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«Eigentlich wollte ich Rockstar werden»

KD Dr. med. Elisabeth Weber ist Chefärztin der Klinik Innere Medizin am Standort Waid. Im Beitrag «Ein Tag im Leben von KD Elisabeth Weber» erzählt sie, was sie mit «Dr. House» gemeinsam hat, warum es mit dem Rockstar-Traum nicht geklappt hat und was sie an ihrer Arbeit besonders schätzt.

Frau Dr. Weber mit dem Fahrrad unterwesg
Frau Dr. Weber auf dem Weg zur Arbeit

Wie jeden Tag klingelt mein Wecker auch heute um 5 Uhr morgens. Während meine Familie noch tief und fest schläft, füttere ich als erstes unseren Kater Jasper. Jasper wurde im Engadin geboren und lebt seit vielen Jahren in unserem Quartier. Sein Zuhause bei uns hat er seit 3 Jahren: wir haben ihn von unseren ehemaligen Nachbarn übernommen im Tausch gegen ein antikes Küchenregal – so blieb ihm der Umzug in ein neues Quartier erspart.


 

Nach mindestens zwei Tassen Kaffee schwinge ich mich aufs Fahrrad und fahre zum Bahnhof. Heute spüre ich die Vorboten des Frühlings: hellblaues Licht und die Vögel zwitschern laut. Am Bahnhof steige ich in die S8 nach Oerlikon. Die Zugfahrt nutze ich meist für die Arbeit – als Frühmorgen-Mensch habe ich dann oft die besten Ideen.

Patientenbesuch

Gegen halb sieben komme ich im Waid an und besuche als erstes den Notfall, wo ich mich mit der Assistenzärztin vom Nachdienst austausche. Ich erkundige mich über ihr Wohlbefinden, die Geschehnisse während der Nacht und natürlich darüber, wie es den Patientinnen und Patienten geht. Beim Gespräch erfahre ich, dass der Dienst streng war und es unserem Sorgenkind – einer Patientin mit einer schweren Lungenentzündung – bereits etwas besser geht.


 

    

Mein Morgenprogramm ist weitestgehend vorbestimmt: administrative Tätigkeiten, Patientenvisiten, Besprechungen, Weiterbildungen und Falldiskussionen füllen den Vormittag sehr gut aus. Für Unvorhergesehenes wie zum Beispiel eine plötzliche Verschlechterung einer Patientin, eines Patienten oder Angehörige, die ein Gespräch wünschen, nehme ich mir immer Zeit.

An meinem Beruf schätze ich besonders den Kontakt mit Menschen, das Teaching der jungen Ärztinnen und Ärzte sowie die tägliche intellektuelle Herausforderung. Unsere Tätigkeit als Spitalinternistinnen und Spitalinternisten entspricht bisweilen einer regelrechten Detektivarbeit, ähnlich der Arbeit von «Dr. House» und seinem Team. Ein unkonventioneller Arzt, der, egal wie schwierig oder aussichtslos der Fall scheinen mag, immer zu einer Diagnose kommt und am Ende alle gesund macht – so etwas gelingt nur im Fernsehen, die Realität ist oft etwas anders. Aber die Spurensuche haben «Dr. House» und ich gemeinsam: wir forschen, diskutieren im Team und versuchen, die verschiedenen Symptome unter einen Hut bzw. unter eine Diagnose zu bringen.

Zum Mittagessen gönne ich mir gerne das vegetarische Menü. Obwohl ich Fleisch mag, verzichte ich aus ökologischen Gründen gerne auch immer mal wieder darauf. Die Vegi-Menüs im Waid kann ich empfehlen, sie sind immer originell und lecker zubereitet.  

Am Nachmittag starten die Gespräche mit Patientinnen und Patienten sowie Sitzungen mit Mitarbeitenden. Abends arbeite ich meist bis gegen 19 Uhr, ausser wenn ich, so wie heute, meine Tochter vom Fussballtraining abhole – dann wird es auch einmal früher. Als letzte Handlung vor dem Feierabend räume ich meinen Schreibtisch auf. Dies ist wie eine kleine «Psychohygiene» und lässt mich den Tag mit einem guten Gefühl abschliessen. Klar gibt es auch Tage, die mir sehr zu schaffen machen und nach denen ich nicht so gut abschalten kann, wie zum Beispiel, wenn ich einem Patienten oder einer Patientin eine schwierige Nachricht überbringen muss. Für solche Situationen habe ich am Stadtspital Zürich eine Supervisionsgruppe ins Leben gerufen, wo sich Ärztinnen und Ärzte des Departements Innere Medizin über schwierige Momente im Beruf und die damit verbundenen eigenen Emotionen austauschen können.

Generell ist das Stadtspital Zürich ein sehr sozialer Arbeitgeber. Vor allem gefällt mir, dass die Vereinbarung von Beruf und Familie auch unserer Spitalleitung am Herzen liegt und aktiv nach alternativen Arbeitsmodellen gesucht wird.

Meine Tochter (9) habe ich unterdessen vom Fussballtraining abgeholt. Während der Rückfahrt haben wir darüber gesprochen, wie ihr Tag war und was ich erlebt habe. Am liebsten berichtet sie über die Aktivitäten in den Pausen auf dem Schulhausplatz. Zuhause wartet bereits das Nachtessen auf uns – mein Mann kocht sehr gerne. Auch er arbeitet Teilzeit als Chefarzt und heute ist sein «Familientag». So teilen wir Haushalt und Erziehung gleichberechtigt auf. Unterdessen ist auch unser Sohn (12) eingetroffen. Er war im Handballtraining, hat «einen Bärenhunger» und ist heute wenig gesprächig. Gemeinsam essen wir, bevor sich unser Sohn in sein Zimmer verabschiedet, wo er auf seiner E-Gitarre das ganze Haus beschallt. Die Leidenschaft für die Musik hat er wohl von mir geerbt, denn ursprünglich war es mein heimlicher Kindheitstraum, Rockstar zu werden. Mein Talent hat dann doch nicht ausgereicht. Da mich die Leidenschaft zur Musik aber auch heute noch nicht losgelassen hat, nehme ich in meiner Freizeit Gesangsstunden und singe zu Nicht-Covid-Zeiten in einem Chor. Natürlich sind wir heute nicht mehr ganz so cool unterwegs wie damals, als ich mit meiner Sandkastenfreundin eine eigene Band hatte.

Während meine Tochter sich Harry Potter widmet, sprechen mein Mann und ich über unsere Erlebnisse, planen die nächsten Tage und lassen den Tag geruhsam ausklingen.

Frauen in der Medizin

Das Stadtspital Zürich setzt sich unter anderem für Teilzeitarbeit und die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ein.

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