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Zürich soll bis 2040 klimaneutral werden

Medienmitteilung

Die Stadt Zürich soll bis 2040 klimaneutral werden. Für die Stadtverwaltung gilt Netto-Null bis 2035. Erstmals legt der Stadtrat auch ein Reduktionsziel für Treibhausgasemissionen fest, die ausserhalb der Stadtgrenze verursacht werden.

21. April 2021

Obwohl die Treibhausgasemissionen auf Stadtgebiet seit 1990 um einen Viertel gesunken sind, reichen die bisherigen städtischen Massnahmen nicht aus, um das 1,5-Grad-Ziel des Pariser Abkommens zu erreichen. Als Antwort auf eine Motion aus dem Gemeinderat (GR Nr. 2019/106) hat die Stadt Zürich ihre Klimaschutz-Zielsetzung überarbeitet.

Handlungsspielraum konsequent nutzen

Der Stadtrat definiert die Klimaziele für die Stadt Zürich neu wie folgt: Zürich reduziert die direkten Treibhausgasemissionen auf Stadtgebiet bis ins Jahr 2040 auf netto null. Der Stadtrat setzt dabei auf Massnahmen im direkten Verantwortungs- und Handlungsbereich der Stadt und verzichtet auf den Einsatz von Klimaschutzzertifikaten. Bis 2030 soll eine Reduktion von mindestens 50 Prozent gegenüber 1990 erreicht werden.

Der Stadtverwaltung kommt auf dem Weg zu Netto-Null eine Vorbildrolle zu. Sie soll in ihrem Einflussbereich die Klimaneutralität schneller erreichen und ihre direkten Treibhausgasemissionen bereits bis 2035 auf netto null senken.

Die globale Verantwortung wahrnehmen

Erstmals beschliesst der Stadtrat auch ein Reduktionsziel für indirekte Treibhausgasemissionen: 30 Prozent gegenüber 1990 pro Person und Jahr bis 2040. Die Stadtverwaltung soll auch hier schneller sein: Sie reduziert ihre indirekten Emissionen um 30 Prozent bis 2035. Indirekte Treibhausgasemissionen fallen ausserhalb des Stadtgebietes an, werden durch das Konsum- und Mobilitätsverhalten der Zürcherinnen und Zürcher aber mitverursacht.

Netto-Null ist machbar

Der Stadtrat stützt sich bei seinem Entscheid auf Berechnungen und Aussagen von externen Expertinnen und Fachleuten der Stadtverwaltung, die Machbarkeit und Auswirkungen auf Umwelt, Wirtschaft und Gesellschaft für die Zieljahre 2030, 2040, 2050 untersucht haben. «Netto-Null 2040 ist ein ehrgeiziges, aber auch ein realistisches Klimaziel», erklärt Andreas Hauri, Stadtrat und Vorsteher des Gesundheits- und Umweltdepartements. «Wir werden die städtischen Klimaschutzmassnahmen noch schneller vorantreiben, Chancen für die lokale Wirtschaft nutzen und die gesellschaftlichen Herausforderungen angehen.» Die Stadt Zürich habe mit ihren Start-ups, Hochschulen und dem Finanzplatz dafür eine sehr gute Ausgangslage. Wichtige Weichenstellungen seien aber auch die Abstimmungen über das nationale CO2-Gesetz und das Energiegesetz des Kantons Zürich.

Voraussetzung für das Erreichen des Klimaziels ist, dass die Stadt Zürich das Potenzial der negativen Emissionen (technischen Senken) ausschöpft. Das grösste Potenzial liegt in der technischen Abscheidung und der geologischen Speicherung der CO2-Emissionen, die bei der Abfallverwertung entstehen.

