Mit Geduld und Gastfreundschaft zum Lehrabschluss
Liya Kahsay sitzt im Restaurant Riedbach. Die Tische sind leer, die Stühle auch und wo sonst Essensdüfte in der Luft hängen, riecht es nach Reinigungsmittel. Während des zweiten Corona-Lockdowns liegt das sonst gut besuchte Restaurant im Dornröschenschlaf. „Ich vermisse die Gäste sehr“, sagt Frau Kahsay. Dabei waren sie es, vor denen die 28-Jährige bei Beginn ihrer begleiteten EBA-Lehre als Restaurantangestellte am meisten Respekt hatte. „Es ist wegen der Sprache. Mein Deutsch ist noch nicht fehlerfrei. So ist es nicht immer einfach, die Wünsche der Gäste zu verstehen oder sie beispielsweise bei der Weinauswahl zu beraten.“
Auf die Frage, was ihr im Laufe der zwei Lehrjahre geholfen hat, die Redehemmungen abzubauen, strahlt die junge Frau: „Das Riedbach-Team! Es unterstützt und motiviert uns Lernende mit viel Geduld.“
Frau Kahsay weiss, von was sie spricht, wenn sie „viel Geduld“ sagt. Nach ihrer Ankunft in der Schweiz 2016 musste sie zwei Jahre lang geduldig auf einen Asylentscheid warten. In dieser Zeit passierte gar nichts. „Ich wollte Deutsch lernen, arbeiten und durfte nicht. Das war Stress für mich.“ Als die Aufenthaltsbewilligung endlich eintraf, ging alles ganz schnell. „Ich absolvierte ein sechsmonatiges Arbeitsintegrationsprogramm im Restaurant Tasteria. Da mir die Arbeit in der Gastronomie sehr gut gefallen hat, schloss ich eine Schnupperwoche im Restaurant Riedbach an, wo meine Fähigkeiten hinsichtlich einer Ausbildung abgeklärt wurden – es hat geklappt!“
Frau Kahsay macht das toll. Hier im Riedbach nehmen wir uns die Zeit, den theoretischen Schulstoff so zu erklären, dass er für die Lernenden erfahrbar und verstehbar ist.
Die Berufsschule als Knackpunkt
Im Sommer 2019 startete Frau Kahsay Ihre EBA-Lehre im Restaurant Riedbach. Die Grösste Herausforderung, die es dabei zu bewältigen galt, war die Berufsschule. Sprachliche oder inhaltliche Unklarheiten, die während des Schulunterrichts auftauchen, müssen im Lehrbetrieb geklärt werden. Die meisten Gastronomieunternehmen haben dafür jedoch wenig Zeit. Ganz anders im Restaurant Riedbach: Hier stehen die Berufsbildner den Lernenden jederzeit für fachliche Fragen zur Verfügung.
Bei Schwierigkeiten in den Bereichen Allgemeinbildung, Deutsch oder Mathematik bietet jeden Nachmittag eine Lehrkraft individuelle Unterstützung. „Am Anfang war die Berufsschule schwer für mich, heute aber bin ich gut.“, sagt Frau Kahsay und blickt zu Christine Fitzinger hinüber, der Leiterin des Restaurants Riedbach. Diese nickt zustimmend. „Frau Kahsay macht das toll. Hier im Riedbach nehmen wir uns die Zeit, den theoretischen Schulstoff so zu erklären, dass er für die Lernenden erfahrbar und verstehbar ist.“
Alles, nur nicht Däumchen drehen
Im Sommer 2021 schliesst Frau Kahsay die Lehre ab. Die bevorstehende praktische Lehrabschlussprüfung machen ihr etwas Sorgen: „Wegen Corona können wir zurzeit nicht an den Gästen üben.“ Christine Fitzinger hingegen ist zuversichtlich. „Wir werden Verkaufsgespräche nachstellen und üben, üben, üben. Das wird schon klappen.“
Und was kommt danach? Frau Kahsay lacht: „ich suche mir eine gute Arbeitsstelle. Am liebsten in einem Hotelrestaurant oder einem Spital. Ich mag es, wenn viel Action ist.“ Christine Fitzinger kann das nur bestätigen. „Bei Frau Kahsay muss etwas gehen. Sie sitzt nicht gerne herum und wartet auf Gäste.“
Wir wünschen Frau Kahsay viel Spass und alle Hände voll zu tun!