Chronik Berufsfeuerwehr Süd
Diese Chronik beinhaltet einen Auszug aus dem Werdegang der Berufsfeuerwehr Stadt Zürich.
1921
Am 14. Februar, dem Fastnachtsmontag, bricht an der Ackerstrasse ein Grossbrand aus. Zwölf Personen werden schwer verletzt, ein Junge verliert sein Leben. Dies bewegt die Behörden dazu, der probeweisen Einführung einer ständigen Brandwache zuzustimmen.
1922
Versuchsweise erfolgt die Einführung einer ständigen Wache. Am 1. März nehmen im sogenannten Wollenhof neben der Uraniabrücke (heute Heimatwerk) ein Chef und zehn Mann den Dienst auf.
Die Dienstzeit beträgt 48 Stunden, worauf 24 Stunden Freizeit folgen (112 Stunden Wochenarbeitszeit!).
Die Ausrüstung besteht u.a. aus einer Automobilspritze und einer Automobil-Leiter der Firma Magirus, Ulm, sowie einem Martini-Lastwagen.
1928
Beeindruckt von der jederzeitigen Einsatzbereitschaft der Brandwächter beschliessen die Stimmberechtigten am 28. Oktober die Einrichtung und den Betrieb einer ständigen Brandwache.
1929
Mit der definitiven Schaffung der Brandwache erfolgt eine Bestandes-Erhöhung von elf auf 26 Mann. Die Arbeitszeit wird von 112 Stunden auf 92 Stunden pro Woche reduziert.
1930
Am 20. Februar erfolgt die Übernahme einer weiteren Automobilspritze sowie einer Automobil-Leiter. Die Wache verfügt nun über zwei motorisierte Löschzüge.
1934
Am 1. Januar erfolgt die Eingemeindung von weiteren acht Vorortsgemeinden. Die Stadt Zürich erhält ihre heutige Struktur. Stadtweit wird die Feuerwehrnotrufnummer 18 (heute 118) in Betrieb genommen.
Die von der Gemeinde Oerlikon übernommene Automobilspritze Saurer Jahrgang 1929 wird dem neu strukturierten Pikett Glattal übergeben, welches direkt dem Feuerwehrinspektor unterstellt wird.
1937
In wirtschaftlich schweren Zeiten wird am 6. Juli das neue Brandewachegebäude an der Manessestrasse feierlich eingeweiht. Die Kosten betragen Fr. 2’579’493.40.
Mit dem Bezug steigt der Mannschaftsbestand von 26 auf 41 Mann. Die Brandwache verfügt nun über eine eigene Alarmzentrale.
1939
Anlässlich der schweizerischen Landesausstellung erhält die Brandwache einen neuen Löschzug (Landilöschzug), bestehend aus Automobilspritze und Leiter. Kostenpunkt: CHF 130'000.
1940
Die Generalstabsabteilung befreit die Mannschaft der Brandwache vom Aktivdienst. Anlässlich der Mobilmachung wird u.a. das Brandwachgebäude mit Sandsäcken geschützt. Über Höngg und dem Bahnviadukt finden Bombenabwürfe statt.
1943
Zwei Feuerwehrfahrzeuge sind zum ersten Mal mit Funk ausgerüstet.
1946
Erhöhung des Mannschaftsbestandes von 41 auf 53 Mann. Reduzierung der Wochenarbeitszeit von 92 auf 77,5 Stunden.
1952
Anschaffung einer Autodrehleiter Marke Magirus auf Saurer-Chassis mit einer Steighöhe von 30 Metern.
1954
Hans Maurer, Chef der Brandwache seit ihrer Einführung 1922, geht in Pension. Sein Nachfolger wird Hauptmann Karl Nievergelt.
1957
Erhöhung des Mannschaftsbestandes auf 68 Mann (1 Chef, 7 Unteroffiziere und 58 Brandwächter).
1958
Generelle Arbeitszeitverkürzung beim städtischen Personal von 48 auf 46 Stunden pro Woche. Bei der Brandwache wird die Wochenarbeitszeit auf 74,25 Stunden festgesetzt und der Bestand um drei auf 71 Mann erhöht.
1960
Die Notwendigkeit eines zweiten Brandwachgebäudes zeichnet sich ab. Die Ausarbeitung des Raumprogramms beginnt.
1961
Generelle Arbeitszeitverkürzung beim städtischen Personal von 46 auf 44 Stunden pro Woche. Bei der Brandwache wird die Wochenarbeitszeit auf 68 Stunden festgesetzt und der Bestand um fünf auf 76 Mann erhöht.
