Wie der Stadtrat Zürich in die Zukunft führen will

Mit den «Strategien Zürich 2040» setzt der Stadtrat Leitplanken für die Entwicklung der Stadt. Dies tut er unter der Devise: Entschlossen in die gemeinsame Zukunft.

20. Dezember 2024 – Seitdem Menschen in Städten leben, planen sie diese. Und verfolgen dabei Zielbilder und Visionen des idealen Lebensraums. 

Die Prognosen sprechen eine klare Sprache: Städte sind der Lebensraum der Zukunft. In Europa leben 2024 drei Viertel der rund 750 Millionen Menschen in Städten. Hier akzentuieren sich viele gesellschaftliche, wirtschaftliche und politische Entwicklungen. 

Die Stadt Zürich steht wieder an der Spitze  

Städte sind Innovationsorte, denn sie müssen die Anforderungen der globalisierten Welt meist als erste bewältigen: Wachstum, steigende Bodenpreise und Lebenshaltungskosten, das Auffangen der klimatischen Veränderungen, und die digitale Transformation, die immer mehr Lebensbereiche bestimmt. Dies müssen die Städte nachhaltig und zukunftsfähig tun: Es geht nicht um kleine Schritte oder grosse Utopien, sondern um die Umsetzung konkreter, wirkungsvoller Massnahmen. 

2024 steht die Stadt Zürich wieder ganz zuoberst im Mercer «Quality of Living»-Ranking – nachdem sie die letzten zwei Jahre den ersten Platz an Wien hatte abtreten müssen. Die Studie bewertet verschiedene Faktoren wie politische Stabilität, Gesundheitswesen, Infrastruktur und Bildung sowie das soziokulturelle Umfeld. Zürich punktet laut der Studie durch hervorragende öffentliche Dienstleistungen, eine niedrige Kriminalitätsrate, kulturelle Angebote und das Engagement für Nachhaltigkeit. All dies sind Elemente mit strategischer Bedeutung für eine Stadt. 

Das jährliche Städteranking des führenden Beratungsunternehmens Mercer ist ein Benchmark. Um an der Spitze der Global Cities zu stehen, braucht es Beharrlichkeit und eine stetige Entwicklung. Und es braucht eine Strategie. Deshalb hat der Stadtrat dieses Jahr die Dachstrategien der Stadt Zürich überarbeitet und mit dem Horizont 2040 neu publiziert.    

Der gemeinsamen Zukunft den Boden bereiten

Das erste Handlungsfeld der «Strategien Zürich 2040»: Stabile Lebensgrundlagen

In dieser Illustration ist das Lochergut gezeichnet, ein Markt  oder Kinder auf dem Pausenplatz.
Zürich strebt eine innovative, kreislauffähige Wirtschaft an, die das Potenzial der Digitalisierung bestmöglich nutzt.

Das künftige Handeln ist darauf ausgerichtet, die hohe Lebensqualität in einer wachsenden Stadt zu erhalten und das nötige Wachstum der wirtschaftlichen Produktivität nachhaltig zu gestalten. 

So tauchen all diese Fragestellungen in den «Strategien Zürich 2040» des Stadtrats auf. «Entschlossen in die gemeinsame Zukunft» – so lautet deren Leitspruch. Der Stadtrat gibt sich mit der städtischen Dachstrategie einen konkreten Rahmen für zukünftiges Handeln. Dieses ist darauf ausgerichtet, die hohe Lebensqualität in einer wachsenden Stadt zu erhalten und das nötige Wachstum der wirtschaftlichen Produktivität nachhaltig zu gestalten.  

Die Stadt geht die Probleme gebündelt an 

Entstanden sind die Dachstrategien der Stadt Zürich ursprünglich aber nicht, um das Wachstum und die Prosperität der Stadt in den Griff zu bekommen. Sondern um die Stadt aus der Krise herauszuführen.

In den 1990er Jahren war Zürich eine ganz andere Stadt als heute. In dem, was Stadtgeografen und Soziologinnen dem Wirtschaftsgeografen René L. Frey folgend als «A-Stadt» bezeichneten, lebten Arme, Alte, Arbeitslose, Auszubildende, Ausländer*innen, Alkoholiker… Die Liste liess sich beliebige verlängern und beschrieb eine Stadt, aus der die Familien flüchteten, in der mit dem Rückgang der Industrie Tausende von Jobs verloren gegangen waren, die sich in einer sozialen Abwärtsspirale befand und mit einem schlechten Image zu kämpfen hatte, das die Bilder des Elends auf dem Platzspitz nur befeuerten. 

Der gemeinsamen Zukunft Platz machen

Das zweite Handlungsfeld: Attraktiver Stadtraum

Die Stadtzürcher Bevölkerung wächst bis 2040 markant, dabei wird sie älter und diverser. Dadurch steigt nicht nur die Nachfrage nach Wohn- und Arbeitsräumen, sondern auch nach öffentlichen Räumen, die sich dem gesellschaftlichen Wandel anpassen. Die Lebensqualität soll sich trotz wachsender Mobilitätsbedürfnisse weiterentwickeln.

 

 

 

Die Wende kam nicht nur mit der Vier-Säulen-Drogenpolitik und den ersten Anzeichen einer Reurbanisierung um die Jahrtausendwende. Sie kam auch mit politischen Initiativen, die die Stadtentwicklung wieder zum Leben erwecken wollten – mit Ansätzen der partizipativen Planung und mit den Legislatur-Schwerpunkten des Stadtrats.

