arbeits-)Titel des Projekts
- Vision und Ziele des Projekts
- Motivation für das Projekt
- Inhaltliche Beschreibung des Projekts inkl. Angaben zu den nachhaltigen Arbeitsweisen, Produktionsprozesse oder Veranstaltungsformen (wenn vorhanden)
- Angaben zum Team: Angaben zu Rollen der Beteiligten im Projekt (Auflistung der Beteiligten mit Rollen/Verantwortlichkeiten)
- Informationen zum Zielpublikum des Projekts
- Ein Budget mit geschätzten Kosten und allfälligen Einnahmen sowie zusätzlich angefragten oder bereits zugesagten Beiträgen
- Zeitplan für die Realisierung des Projekts
Die eingereichten Unterlagen sollen es der Jury ermöglichen, das Projekt anhand der aufgeführten Fragestellungen in «Wie funktioniert der Auswahlprozess» (Punkt 2) zu beurteilen.
1. Abteilung Kultur: Prüfung der formalen Kriterien
Nach Ablauf der Eingabefrist prüft die Abteilung Kultur, ob ein Gesuch die formalen Kriterien erfüllt. Die formalen Kriterien müssen alle erfüllt sein. (Beschrieben unter «Wer darf sich bewerben»)
2. Jury: Beurteilung der inhaltlichen Kriterien
Alle formal korrekten Gesuche werden von der Jury inhaltlich beurteilt. Die Jury beurteilt den Projektantrag anhand folgender Fragestellungen (inhaltliche Kriterien), wobei diese nicht alle gleichzeitig beantwortet sein müssen:
- Wodurch begründet sich die künstlerische Qualität oder der innovative Charakter?
- Worin liegt die Eigenständigkeit?
- Welche Vision und Ziele verfolgt das Projekt?
- Welches Potential oder welche gesellschaftliche Relevanz hat es?
- Welche nachhaltigen Arbeitsweisen, Produktionsprozesse oder Veranstaltungsformen werden angewendet?
- Wie setzt sich das Team zusammen und wie ist die Zusammensetzung begründet?
- Sind die Organisation und Umsetzung des Projekts realistisch geplant und kalkuliert?
- Wen erreicht das Projekt und wer ist das Publikum?
Die Jury spricht ihre Empfehlung zu Handen der Direktion Kultur aus.
Jury
Michèle Bättig | Beraterin in den Bereichen Energie, Klima und Nachhaltigkeit, Standpunkt21 GmbH, Zürich |
Ursula Biemann | Künstlerin, Mitglied Projektausschuss «Kultur Labor Zürich», Zürich |
Martin Schick | Performer und Künstlerischer Leiter bluefactory, Fribourg |
Maya Tharian | Studentin der Politikwissenschaften und Klima-Aktivistin, Zürich |
Daniela Weinmann | Musikerin und Vorstandsmitglied von MDE Schweiz, Ennetbaden |
Termine
05.05.2022 | Veröffentlichung |
15.06.2022 | Matchmaking (ausgebucht) |
15.06.2022 | Start Eingabefrist (Öffnung Portal online Gesuchserfassung) |
15.09.2022 | Ende Eingabefrist |
07.10.2022 | Kommunikation Entscheide |
31.12.2023 | Realisierung der Projekte |
Das Pilotprojekt «Arts for Future» wird ideell von folgenden Organisationen unterstützt: