Der Kopf: Stefan Mühlemann

Er ist schon als Kind beim Silvesterlauf mitgelaufen. Nun modernisiert er die grösste aktive Sportveranstaltung der Stadt als deren Präsident.

11. Dezember 2024 – Der Silvesterlauf ist längst ein Jour fixe auf dem Veranstaltungskalender und die grösste aktive Sportveranstaltung der Stadt: Auch diesen Dezember gehen wieder über 20'000 Teilnehmer*innen an den Start, gefeiert von rund 30’000 Zuschauer*innen, die die Strassen der Innenstadt säumen. 

200 freiwillige Helfer*innen machen dieses Volksfest jeweils möglich, und der oberste Verantwortliche heisst Stefan Mühlemann. Der 51-jährige Ökonom ist Präsident des «Vereins Zürcher Silvesterlauf TV Unterstrass» und er kennt den Event schon seit seiner Kindheit. 1982, mit gerade einmal neun Jahren, lief er erstmals mit, seither nahm er über zwanzig Mal daran teil. «Damals wurden Jogger schräg angeschaut, und wir galten als Spinner», erinnert er sich. «Heute ist Laufen eine Volksbewegung.»

Der schnelle Präsident

Der dreifache Familienvater wohnt im Kreis 6 und läuft jede Woche rund 80 Kilometer. Am liebsten früh am Morgen und besonders gerne auf den Uetliberg. Noch immer absolviert er den Marathon unter drei Stunden. Was macht das Laufen so faszinierend? «Es ist befreiend, belebend und abwechslungsreich. Und es ist so herrlich einfach. Alles, was es braucht, sind ein paar Turnschuhe». 

Aber Stefan Mühlemann ist weit mehr als ein Schnellläufer, er ist auch ein Schnelldenker und vielseitig interessiert. Ein Citoyen im besten Sinne, der sich auch in der Politik (GLP-Mitglied) und in der Kultur (Verwaltungsrat des Schauspielhauses) engagiert. Beruflich war er viele Jahre für Nestlé in den USA und Südamerika tätig, heute ist er Geschäftsführer der Zurich International School. 

Stefan Mühlemann legt jede Woche 80 Kilometer rennend zurück, am liebsten bergauf auf den Uetliberg.

Von seinem Netzwerk und Knowhow profitiert der Silvesterlauf. Seit er 2018 dieses Ehrenamt übernommen hat, hat er den Event erfolgreich weiterentwickelt, die Organisation umstrukturiert, die Abwicklung und den Auftritt professionalisiert. Dank eines neuen Vermarktungskonzepts sind die Einnahmen markant gestiegen. Sehr zur Freude der Nachwuchsabteilungen des TV-Unterstrass, an die der Überschuss der Non-Profit-Veranstaltung jeweils fliesst. 

Erweitert wurde aber auch das Angebot für die Läufer*innen. «Der Spassfaktor wird immer wichtiger», sagt Stefan Mühlemann. Nicht die Leistung, sondern das Erlebnis und die Gemeinschaft stehen vermehrt im Vordergrund. Neue Kategorien tragen diesen Trends Rechnung. Im «SMG Community Run» und im «Pink Ribbon Charity Run» rennt man ganz ohne Zeitmessung, aber für einen guten Zweck. In der Kategorie «Run for Fun» gewinnen die Teams, die am originellsten verkleidet sind. Und seit 2023 gehen auch Menschen mit Beeinträchtigung an den Start. «Sie laufen nicht in einer eigenen Kategorie, sondern sind ganz im Sinne der Inklusion im regulären Läuferfeld integriert», freut sich der Präsident.

Möglichst viele sollen sich bewegen

Doch damit ist seine Mission noch längst nicht erfüllt. Als Langstreckenläufer hat Stefan Mühlemann einen langen Atem, und so hat er bereits das nächste Projekt in Angriff genommen. 2026 feiert der Silvesterlauf sein 50-Jahre-Jubiläum. Es soll ein unvergessliches Erlebnis werden mit speziellen Attraktionen.

Und ganz der ehemalige Spitzensportler, denkt er dabei auch an einen neuen Rekord: Beim Jubiläum sollen 26‘000 Läufer*innen an den Start gehen – zehn Jahre zuvor waren es 24'000. Für Mühlemann ist klar: «Das Allerwichtigste ist, dass wir möglichst viele Leute dazu bringen, sich zu bewegen».

Michael Krobath

Die Rubrik «Der Kopf»

Die Stadtentwicklung Zürich hat täglich mit vielen interessanten Menschen zu tun, die in Zürich etwas bewegen. In dieser Rubrik stellen wir sie unseren Leser*innen vor.