Die fünf Fragen an Michel Loris-Melikoff

CEO des Kongresshauses Zürich

Was hat Zürich, was andere Städte auch gerne hätten?  

Die Diversität der Einwohner*innen und Besucher*innen macht Zürich einzigartig. Menschen aus allen sozialen Schichten sind unterwegs. Man sieht schräge Vögel und Gutsituierte nebeneinander an einem ZSC-Match oder an den vielen tollen Grossveranstaltungen. Die Stadt steckt aber auch voller Widersprüche – sie ist weltoffen und bieder zugleich. Aber Zürich verzeiht man diese. In meiner Zeit in Lausanne habe ich die enorme Anziehungskraft Zürichs direkt erlebt. Die Jungen oder Studienabgänger wollen nicht nach Genf, sondern nach Zürich – nicht nur wegen der Partys.  

Was würden Sie abschaffen? 

Die Verschlossenheit oder den Pessimismus einiger Entscheidungsträger*innen und Parteien. Sie verhindern oder verbieten lieber Neues und Unbekanntes. Ich wünschte mir von solchen Leuten mehr Neugierde. 

Was ist Ihre liebste Tram- oder Bushaltestelle?  

Der Bürkliplatz, weil er die Stadt mit dem Seebecken verkehrstechnisch verbindet. Und weil ich als passionierter Segler die Aussicht von dort auf den See geniesse. 

Worüber sollten wir abstimmen können?  

Ob es so viel Bürokratie braucht. Nur schon für einen kleineren Event müssen wir von zu vielen Stellen Bewilligungen einholen und zu viele Absprachen treffen. 

Was würden Sie einem Kind zeigen? 

Weniger die Plätze oder Denkmäler, sondern der gelebte Respekt und die Toleranz! Ich habe erst kürzlich eingangs Bahnhofstrasse einen Herrn, möglicherweise einen Flüchtling, von einer Bank aufstehen sehen, damit er einer schicken älteren Dame mit sehr viel Gepäck über die Strasse helfen konnte. Sie wollte ihm dafür etwas geben. Er hat abgelehnt. Ich würde einem Kind zeigen, wie man in dieser Stadt auf dem Pausenplatz, auf der Strasse oder im Tram respektvoll mit anderen Menschen umgeht. Es braucht dazu nur ein bisschen «Courtoisie», ein bisschen Höflichkeit.  (rm)