1962
Definitive Eingabe des Raumprogramms für ein zweites Brandwachgebäude an den Stadtrat. Vorgesehen ist ein Bau im Kreis 11, in Verbindung mit einem Kurszentrum für den Zivilschutz.
1964
Stadt und Kanton schliessen einen Vertrag über die Gründung der Stützpunktfeuerwehr ab. Die Kantonale Gebäudeversicherung erwirbt einen schweren Löschzug, bestehend aus Tanklöschfahrzeug, Pulverlöschfahrzeug, Schlauchtransportwagen und Schaumextraktwagen.
Bedienung und Wartung erfolgen durch die Brandwache. Der Stadtrat bewilligt den Bau einer zusätzlichen Garage im Brandhausareal beim Sihlhölzli.
1968
Bereits während des Planungsstadiums der zweiten Wache geht im Gemeinderat die Anregung zum Bau einer dritten Wache ein.
1969
Nach verschiedenen Plan- und Standortkorrekturen wird der neue Standort im Gebiet Milchbuck-Irchel festgelegt; die Idee einer dritten Wache wird vertagt.
1970
Der Chef der Brandwache, Hauptmann Karl Nievergelt, geht in Pension; an seine Stelle tritt Adolf Frei. Nach dem plötzlichen Tod von Inspektor Fritz Sandmeyer wird Titus Fuss neuer Feuerwehrinspektor.
1971
Brandwache: Der zur Behebung der Raumnot erstellte hofseitige Anbau an die bestehende Gerätehalle wird dem Betrieb übergeben. Er bietet Platz für weitere sechs Einsatzfahrzeuge.
1972
Im Jubiläumsjahr des 50. Bestehens werden fünf neue Fahrzeuge beschafft: je ein Tanklöschfahrzeug, ein Universallöschfahrzeug und ein Wechsellader für Container sowie zwei Kleinfahrzeuge. Die Feuerwehr bezieht neue Büros und Aufenthaltsräume.
1973
Der Kauf eines Pionierfahrzeuges auf Unimog S-Chassis sowie die Anmietung eines Krans aus Armeebeständen verstärken den Fahrzeug- und Gerätepark für technische Hilfeleistungen.
1975
Mit der Anhebung des Personalbestandes auf 109 Mann kann eine längst fällige Verkürzung der Wochenarbeitszeit von 67,25 auf 61 Stunden verwirklicht werden. Nach zweijähriger Bauzeit wird die Einsatzzentrale auf neuestem technischen Stand in Betrieb genommen. Anschaffung einer Drehleiter Magirus DL 30 mit Automatikgetriebe.
1976
Die Bezeichnung «Brandwache» wird durch die Bezeichnung «Berufsfeuerwehr» ersetzt.
1980
Einführung der 56 Stunden-Woche bei der Berufsfeuerwehr bei gleichzeitiger Vergrösserung der Mannschaft auf 120 Mann. Das Korps wird in drei Gruppen gegliedert. Der Tages-Minimal-Bestand beträgt neu 27 Mann. Die Dienstgruppen lösen sich im Turnus ab: 24 Stunden Dienst, 48 Stunden Ruhezeit.
1982
Hauptmann Hans Mundwiler löst den bisherigen Chef der Berufsfeuerwehr, Hauptmann Adolf Frei, ab. Nach einer 20-jährigen Planungsphase ist das Projekt der zweiten Wache (Hirschwiesenstrasse) fertiggestellt. Es wird an Stadt- und Gemeinderat eingereicht.
1984
Das Volk verwirft in der Abstimmung vom 20. Mai das Projekt Wache Hirschwiesen. Die Berufsfeuerwehr erhält vorerst keinen neuen Stützpunkt in Zürich-Nord.
Nach schwerer Krankheit verstirbt Feuerwehrinspektor Titus Fuss. Als Nachfolger wird Anton Good gewählt, bisher Chef der städtischen Feuerpolizei.
1985
Ab April wird die Oelwehr zu Lande, die bisher teilweise in den Aufgabenbereich der städtischen Seepolizei fiel, der Berufsfeuerwehr übergeben. Als Stützpunktfeuerwehr erhält die Berufsfeuerwehr von der Kantonalen Gebäudeversicherung (GVZ) ein neues Chemie-Fahrzeug.
