Pilotprojekt 2: Community Based
Die Ausschreibung für «Community Based» - das zweite Pilotprojekt im Rahmen von «Kultur Labor Zürich» - ist am 24. Oktober 2021 beendet worden. Gesucht wurden Personen aus einer migrantischen oder postmigrantischen Zürcher Community, die Kultur fördern wollten.
«Kultur Labor Zürich» hinterfragte die bestehende Kulturförderung, wollte Veränderungen anstossen und von diesen lernen – zum Beispiel mit dem Pilotprojekt «Community Based». Mit «Community Based» schaffte Stadt Zürich Kultur die Möglichkeit, dass Zürcherinnen und Zürcher mitentscheiden, was gefördert wird. Gesucht wurden Personen aus einer migrantischen oder postmigrantischen Zürcher Community (siehe Begriffserklärung am Ende der Seite), die Kultur fördern wollten. Es stand ein einmaliges Budget von 90 000.– Franken zur Verfügung, mit dem Kulturschaffende und Kreative in der Stadt Zürich unterstützt werden konnten. Die Community wählte – zuhanden von Stadt Zürich Kultur – selbst aus, wer oder was gefördert wurde: Veranstaltungsreihen, Festivals, offene Bühnen, Open Spaces, Werkräume, Wettbewerbe oder ganz neue Formen. Bedingungen waren: Die geförderten Kulturschaffenden und Kreativen sind aus einer migrantischen oder postmigrantischen Community und die geförderten Projekte finden in der Stadt Zürich statt.
Die Ausschreibung lief bis zum 24. Oktober 2021. Es wurden insgesamt 16 Projekte eingereicht.
SPACE CAMP
Auf Empfehlung der fünfköpfigen Jury hat sich «Kultur Labor Zürich» für das Projekt «SPACE CAMP» von Brandy Butler und Leslie Philbert aus Zürich ausgesprochen.
SPACE CAMP fand vom 15. - 25. Februar 2023 im Tanzhaus Zürich statt. Es wurden Künstlerinnen und Künstler im Bereich der darstellenden Künste aus marginalisierten Gruppen in Zürich, in der Schweiz oder rund um den Globus eingeladen, während zwei Wochen in einem kollaborativen, transdisziplinären und «sicheren Raum» zusammen zu kommen um zu kreieren, zu lernen, sich untereinander zu vernetzen und die Kunst der kollektiven Gemeinschaftsbildung anzuwenden.
Das von People of Colour betriebene SPACE CAMP schaffte für die Dauer von zwei Wochen einen eigenen Raum für Menschen aus marginalisierten Gruppen und arbeitete daran, Zugangsbarrieren aktiv abzubauen und gleichzeitig einen «sicheren Raum» für gelebte Vielfalt zu schaffen.
Das Pilotprojekt im Detail
Einreichungen für «Community Based» sind nun geschlossen. Dies war der Ausschreibungstext:
Wollen Sie sich als Kulturförderin oder Kulturförderer erproben und für die Auswahl von Kultur- oder Kunstprojekten verantwortlich sein? Gehören Sie einer migrantischen oder postmigrantischen Community an? Dann sind Sie hier richtig. Sie können bei «Community Based» ein eigenes Förderkonzept einreichen, um ein einmaliges Budget von 90 000.– Franken zu erhalten. Im Rahmen dieses Budget sind Sie – zuhanden von Stadt Zürich Kultur – für die Auswahl zuständig, welche kulturellen und künstlerischen Projekte von in Zürich lebenden Kulturschaffenden und Kreativen aus einer migrantischen oder postmigrantischen Community gefördert werden sollen. Die geförderten Projekte müssen in der Stadt Zürich öffentlich zugänglich sein.
Für die Beratung bei der Erstellung Ihres Förderkonzepts oder bei der Vermittlung von Kontaktpersonen, Coaches etc. für die spätere Umsetzung Ihres Fördervorhabens steht Ihnen das Team vom «Kultur Labor Zürich» gerne zur Verfügung.