«10'000 Wohnungen in zehn Jahren» (1999), «Sicherheit», «Arbeit statt Fürsorge» und «Wirtschaftsförderung» (alle 1998) «Lebensqualität in allen Quartieren», «Wohnen für alle», «Städtische Mobilität» und «Kinderbetreuung», «Integration» und «Gesunde städtische Finanzen» (alle 2002) gingen die damaligen Probleme an, mit einer Bündelung von Ressourcen, Kräften und Projekten. Später waren es Themen wie Frühförderung, Kultur- und Kreativstadt und eZürich – und 2016 dann lösten «Strategie-Schwerpunkte» die Legislatur-Schwerpunkte ab. 

Die einstige Krisensituation ist in weite Ferne gerückt 

Zuvor aber befand der Stadtrat, dass die Breite und Disparität der einzelnen Legislatur-Themen nach einem Dach riefen. Er beauftragte die Stadtentwicklung 2005 mit der Schaffung eines solchen, und im Programm für die Legislaturperiode 2006 bis 2010 wurden die «Strategien Zürich 2025» erstmals vorgestellt. «Die erfolgreiche Entwicklung der Stadt Zürich in den letzten Jahren ist durch die gute Wirtschaftslage, aber auch durch die Umsetzung wichtiger Strategien der Stadt (Wohnbaupolitik, Ausbau öffentlicher Verkehr und Kulturangebot, Aufwertung öffentlicher Raum etc.) begünstigt worden», stand in der Präambel dieses ersten gesamtstädtischen Strategiepapiers, das 2007 publiziert wurde.  

Dass diese Entwicklung nicht selbstverständlich war, war für Bevölkerung und Politik damals noch sehr präsent. Die «Strategien Zürich 2025» formulierten deshalb drei Fragen: «Wovon und wie leben wir heute und morgen und wie organisieren wir uns dabei?» Die Antworten darauf gaben sie in Form von Dutzenden von Projekten. 

Die Zukunft gemeinsam gestalten

Das dritte Handlungsfeld: Gutes Zusammenleben

Die zunehmende Vielfalt der Bevölkerung ist eine Chance, aber auch eine Herausforderung für den Zusammenhalt der Gesellschaft. Zürich ist offen, liberal und solidarisch, engagiert sich für den sozialen Frieden und tritt Abschottungstendenzen entgegen.

Die Krisensituation ist heute in weite Ferne gerückt, und die Strategien des Stadtrats sind seither einmal angepasst und zweimal überarbeitet oder ganz neu verfasst worden, erst mit dem Horizont 2025, dann aktuell mit dem Jahr 2040. Geblieben sind sie diese eigenwillige Mischung aus Top-Down-Strategie des Stadtrats und Bottom-Up-Zielsetzung der Verwaltung – inhaltlich eigentlich bestimmt von denen, die die strategischen Ziele erfüllen müssen, aber geschrieben und in Anspruch genommen von der obersten Führungsebene. 

Dies erklärt vielleicht die grosse inhaltliche und thematische Breite der «Strategien Zürich 2040», die über hundert strategischen Ziele, die in vier thematische Handlungsfelder mit 16 Dimensionen zusammengefasst sind. Zugleich zeigt diese Breite das Interesse aller Departemente, und wie wichtig es erscheint, dass die eigenen Ziele und Vorhaben im zentralen Strategiepapier erwähnt sind und damit eine legitime Grundlage haben.  

Was die Stadt tut, um ihre ehrgeizigen Ziele zu erreichen 

Die vier Handlungsfelder behandeln die stabilen Lebensgrundlagen (Wirtschaft und Innovation, Klima, Umwelt und Biodiversität, Wohlfahrt, Wohnen und Bildung), den attraktiven Stadtraum (Stadtraum, Sicherheit und Mobilität), das gute Zusammenleben (Teilnahme und Mitwirkung) und die leistungsfähige Stadt (Nutzenden-Zentrierung bei Angeboten und Leistungen, die Stadtverwaltung als gute Arbeitgeberin, langfristig stabile öffentliche Finanzen, Gesundheitsversorgung, Grundversorgung, Digitalisierung und Interessenvertretung).  

Sich gemeinsam in den Dienst der Zukunft stellen

Das vierte Handlungsfeld: Leistungsfähige Stadt

Die hohe Qualität städtischer Angebote und Leistungen ist für die Bevölkerung ebenso zentral wie für die Wirtschaft. Angesichts der demografischen Entwicklung ergibt sich ein Wettbewerb um Arbeitskräfte über alle Kompetenzbereiche hinweg.

Und zum ersten Mal werden Umsetzung, Wirkung, Monitoring und Controlling von Anfang an mitgedacht – damit die «Strategien Zürich 2040» wirklich das Führungsinstrument sind, das sich Stadtrat und Kader wünschen: eines, das lebt, regelmässig überprüft und angepasst wird. Dazu wurde für jedes Handlungsfeld ein Wirkungsmodell formuliert, und künftig wird anhand von bestimmten Indikatoren jedes Jahr einmal Rechenschaft abgelegt, wie die Stadt auf ihrem selbstgewählten Weg unterwegs ist. 

Damit der Stadtrat bei Bedarf reagieren, justieren und den Entwicklungspfad korrigieren kann. Oder mit den Worten der Stadtpräsidentin: «Nachhaltige Stadtentwicklung vereint die wirtschaftliche Zukunftsfähigkeit mit der sozialen und gesellschaftlichen Integration und den ökologischen Konsequenzen.  Mit den «Strategien Zürich 2040» zeigen wir, welche vielfältigen Anstrengungen wir unternehmen, um die ehrgeizigen Ziele der Klimaneutralität in einer lebenswerten, integrativen und prosperierenden Stadt zu erreichen.» 

Anna Schindler