Der Klimawandel ist eine der grössten Herausforderungen unserer Zeit. Seine Folgen machen sich auch in der Stadt Zürich bemerkbar. Angetrieben wird der Klimawandel durch Treibhausgase, die wir täglich ausstossen – etwa beim Heizen unserer Gebäude, durch unsere Mobilität oder mit unserem Konsumverhalten. Um die Erderwärmung deutlich abzuschwächen, müssen wir handeln. Und zwar sofort. Weltweit müssen dazu die Treibhausgasemissionen bis spätestens 2050 auf netto null sinken. Die Stadt Zürich nimmt ihre Verantwortung im Klimaschutz wahr und will Netto-Null auf Stadtgebiet bereits 2040 erreichen. Zusätzlich wird ein Ziel für Treibhausgasemissionen angestrebt, die ausserhalb der Stadtgrenze ausgestossen, von den Zürcher*innen aber mit verursacht werden: minus 30 Prozent gegenüber 1990 pro Person. Sämtliche Massnahmen für die Reduktion der Treibhausgasemissionen in ihrem eigenen Einflussbereich will die Stadt bereits bis 2035 umsetzen. Ausgenommen ist der Bereich der Wärmeversorgung, für welchen das Zieljahr 2040 gilt. Die Zürcher Stimmbevölkerung hat den städtischen Klimaschutzzielen 2022 mit einer klaren Mehrheit von 75 Prozent zugestimmt.
Die neusten Zahlen zeigen, dass die direkten Treibhausgasemissionen abnehmen und die Stadt Zürich auf gutem Weg ist, das Klimaschutzziel Netto-Null zu erreichen. Die indirekten Treibhausgasemissionen hingegen haben seit 1990 deutlich zugenommen. Die Reduktionsziele sind dort schwieriger zu erreichen und bedeuten eine grosse Herausforderung.
Direkte Treibhausgasemissionen
Die Stadt ist bei den direkten Treibhausgasemissionen auf gutem Weg. Diese haben in den letzten Jahren weiter abgenommen. Aktuell steht die Stadt Zürich bei den direkten Treibhausgasemissionen bei 2,3 Tonnen CO2eq pro Einwohner*in und Jahr. Erklärt wird dies mit einer kontinuierlichen Abnahme der Treibhausgasemissionen im Bereich Gebäude: Rund 1100 fossile Heizungen sind 2023 durch erneuerbare Heizsysteme ersetzt worden. Die Klimaschutzziele für die direkten Treibhausgasemissionen sind ambitioniert, aber realistisch.
Indirekte Treibhausgasemissionen
Die indirekten Treibhausgasemissionen haben seit 1990 deutlich zugenommen, sowohl von der gesamten Stadt Zürich als auch von der Stadtverwaltung. Sie müssen nun ungefähr halbiert werden, um die Klimaschutzziele zu erreichen. Dies bedeutet eine grosse Herausforderung. Aktuell steht die Stadt Zürich bei den indirekten Treibhausgasemissionen bei 12,5 Tonnen CO2eq pro Einwohner*in und Jahr.
Entwicklung der Treibhausgasemissionen
Mit dem Monitoring zentraler Indikatoren verfolgt die Stadt Zürich, ob die gesetzten Ziele für die Reduktion der Treibhausgasemissionen erreicht werden. Im Fokus stehen Massnahmen in den Bereichen Gebäude, Mobilität, Ernährung, Konsum und Entsorgung. Das Netto-Null-Cockpit zeigt, welche Bereiche wie viele Treibhausgasemissionen verursachen und wie sich diese entwickeln.
Netto-Null bedeutet, dass weltweit nicht mehr Treibhausgase in die Atmosphäre ausgestossen werden, als ihr mit natürlichen oder technischen Senken wieder entzogen werden können. Netto-Null heisst also, dass in der Gesamtbilanz auf Stadtgebiet keine Treibhausgasemissionen verursacht werden. Ein kleiner Teil der Emissionen wird sich jedoch nicht vollständig vermeiden lassen – etwa im Bereich der Abfallverwertung. Deshalb braucht es geeignete Verfahren zur CO₂-Entnahme, um Treibhausgase der Atmosphäre dauerhaft zu entziehen und zu speichern. Netto null Treibhausgasemissionen bis 2040 strebt die Stadt Zürich für die sogenannt direkten Emissionen auf Stadtgebiet an.
