Der Max Frisch-Preis 2022 in der Höhe von 40 000 Franken geht an den schweizerisch-deutschen Schriftsteller und Essayisten Jonas Lüscher (*1976). Lüscher, der seit 2001 in München lebt, ist ein Autor, dessen literarisches und essayistisches Werk in einer Zeit der sich vertiefenden gesellschaftlichen Spaltungen auf Dialog, Diskurs und auf die vermittelnde Macht der Fiktion setzt. Auf Empfehlung der Max Frisch-Stiftung zeichnet die Stadt Zürich mit ihm einen Autor aus, «der in seinen Romanen und Essays die grossen Fragen von Politik und Gesellschaft auf literarisch bezwingende Weise zu gestalten vermag: seien es Fragen der Globalisierung, die er auf engstem Raum erzählerisch verdichtet, seien es Fragen der Ideologie, die er in all ihren inneren Widersprüchlichkeiten vorführt, oder seien es Fragen des Populismus, die er aus unterschiedlichsten Perspektiven angeht».
Jonas Lüschers 2013 erschienene Debüt-Novelle «Frühling der Barbaren» wurde mit dem Franz-Hessel- sowie mit dem Hans-Fallada-Preis ausgezeichnet. Mit seinem Roman «Kraft» gewann er den Schweizer Buchpreis 2017. Über sein literarisches Schaffen hinaus ist Jonas Lüscher auch ein politisch engagierter Citoyen ganz im Sinne von Max Frisch.
Enis Maci erhält Förderpreis
Mit dem Förderpreis in der Höhe von 10 000 Franken wird die deutsche Schriftstellerin Enis Maci (*1993) ausgezeichnet, die in ihren Stücken und Essays Individualität in der globalen Zeitgeschichte des 21. Jahrhunderts thematisiert. In ihrem Essayband «Eiscafé Europa» (2018) beschäftigt sie sich u. a. mit Frauenbiografien und ihrer Repräsentation in der Öffentlichkeit. Ihre Theaterstücke wurden an den Schauspielhäusern in Leipzig und Wien sowie am Nationaltheater Mannheim und den Münchner Kammerspielen uraufgeführt.
«Enis Maci nimmt den menschlichen Körper in den Blick und die Bilder, die sich die Gesellschaft von den Geschlechtern macht, sie schreibt über Gewalt und Befreiung, im Staat, in den Familien, in der Literatur… Indem sie literarische Tradition mit dem Kosmos des Internets verbinden, sind ihre Texte gleichermassen gegenwärtig und geschichtsbewusst», begründet die Max Frisch-Preis-Jury. Enis Maci lebt in Berlin.
Zum Preis
Mit dem Max Frisch-Preis der Stadt Zürich werden Autorinnen und Autoren aus dem deutschsprachigen Raum ausgezeichnet, deren Arbeit in künstlerisch kompromissloser Form Grundfragen der demokratischen Gesellschaft thematisiert. Er ist mit insgesamt 50 000 Franken dotiert und wird alle vier Jahre vergeben. Bisher mit dem Max Frisch-Preis ausgezeichnet wurden Tankred Dorst (1998), Jörg Steiner (2002), Ralf Rothmann (2006), Barbara Honigmann (2011) und Robert Menasse (2014). Seit 2018 wird der Max Frisch-Preis als Haupt- und als Förderpreis verliehen, um auch Schriftstellerinnen und Schriftsteller der jüngeren Generation unterstützen zu können. 2018 ging er an Maja Haderlap (Hauptpreis) und Dorothee Elmiger (Förderpreis). Zuständig für die Jurierung und die Bestimmung der Preisträgerinnen und Preisträger ist die Max Frisch-Stiftung an der ETH Zürich. Den Preis und dessen Ausrichtung finanziert die Stadt Zürich.