Unter den Pflastersteinen auf dem Münsterhof ist diese Woche ein kleines Stück Zürcher Stadtgeschichte ans Licht gekommen: Die Archäologen und Archäologinnen des Amts für Städtebau der Stadt Zürich haben einen Teil der gelben Tramlinie freigelegt, die vom Limmatquai zum Paradeplatz führte. Zu sehen ist ein etwa 30 Meter langer Schienenunterbau aus Sandstein. Demselben Trassee folgte schon im 19. Jahrhundert das Rösslitram. Jonathan Frey, Projektleiter der Grabung Münsterhof, freut sich über den Fund: «Wir hatten gehofft, auf das Trassee zu stossen und sind froh, dass es noch so gut erhalten ist.»
Die freigelegte Strecke gehört zu einer von zwei Strassenbahnlinien, die ab 1882 durch die Zürcher Strassen führten und von Pferden gezogen wurden. Um die Jahrhundertwende mussten die Rösslitrams den leistungsfähigeren elektrischen Trams weichen. Die Schienen beim Münsterhof wurden gemäss Bildquellen zwischen 1930 und 1935 endgültig abgetragen.
Der archäologische Fund steht im Zusammenhang mit der Neugestaltung des Münsterhofes – dieser soll bis Frühling 2016 autofrei sein. Bevor die Bauarbeiten beginnen, untersuchen die Archäologinnen und Archäologen das Gebiet.
Im Tram-Museum Zürich findet bis am 31. Oktober 2015 eine Sonderausstellung zum Rösslitram statt – mit Führungen, Themenabenden und Lesungen. Gleichzeitig ist im ehemaligen Eingang zur Fraumünsterkirche eine öffentliche Plakatausstellung zur Archäologie und zur Neugestaltung des Münsterhofs zu sehen.