In die Zukunft investieren

Zur Erreichung des bisherigen Klimaziels der 2000-Watt-Gesellschaft wird heute mit Investitionen von rund 430 Millionen Franken pro Jahr gerechnet. Das Klimaziel Netto-Null bedingt bis 2040 zusätzliche Investitionen von ungefähr 90 Millionen Franken pro Jahr. Insgesamt rechnet man somit bis 2040 mit Klimaschutzinvestitionen von rund 520 Millionen Franken pro Jahr, die von Wirtschaft, Privaten und der öffentlichen Hand gemeinsam getätigt werden. Zum Vergleich: In der Stadt Zürich werden pro Jahr 450 Millionen Franken für fossile Energieträger ausgegeben. Wird stattdessen in Effizienzmassnahmen, in die städtische Infrastruktur und die Nutzung erneuerbarer Energien vor Ort investiert, profitiert das lokale Gewerbe. Laut Modellrechnungen werden die Investitionen in den Ausbau der Infrastruktur und in die energetische Sanierung der Liegenschaften bereits im Jahr 2040 durch die Einsparungen bei den Energiekosten grösstenteils kompensiert.

Als wichtiger Umsetzungsschritt des Klimaziels Netto-Null 2040 werden die städtischen Regulierungen, Strategien und Planungen auf ihre Zielkonformität überprüft und angepasst. Die Ausarbeitung des neuen Klimaziels hat gezeigt, dass die bestehenden Klimaschutzmassnahmen der Stadt in die richtige Richtung zielen. Die Stadt will nun Umfang und Tempo weiter erhöhen und dort ansetzen, wo die grossen CO2-Reduktionspotenziale liegen: im Gebäudebereich und bei der Mobilität.

Förderbeiträge erhöhen und Fernwärme ausbauen

Ein zentraler Aspekt ist der Ersatz fossil betriebener Heizungen auf dem gesamten Stadtgebiet. Um dies zu erreichen, setzt der Stadtrat auf zusätzliche Förderbeiträge, beschleunigt den Ausbau der Fernwärme und den Bau neuer Energieverbunde. «Mit dem Ausbau der thermischen Netze können wir grosse lokale Energiequellen zum Heizen der Gebäude nutzen. Damit tragen die städtischen Energieversorgungsunternehmen wesentlich zur Umsetzung des neuen Klimaziels bei», erläutert Stadtrat Michael Baumer. Weiter wird sich der Stadtrat bei Bund und Kanton für die Verschärfungen der gesetzlichen Vorgaben im Gebäudebereich einsetzen und mit flankierenden Massnahmen die Sozialverträglichkeit dieser Sanierungen sicherstellen. Zudem lanciert die Stadt Zürich neu ein Klimabüro, das die wichtigsten Anspruchsgruppen auf dem Weg in eine fossilfreie Zukunft unterstützt. Es bietet niederschwellige Beratung für KMU, Gastrobetriebe und Hauseigentümerschaften an.

Die Richtung stimmt auch im Gebäudebereich

Der stadteigene Gebäudebestand soll bereits bis 2035 vollständig auf erneuerbare Energie umgestellt sein. Bei städtischen Neubauprojekten und Instandsetzungen wird der Fokus noch stärker auf den Materialverbrauch und den Einsatz von klimaoptimierten Baumaterialien gelegt. «Der Klimaschutz hat bei unseren Projekten schon seit langem eine sehr hohe Priorität», betont Hochbauvorsteher André Odermatt. «Das neu definierte Klimaziel gibt uns Rückenwind: Die Richtung stimmt. Jetzt müssen wir noch einen Zacken zulegen, damit wir rechtzeitig ans Ziel kommen», so Odermatt.

Um Netto-Null bis 2040 zu erreichen, muss der Verkehr gezielt reduziert, verlagert und elektrifiziert werden. Daher sollen der öffentliche Verkehr ausgebaut, die Infrastruktur für Fuss- und Veloverkehr verbessert und neue Mobilitätsangebote, die Fahrzeuge gemeinsam nutzen und Fahrten bündeln, unterstützt werden. Zudem soll der Umstieg zur Elektromobilität u. a. mit dem Ausbau von Lademöglichkeiten gefördert werden.

Der Stadtrat wird seinen Vorschlag für die Anpassung des Klimaziels nun dem Gemeinderat unterbreiten. 

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