- Bewerberinnen und Bewerber für «Community Based» müssen zu einer migrantischen oder postmigrantischen Community der Stadt Zürich gehören.
- Bewerbungen können von Einzelpersonen oder Gruppen (bspw. Teams, Kollektive, Organisationen, Vereine etc.) eingereicht werden.
Alle Bewerberinnen und Bewerber müssen ein Förderkonzept einreichen. Das Förderkonzept kann in deutscher oder englischer Sprache eingereicht werden. Das Bewerbungsgespräch wird in Deutsch oder Englisch durchgeführt. Wenn Sie das Förderkonzept in einer weiteren Sprache verfassen möchten oder Sie für das Bewerbungsgespräch eine Simultanübersetzung wünschen, teilen Sie uns dies bitte bis zum 30. September 2021 mit. Beachten Sie bitte die Fristen für die Einreichung der Förderkonzepte (siehe unter «Termine im Überblick»).
Das Förderkonzept (max. 5 A4-Seiten) muss als PDF per Email an Lotte Kircher, Projektassistenz «Kultur Labor Zürich», sophiecharlotte.kircher@zuerich.ch geschickt werden. Das Förderkonzept soll das Vorhaben inhaltlich beschreiben und über die geplante Umsetzung informieren.
Die folgenden Punkte müssen im Förderkonzept enthalten sein:
- (Arbeits-)Titel des Vorhabens
- Inhaltliche Beschreibung des Vorhabens inkl. Angaben darüber, wie Kulturschaffende und Kreative der Community ausgewählt werden (z.B. Auswahlkriterien, Auswahlprozess, etc.)
- Angestrebte Wirkung des Vorhabens
- Zeitplan für die Umsetzung des Vorhabens
- Angaben zum Budget und Finanzierungsplan (geschätzte Kosten und allfällige Einnahmen)
- Angaben zu den Beteiligten und deren Verantwortlichkeiten
- Beschreibung der vertretenen Community in der Stadt Zürich (allfällige Organisationsform etc.)
Das Förderkonzept soll der Jury ermöglichen, das Vorhaben u.a. anhand der unter «Was sind die Auswahlkriterien» aufgeführten Fragen zu beurteilen.
Abteilung Kultur: Prüfung der formalen Kriterien
Nach Ablauf der Eingabefrist wird durch «Kultur Labor Zürich» überprüft, ob die Bewerbung die formalen Kriterien erfüllt (siehe unter «Was sind die Auswahlkriterien»).
Jury: Prüfung der inhaltlichen Kriterien
Alle Bewerbungen, die die formalen Kriterien erfüllen, werden von einer Jury geprüft und inhaltlich beurteilt (siehe unter «Was sind die Auswahlkriterien»). Nach Sichtung und Diskussion der eingereichten Förderkonzepte lädt die Jury zwei bis drei Bewerberinnen oder Bewerber bzw. Gruppen zum Gespräch ein. Die Gespräche finden voraussichtlich am 19. November 2021 in Zürich statt. Grundlage der Gespräche ist das eingereichte Förderkonzept.
Direktion Kultur: Entscheid über Förderkonzept
Nach Abschluss der Gespräche empfiehlt die Jury der Direktion Stadt Zürich Kultur ein Förderkonzept resp. eine verantwortliche Person oder Gruppe. Eine schriftliche Vereinbarung regelt bis Mitte Januar 2022 die konkrete Umsetzung auf der Grundlage des eingereichten Förderkonzepts. Details zu der Ausarbeitung der Vereinbarung werden der/dem/den Verantwortlichen bis Ende November 2021 schriftlich kommuniziert.
Formale Kriterien
Folgende formale Kriterien müssen gleichzeitig erfüllt sein:
- Bewerbungen werden ausschliesslich elektronisch entgegengenommen.
- Das Förderkonzept hat eine Länge von max. 5 A4-Seiten und ist vollständig, das heisst es enthält die geforderten Punkte (siehe «Wie bewerbe ich mich»).
- Bewerbungen müssen fristgerecht eingereicht werden.
