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Varlins Wandbild für kurze Zeit zu sehen

Medienmitteilung

Der Friedhof von Almuñécar im Atelier am Neumarkt 11a, 8001 Zürich

Der unter dem Pseudonym Varlin berühmt geworden Schweizer Maler Willy Guggenheim (1900–1977) warf in kühnen Pinselstrichen sein riesiges Bild (260 x 550 cm) an die Wand seines Ateliers am Neumarkt, als er 1959 von seiner Spanienreise zurückgekehrt war. Er behielt das Atelier bis 1972. Es wurde danach erneuert und weiter vermietet. Das Wandbild – der «Friedhof in Almuñécar» – kam hinter eine Verschalung. Nach vierzig Jahren wurde es am 16. Juli unbeschädigt freigelegt und anschliessend restauratorisch gesichert. Es kann am Samstag, 17. August, von 12–16 Uhr besichtigt werden. Anmeldung unter varlin@zuerich.ch.

13. August 2013

Zwei Jahre lang war Varlin ohne Atelier, nachdem das Atelier im Beckenhof-Pavillon, das ihm die Stadt vermietet hatte, durch Unachtsamkeit seines Modells ausgebrannt war. Die Baubewilligung für den Umbau des Lagerhauses am Neumarkt 11a in ein Ateliergebäude datiert vom 10. Januar 1958. Auf 1. August 1958 bezog Varlin den 1. Stock. Es wurde eine produktive Zeit für ihn. Hier stellten sich auch finanziell Erfolge ein. Im zentral gelegenen Atelier verkehrte die Literaturszene, es kamen Künstler vom nah gelegenen Schauspielhaus. Max Frisch, Friedrich Dürrenmatt, Hugo Loetscher, der Schauspieler Ernst Schröder wie auch der damalige Stadtpräsident Emil Landolt liessen sich von Varlin portraitieren. 62-jährig heiratete Varlin seine langjährige Liebe Franca Giovanoli. Er zog nach Bondo, behielt aber sein Zürcher Atelier bis 1972.

Friedhöfe zogen Varlin sein ganzes Malerleben lang an. Am intensivsten hat er sich den Friedhof von Almuñécar vorgenommen. Es ist in seiner Malerei der einzige Friedhof, den er mehrmals und in verschiedensten Ansichten malt, in Totalen und Details, einzelne Gräber und offene Särge. Er malte den Friedhof bereits in Almuñécar. Nach seiner Rückkehr in sein noch kaum benutztes Atelier warf er den Friedhof in kühnen Pinselstrichen an die ganze Wand. Das Gräberfeld – ein unebenes Gelände ohne Bewuchs – ist begrenzt von einer weissen Mauer, einer Kapelle und einigen Gebäuden mit Grabnischen. Der Friedhof auf dem Wandbild scheint vom Sturm erfasst, unten die festen Grabstätten, hinten offene Särge mit den Gebeinen der Toten und Särge, die wie schwerelos durch die Luft tanzen. In einem seiner letzten Bilder explodiert der Tanz zur Apokalypse. Mit der Bildserie über den Friedhof von Almuñécar beginnt die grossformatige Malerei Varlins. Ein glückliches Zusammentreffen wollte es, dass Franca Giovanolis Fotos vom damaligen Friedhof von Almuñécar aus dem Jahr 1958 erhalten geblieben sind. Zwischen Bild und Malerei eröffnet sich ein Spannungsfeld und bildet ein einzigartiges Dokument über das Zusammenwirken von Realität und Imagination im Schaffen Varlins.

Wir danken der Künstlerin Ursula Knobel, dass sie das Atelier am Neumarkt 11a zur Verfügung gestellt hat, nicht nur, um den Zustand des Bildes zu sichten und das Bild zu sichern, sondern auch um es Gästen, Medien und interessiertem Publikum zu zeigen. Danach wird das Bild professionell zugedeckt und das Atelier durch die Mieterin wieder genutzt. Es kann später bei Bedarf ohne grossen zeitlichen und handwerklichen Aufwand wieder freigelegt werden, doch nur im Einverständnis mit der Mieterin.

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