Hanna Olzon Åkerström
22. April 2024 – Vor ein paar Jahren noch standen Hanna Olzon Åkerström und ihr Mann Johan in ihrer Küche und schütteten Öl und Lauge zusammen. Nicht in einer Fabrik, sondern bei ihnen zu Hause wollten sie eine echte Seife herstellen. Eine, die nach uralter Methode verseift wird. Und die gut zur Haut ist und gut zur Umwelt.
Heute steht Hanna Olzon Åkerström in ihrem neu eröffneten Geschäft im Zürcher Hauptbahnhof an bester Lage. Über der Tür prangt ihr früherer Arbeitstitel: Soeder. Soeder wie Süden auf Schwedisch und Soeder wie das Stockholmer Quartier Södermalm, das sie und ihr Mann, die beiden Schweden, so lieben. 200 Tonnen Crèmes, Shampoos, Lippenpomaden und - natürlich - Seifen stellt Soeder heute jährlich her. Über 80 Mitarbeitende beschäftigt das Unternehmen.
Wie haben die beiden das geschafft? Hanna Olzon Åkerström bittet ins Obergeschoss. Dort sieht man auf die Reisenden, die wie in einem zu schnell laufenden Stummfilm vorbeihasten. Olzon Åkerström wirkt nicht wie die Chefin des Geschäfts, vielmehr wie eine Pendlerin, die noch rasch eine Lippenpomade kaufen will - sie praktisch gekleidet, Windjacke und Gummistiefel, und sie tritt mit Zurückhaltung auf. «Wir hatten keinen Businessplan», antwortet sie. «Wir liessen uns vom Wunsch antreiben, etwas zu verändern.» Entsprechend funktionierte damals ihr Marketing: «Ach, Ihr habt einen Club? Dann braucht Ihr sicher Seife.»
Es war nicht vorhersehbar, dass die Seife einmal ihr wichtigstes Produkt sein würde. Zu Beginn, im Jahr 2013, gestaltete das Designkollektiv Soeder Lampen, Rucksäcke oder Tische. Auch Hanna Olzon Åkerström sitzt nun an einem davon. Das Kollektiv wollte Dinge schaffen, die man braucht und die nicht herumliegen. Und die nachhaltig sind.
Hanna und Johan Olzon Åkerström waren herausgefordert. Sie hatten keine Ahnung, wie man eine Seife herstellt. Aber sie wollten es besser machen.
Nur die Seife war dies nicht, die Soeder im Laden im Kreis 4 zur Abrundung des Sortiments verkauften. Hanna und Johan Olzon Åkerström, die unruhigen Machermenschen, waren herausgefordert. Sie hatten keine Ahnung, wie man eine Seife herstellt. Aber sie wollten es besser machen.
«So begannen wir zu tüfteln», sagt Hanna Olzon Åkerström. Sie erzählt, wie sie über das Web in der ganzen Welt alte Bücher zusammensuchten, Tutorials schauten, experimentierten. Zwar ist das Prinzip des Verseifens einfach. Schwierig ist es, gute Öle zu finden und sie in der richtigen Menge zusammenzuführen. Viele Hersteller können nicht widerstehen und schöpfen der Seifenlauge das wertvolle Glycerin ab, um es teuer zu verkaufen. Soeder fügt ihr extra Glycerin bei.
Zurück in die Stadt
Die Nachfrage nach der Seife aus Olzon Åkerströms Küche stieg derart, dass diese zu klein wurde und bald auch die zugemietete Garage. Und nun warten in ihren Räumen im Zürcherischen Schwerzenbach die Maschinen verpackt auf den Abtransport. Die Manufaktur zieht in die Stadt, in die frühere SBB-Werkstätte in Zürich-Altstetten. SBB und Stadt Zürich entwickeln diese zu einer Wirkstätte für Start-ups, Gewerbe und Kultur.
«Wir wollen arbeiten, wo wir wohnen», sagt Hanna Olzon Åkerström. Und sie wohnen in Zürich. «Wir», das sind Hanna, die Architektin, ihr Mann, der Kreative, und ihre drei Kinder - zwei haben sie gemeinsam, eines brachte Johan aus einer früheren Beziehung mit.
Was kommt als nächstes? Soeder will seine Seife mehr Leuten zugänglich machen - auch solchen, die nicht zu den gut Verdienenden gehören. Hanna Olzon Åkerström sagt, sie hätte sich ihre eigene Seife lange gar nicht leisten können - der wahre Preis, der auch die ökologischen und sozialen Kosten berücksichtigt, können nicht alle bezahlen. So stellen sie neu für Coop die Seife «SO Natürlich» nach einer einfacheren, aber natürlichen Rezeptur her. Damit hat Soeder nun eine Seife, die man selber braucht und eine, die man verschenkt. Manchmal auch sich selber.
Janine Hosp