Der Kopf: Moritz Güttinger

Seine Firma Zuriga produziert mitten in Zürich Espressomaschinen. Sie sind so schön, dass sie das Potenzial zum Designklassiker haben.

25. Oktober 2024 – «Sie läuft wie ein Schweizer Uhrwerk.» (FAZ). «Sie ist von bestechend schlichter Formensprache.» (NZZ). «Es war Liebe auf den ersten Blick.» (Financial Times). So euphorisch berichteten die Medien, als die Espressomaschine «ZURIGA» 2016 auf den Markt kam. Und die Konsument*innen teilten ihre Einschätzung: Inzwischen steht das hochwertige Gerät schon in über 10‘000 Haushalten.  

Das Besondere an dieser Erfolgsstory: Die Maschine heisst nicht nur so, sie wird auch tatsächlich mitten in Zürich produziert. Und: Der Kopf dahinter ist ein Quereinsteiger, der seine Erfindung mittels Crowdfunding finanzierte und heute ein KMU mit 30 Mitarbeitenden führt. Sein Name: Moritz Güttinger, 40 Jahre alt, studierter Umweltingenieur, aufgewachsen in Thalwil und mit seiner fünfköpfigen Familie im Kreis 4 zu Hause.  

Eine Espressomaschine mit Zürcher Werten

«Ich war einfach nicht zufrieden mit meiner Kaffeemaschine und habe sie auseinandergenommen und mit anderen Maschinen verglichen», erzählt der Tüftler und Schnelldenker. Da habe er realisiert: «Bei den wichtigsten Komponenten gab es null Innovation». 

Umgehend entwickelte Güttinger mit neuester Technologie eine Maschine, die in zwei Minuten einsatzbereit ist und bei konstantem Druck und präzis eingehaltener Brühtemperatur echten italienischen Espresso herstellt. Hinzu kamen ein minimalistisches Design und hochwertige Materialien wie das echte Laborglas für den Wassertank. «Technologie, Präzision, Design und das alles finanziell durchdacht – die «ZURIGA» verkörpert klassische Zürcher Werte», findet Güttinger.  

Moritz Güttinger führt in den Produktionsräumen in der Werkstadt Zürich seine Kaffeemaschine vor.

Montiert werden die 318-teiligen Kaffeemaschinen in den alten SBB-Werkstätten in Zürich-Altstetten. Die denkmalgeschützten Werkhallen hat die SBB gemeinsam mit der Stadt Zürich (der Stadtentwicklung und dem Amt für Städtebau) und der kantonalen Denkmalpflege unter dem Label «Werkstadt Zürich» in einen Hotspot für Gewerbe und Kreativwirtschaft verwandelt. Das Ziel ist es, die urbane Produktion und die Kreislaufwirtschaft zu fördern.  

Ein Anliegen, für das sich auch Güttinger engagiert als langjähriges Vorstandsmitglied der «Made in Zurich Inititative» und als Unternehmer. «Wir dürfen das nicht romantisieren, natürlich hängen die meisten Produzenten mit gewissen Rohstoffen und Produkten an der globalen Lieferkette», sagt er. «Aber wir müssen die Auswüchse eindämmen und begehrenswerte Produkte entwickeln, die eine geringere Klimabelastung aufweisen». 

«Wir müssen begehrenswerte Produkte entwickeln, die eine geringere Klimabelastung aufweisen.» Moritz Güttinger  

Wie das gehen kann, zeigt er mit der «ZURIGA». 80 Prozent der Teile werden innerhalb einer Distanzvon 100 Kilometern produziert und die Materialen sind sehr langlebig. «Zudem bieten wir eine lebenslange Garantie für unsere Maschinen an, reparieren diese und kaufen nicht mehr benötigte Modelle zurück.» 

Der Nachhaltigkeitsgedanke prägt auch Güttingers Wachstumsstrategie. Er will bescheiden bleiben, ohne Risikokapital Schritt für Schritt machen. Derzeit expandiert er in die Nachbarländer und nächstes Jahr will er mit einer grösseren Maschine den Gastro-Markt erobern. Und wer weiss: Vielleicht wird seine Erfindung dereinst sogar zum Klassiker, der es in die Designsammlung des Museum of Modern Art in New York schafft. So wie die Freitag-Tasche, der Landi-Stuhl oder der Sparschäler – alle «Made in Zürich». 

Michael Krobath