Care Managerin Barbara Hess unterstützt seit 10 Jahren Senior*innen, die zu Hause leben. Im Interview beantwortet sie die wichtigsten Fragen rund um die präventiven Hausbesuche.
Für wen ist ein präventiver Hausbesuch besonders zu empfehlen?
Das Angebot richtet sich an alle Einwohner*innen der Stadt Zürich ab 65 Jahren, die Fragen rund um ihr Wohlbefinden, Gesundheit, Soziales und Finanzen haben und sich dabei Beratung und Unterstützung wünschen. Ab dem 75. Lebensjahr erhalten Senior*innen von uns einen Gesundheits- und Themenfragebogen zugestellt. Dieser Fragebogen hilft aufzuzeigen, ob ein persönliches Beratungsgespräch nützlich sein kann. Selbstverständlich kann man sich auch gerne vorher für eine Beratung anmelden.
Wieso ist eine Beratung zu Hause sinnvoll?
Beim Hausbesuch erfährt man viel und es hilft, die individuellen Bedürfnisse besser zu erkennen: Müssen die Personen zum Beispiel mehrere Treppenstufen hochgehen, besteht eine Sturzgefahr? Können die Menschen am sozialen Leben teilhaben? Zudem ist es einfacher, mit den Leuten in ihrer vertrauten Umgebung in Kontakt zu treten und so auch etwas über ihre Gesundheit, die eigenen Möglichkeiten und die individuelle Lebens- und Familiensituation zu erfahren. Letzteres hilft vor allem einzuschätzen, ob jemand sozial vernetzt ist und durch Familienmitglieder oder Bekannte unterstützt wird.
Wie lange dauert ein Hausbesuch?
Für einen Hausbesuch planen wir ca. eineinhalb Stunden ein, dabei erstellen wir eine Übersicht, um die aktuelle Lebenssituation zu erfassen. Insbesondere bei schwierigen Situationen geht es darum, eine Beziehung aufzubauen und eine längerfristige Begleitung anzubieten, sodass wir bei Bedarf weitere Dienste organisieren können. Dazu gehören zum Beispiel die Spitex Zürich zur Unterstützung bei der Körperpflege oder im Haushalt, aber auch Nachbarschaftshilfe oder die Pro Senectute bei finanziellen und administrativen Anliegen.
In welchen Situationen könnt ihr die Leute besonders gut unterstützen?
Die Bedürfnisse jedes Einzelnen sind sehr unterschiedlich. Die Themen, die wir bei unseren Hausbesuchen vertiefen sind dabei sehr vielfältig: Sie umfassen die körperliche, geistige und soziale Gesundheit. Wir besprechen zum Beispiel den Umgang mit der Einsamkeit im Alter, Fragen zur Ernährung bis hin zur Sturzberatung.
Wie wir sonst noch helfen? Sehr oft vermitteln wir ein Bewegungsangebot, organisieren Pro Mobil-Gutscheine, den SRK-Notruf, die Spitex usw. Und falls möglich, motivieren wir die Leute, sich im persönlichen Umfeld zu organisieren, sodass zum Beispiel täglich jemand kurz anruft oder in der Nachbarschaft schnelle Hilfe verfügbar ist.
Haben sich die Schwerpunkte der Beratungen im Laufe der Jahre verändert?
Die Beratungen sind seit der Pandemie vielschichtiger geworden. Es benötigt oft längere Begleitungen, da der Alltag der Senior*innen auch nach der Pandemie oft noch strukturell verändert ist.
Generell unterscheiden sich die Beratungsschwerpunkte je nach Altersgruppe. Bei den 75-jährigen sind Vorsorge und Prävention hoch im Kurs. Wir informieren sie und geben Broschüren ab. Sie recherchieren dann meist selbst weiter und melden sich vielleicht in einigen Jahren wieder, wenn sie Unterstützung brauchen. Nimmt die Vulnerabilität zu oder stehen Lebensveränderungen an, wie zum Beispiel der Entscheid, in eine Altersinstitution einzutreten, bedarf es längerer Beratungen und Begleitung. Hier geht es darum, mit Betroffenen die Änderung im Alter immer wieder zu besprechen, eigene Möglichkeiten aufzuzeigen und ihre Lebensqualität unter Beizug anderer Dienste zu stärken.
Wie kann ich mich für einen Hausbesuch anmelden?
Die grosse Mehrheit der Leute erreichen wir über einen direkten Briefversand, wo wir anschliessend auf Wunsch Kontakt aufnehmen und einen Termin für einen Hausbesuch vereinbaren. Interessierte können sich auch direkt bei der Fachstelle Zürich im Alter melden. Das Angebot ist freiwillig und kostenlos.
Bietet ihr auch Hausbesuche in anderen Sprachen an?
Im Moment werden italienische Senior*innen der Stadt Zürich in ihrer Muttersprache angeschrieben, mit dem Angebot, eine präventive Beratung auf Italienisch zu erhalten.