Nicht unterstützt werden:
- Förderkonzepte und Projekte, die im Rahmen von Schulprojekten oder einer Aus- und Weiterbildung entstehen (Bsp. Master- und Bachelor-Arbeiten)
- Förderkonzepte und kommerzielle Projekte, die keine öffentliche Förderung benötigen
- ausschliessliche Infrastrukturprojekte
- Förderkonzepte und Projekte mit diskriminierendem Inhalt (Bsp. Sexismus, Rassismus, Gewaltverherrlichung)
- Förderkonzepte für Projekte, die nicht öffentlich zugänglich sind
- Förderkonzepte für bereits umgesetzte Projekte oder Projekte, die nicht im Rahmen der angegebenen Fristen umgesetzt werden (können)
Inhaltliche Kriterien
Die Jury beurteilt die eingereichten Förderkonzepte u.a. anhand folgender Fragestellungen:
- Welche Ziele verfolgt das Fördervorhaben? Was will es bewirken?
- Welche kulturellen/künstlerischen Bereiche sollen gefördert werden?
- Anhand welcher Kriterien soll das Förderbudget an kulturelle/künstlerische Projekte verteilt werden?
- Welcher Auswahlprozess ist hierfür vorgesehen (Verteilwege)?
- Ist die Umsetzung des Fördervorhabens realistisch geplant und kalkuliert?
- Wer ist für das Fördervorhaben verantwortlich, wer ist Teil der organisatorischen Umsetzung (Auflistung der Verantwortlichen und Beteiligten)?
- Welche Partnerschaften geht das Fördervorhaben allenfalls ein?
- An wen richtet sich das Fördervorhaben (Kulturschaffende, Publikum etc.)?
Die Jury setzt sich wie folgt zusammen:
- Adamo Antoniadis, Projektleiter Integrationsförderung, Stadt Zürich
- Mîrkan Deniz, Künstlerin, Zürich
- Patrick Gusset, freier Theaterschaffender, Doktorand und Lehrbeauftragter ZHdK, Zürich (Mitglied des Projektteams «Kultur Labor Zürich»)
- Natascha Nassir-Shahnian, Referentin für Diversitätsentwicklung, Stiftung für Kulturelle Weiterbildung und Kulturberatung Berlin
- Nora Refaeil, Conversations for Change, Vorstandsmitglied Institut Neue Schweiz INES
- Regula Düggelin, externe Projektleiterin «Kultur Labor Zürich» (Vorsitz ohne Stimmrecht)
24.08.2021 Start Ausschreibung
10.10.2021 Eingabefrist für Bewerbungen, die nicht auf Deutsch oder Englisch sind und noch übersetzt werden müssen
24.10.2021 Eingabefrist für Bewerbungen auf Deutsch und Englisch
19.11.2021 Bewerbungsgespräche
Ende November 2021 Bekanntgabe des ausgewählten Förderkonzepts
15.12.2021 Abgabetermin detailliertes Förderkonzept
15.01.2022 Vereinbarung zwischen Verantwortlichen des Fördervorhabens und
Stadt Zürich Kultur auf der Grundlage des detaillierten Förderkonzepts
31.12.2022 Umsetzung Förderkonzept
«Community»: Der Begriff «Community» meint in der vorliegenden Ausschreibung einen Zusammenschluss von Menschen mit Migrationserfahrungen und Zusammengehörigkeitsgefühl, die sich selbst als Gruppe wahrnehmen bzw. definieren.
«migrantisch» und «postmigrantisch»: Mit den Begriffen sollen Menschen angesprochen werden, die durch die Erfahrung der Migration geprägt sind. Migration wird dabei als ein Prozess aufgefasst, der wesentlich zur Gestaltung der Gesellschaft beiträgt. «Postmigrantisch» soll Personen, deren Geschichten und Perspektiven, ansprechen, die selbst nicht mehr migriert sind, die Migrationserfahrung aber als persönliches Wissen und kollektive Erinnerung mitbringen, beispielsweise Secondas und Secondos, aber auch Angehörige einer weiteren Einwanderungsgeneration.