Die Einsatzzentrale erhält neu einen Einsatzleitrechner, der die Alarmierung und die Einsatzbearbeitung erleichtert.
Hauptmann Rolf Brühwiler übernimmt von Hauptmann Hans Mundwiler die Leitung der Berufsfeuerwehr. Hans Mundwiler steht jetzt dem Kommando des Stützpunktes Zürich vor.
1986
Im Zusammenhang mit der Einführung der 42 Stunden-Woche sowie der Übernahme der Oel-/Chemiewehr kann der Sollbestand auf 133 Mann erhöht werden. Die Wochenarbeitszeit der Berufsfeuerwehr beträgt nun 53.5 Stunden.
1989
Die Gebäudeversicherung legt fest, dass nach einer Übergangsfrist nur noch lemonfarbige Feuerwehrfahrzeuge angeschafft und subventioniert werden.
1994
Die Berufsfeuerwehr verfügt neu über Wärmebildkameras. Sie ermöglichen auch in verrauchten Gebäuden die Lokalisierung von Personen sowie von Brand- und Glutnestern. Die Kameras weisen eine Empfindlichkeit von weniger als 1 K auf, was einer Temperaturdifferenz von weniger als 1 Grad Celsius entspricht.
1995
Die neue Einsatzzentrale der Berufsfeuerwehr, die nicht nur das Stadtgebiet, sondern als Regionale Alarmzentrale auch 28 umliegende Gemeinden im Auftrag der Gebäudeversicherung betreut, nimmt am 15. August ihren Betrieb auf.
1996
Major Hans Mundwiler übernimmt nach dem Ausscheiden von Hauptmann Rolf Brühwiler das Amt des Kommandanten der Berufsfeuerwehr. Seine Aufgabe als Stützpunkt-Kommandant behält er bei.
Am 1. Juli wird ein Stadtrats-Beschluss in Kraft gesetzt, der den reinen Ausrückbestand der Berufsfeuerwehr auf 108 Mann reduziert. Der Tages-Minimal-Bestand pro Schicht beträgt neu 26 Mann.
1997
Die Berufsfeuerwehr feiert ihr 75-Jahr-Bestehen. Der Veranstaltungskalender umfasst ein reiches Programm: drei Tage der offenen Türen, Ausstellungen im Landesmuseum und im Heimatwerk.
Im Einkaufszentrum Letzipark finden Einsatzübungen statt, verbunden mit Oldtimer-Show und Sammlerbörse.
In der Abstimmung vom 28.9. heisst das Volk das neue Gesetz über die Feuerpolizei und das Feuerwehrwesen gut. Das Gesetz dient den Gemeinden als rechtliche Grundlage, bestimmte Einsätze der Feuerwehr dem Verursacher verrechnen zu können.
Am 14. November bewilligt der Stadtrat 28,1 Millionen Franken für die Sanierung der über 60-jährigen Brandwache.
1999
Während des ganzen Jahres wird die Sanierung der Wache vorangetrieben. Parallel laufen weitere städtische Projektarbeiten wie Einführung von New Public Management (Wirkungsorientierte Verwaltungsführung WoV), Ressortorganisation, Feuerwehrkonzept 2000 und KLEVER zur Bildung der neuen Dienstabteilung Schutz & Rettung Zürich.
Die erste Frau durchbricht die Männerdomäne Berufsfeuerwehr. Sie wird in der Einsatzzentrale als Einsatzdisponentin angestellt.
2001
Der 1. Januar ist die Geburtsstunde von Schutz & Rettung Zürich mit Hauptsitz Brandwache. Die Rettungsdienste Feuerwehr, Sanität und Zivilschutz sowie die Feuerpolizei und das Ausbildungszentrum sind in dieser neuen Dienstabteilung zusammengefasst.
Oberstleutnant Hans Mundwiler übernimmt die Bereichsleitung der Feuerwehr. Der bisherige Feuerwehrinspektor Anton Good tritt Ende Februar in den Ruhestand. Ende August finden die Tage der offenen Türen zur Wiedereröffnung der Brandwache Manesse statt. Nach fast dreijähriger Umbauzeit besticht die Wache mit einer neuen Garage und modernen Werkstätten sowie einem neu gestalteten Feuerwehrmuseum.
2002
Anfang März werden im Muraltengut die ersten zwei ausrückenden Berufsfeuerwehrfrauen von der Polizeivorsteherin Esther Maurer begrüsst und ins Berufsfeuerwehrkorps aufgenommen.
2005
Im Mai werden 2 neue TLF sowie ein Hubretter mit einem Gelenkmast von 52 Metern Höhe an die Berufsfeuerwehr übergeben. Anfang Juni übernimmt Dr. Meinrad Lienert von Obstlt Hans Mundwiler das Kommando. Am 6. Juli nimmt die neukonzipierte Einsatzleitzentrale für die Notrufe 118 und 144 ihren Betrieb auf.
2006
Mit einem Apéro wird am 13. April der längjährige Kommandant Hans Mundwiler dankend verabschiedet. Am 16.12. erfolgt die Einbindung des SBB-Lösch- und Rettungszuges Zürich (LRZ) in die BF-Organisation.
2007
Beim Vollbrand des Zunfthaus zur Zimmerleuten bricht der Dachstock ein. Ein Berufsfeuerwehrmann wird während den Löscharbeiten von einem herabstürzenden Balken getroffen und verliert sein Leben.
2008
Die Rettungsorganisation Schutz & Rettung Zürich fusioniert mit den Rettungskräften des Flughafens auf den 1. Januar. Der Personalbestand der Berufsfeuerwehr und der beiden Einsatzleitzentralen beträgt nun neu für die Ausrück-Stützpunkte-Nord (Flughafen) und Süd (Brandwache Manesse) zusammen rund 250 Angehörige. Es entstehen 6 Dienstgruppen. Davon verstärken 28 Angehörige der BF Süd den Norden, um den Stadtteil Zürich-Nord als Einsatzgebiet abzudecken. Mit dem reduzierten, täglichen Dienstbestand von 23 Angehörigen deckt die BF-Süd den Grossteil der Stadt ab.
Das Pikett Glattal beendet auf Ende Jahr seine Einsatztätigkeit. Das Einsatzgebiet in Zürich-Nord wird von der BF Nord (Flughafen) sowie von der Freiwilligen Feuerwehr-Kompanie 12 abgedeckt.
2011
Die Dienstabteilung Schutz & Rettung feiert ihr zehnjähriges Bestehen. Über 100'000 Personen besuchen während zwei Tagen die öffentliche Ausstellung und Vorführungen im Hauptbahnhof. Die Berufsfeuerwehr ist mit zahlreichen Fahrzeugen vor Ort und begeistert das Publikum mit Live-Vorführungen.
2013
Der Zivilschutz der Stadt Zürich wird mit der Berufs- und Milizfeuerwehr unter einem Kommando vereint.
Zudem wird das Grossprojekt «Standortstrategie» gestartet:
Um in Zukunft im Notfall auf dem ganzen Stadtgebiet zuverlässig helfen zu können, braucht es einen Wechsel: vom heutigen zentralen Wachensystem mit je einer Hauptwache auf dem Stadtgebiet und einer Wache am Flughafen hin zu gemeinsamen, dezentralen Wachen für Feuerwehr und Sanität in den Quartieren.
Zur Umsetzung der «Standortstrategie Schutz & Rettung Zürich» sollen in den nächsten zehn bis fünfzehn Jahren zusätzlich zu den bestehenden Wachen Süd, Zentrum (Neumühlequai) und Flughafen drei neue Wachen im Norden, Westen und Osten der Stadt entstehen.
2020
Das neue Wachengebäude am Flughafen Zürich wird Ende August 2020 fertiggestellt und durch die Berufsfeuerwehr und die Sanität von SRZ bezogen und in Betrieb genommen.
2021
Der Neubau der Wache Nord und der zentralen Einsatzlogistik ist ein zentraler Baustein der Standortstrategie von Schutz & Rettung Zürich. Die Wache Nord soll Sanität (Rettungsdienst und Verlegungsdienst), Berufs- und Milizfeuerwehr unter einem Dach vereinen und die zentrale Einsatzlogistik alle Wachen von SRZ mit Material und Logistikdienstleistungen versorgen. Das Volk spricht sich im September 2020, mit einer überwältigenden Mehrheit von 91.6 % Stimmen, für die Wache Nord mit zentraler Einsatzlogistik aus.
Die Interimswache Neunbrunnen in Zürich Nord wird in Betrieb genommen und wird in 24h-Schichten betrieben.
2022
Die Berufsfeuerwehr Zürich feiert ihr 100-Jahre-Jubiläum. Durch die anhaltende Corona-Pandemie können geplante öffentliche Anlässe und Feiern nicht durchgeführt werden.