Direkte Emissionen fallen auf dem Stadtgebiet an und werden durch den Verkehr, durch das Heizen von Gebäuden sowie durch die Entsorgung von Abfall in der Stadt Zürich verursacht. Wo sich Treibhausgasemissionen nicht vollständig vermeiden lassen, etwa in der Abfallverwertung und der Mobilität, werden diese zukünftig der Atmosphäre entzogen und langfristig gespeichert. Die Entnahme wird als Negativemission bezeichnet, weil sie Treibhausgasemissionen rückgängig macht. CO₂ kann von Pflanzen oder technisch aus der Luft und aus Abgasen gebunden werden.
Indirekte oder graue Emissionen sind Treibhausgase, die zwar durch Stadtzürcher Aktivitäten ausgelöst, aber ausserhalb der Stadtgrenze freigesetzt werden. Sie entstehen bei der Herstellung von Lebensmitteln, Gütern und Dienstleistungen, durch die Mobilität ausserhalb der Stadt sowie die Herstellung von Baumaterialien für Gebäude und Tiefbau-Infrastruktur in der Stadt Zürich.
- 1 Tonne CO2 entsteht ungefähr beim Verbrennen von 400 Litern Heizöl.
- Die Klimawirkung von 1 Tonne CO2 pro Person erzeugt ein Flug nach Athen und zurück.
- Um 1 Tonne CO2 zu absorbieren, braucht ein Baum bis zu 100 Jahren.
Der Ausstoss von Treibhausgasen in die Atmosphäre infolge menschlicher Aktivitäten wirkt sich global auf das Klima aus. Das bekannteste und wichtigste Treibhausgas ist Kohlenstoffdioxid (CO₂), das bei der Verbrennung von fossilen Energieträgern wie Erdöl, Kohle oder Erdgas entsteht. Um die Klimawirkung der verschiedenen Treibhausgase vergleichbar zu machen, wird sie auf jene von CO₂ umgerechnet und als CO₂-Äquivalente (CO2eq) ausgewiesen. Es gibt keine verfügbaren Messungen, die exakt aufzeigen, wie viel CO₂ zum Beispiel in der Stadt Zürich durch menschliche Aktivitäten in die Luft gelangt. Um möglichst verlässliche Informationen über die Treibhausgasemissionen zu erhalten, werden daher Klimabilanzen berechnet. Sie zeigen auf, durch welche Aktivitäten und in welchen Bereichen wie viele Treibhausgase verursacht werden. Die Zuverlässigkeit von Klimabilanzen hängt davon ab, wie genau und vollständig die verwendeten Daten zu den Aktivitäten und Emissionsfaktoren sind. Die Bilanzierung von direkten CO₂-Emissionen ist meist präziser als jene von indirekten CO₂-Emissionen. Bei den indirekten Emissionen ist es komplexer, Aktivitäten (etwa die Anzahl gekaufter Handys auf Stadtgebiet) und zugehörige Emissionsfaktoren (etwa die Emissionen pro Handy) zu erheben.
Die Stadtverwaltung will im Klimaschutz Vorbild sein und im eigenen Einflussbereich die Ziele bereits 2035 erreichen. Die erste Klimabilanz zeigt: Die direkten Treibhausgasemissionen der Stadtverwaltung sind seit 2010 um rund einen Viertel gesunken – obwohl in dieser Zeit die Stadt und die Verwaltung gewachsen sind. Die indirekten Treibhausgasemissionen haben hingegen um 40 % zugenommen. Zugenommen haben insbesondere die Emissionen in den Bereichen Gebäude und Beschaffung von Dienstleistungen und Gütern.
Eine nachhaltige Beschaffung spielt eine Schlüsselrolle bei der Reduktion der indirekten Treibhausgasemissionen. Nachhaltige Beschaffung nutzt auch Ansätze der Kreislaufwirtschaft. Werden beispielsweise Produkte länger genutzt oder Materialien wiederverwendet, können Beschaffungsmengen und Treibhausgasemissionen reduziert werden. Einen grossen Beitrag zur Erreichung des Klimaschutzziels Netto-Null leistet die Stadt, indem sie Wärme und Strom klimafreundlich liefert, den öffentlichen Verkehr elektrifiziert und ausbaut sowie bei der Entsorgung CO₂ entnimmt und speichert.
Neben Massnahmen im eigenen Einflussbereich unterstützt die Stadt Unternehmen, Organisationen und Private mit Beratungs- und Förderangeboten, lädt sie zur Mitwirkung ein und unternimmt Sensibilisierungs- und Mobilisierungsaktivitäten. Die konkreten Ziele und Massnahmen zur Reduktion der direkten und indirekten Treibhausgasemissionen sind im Klimaschutzplan aufgeführt.
Die Stadt Zürich unterstützt umwelt- und klimafreundliche Projekte, Initiativen, Start-ups und Hauseigentümer*innen mit Beratung, Patronaten und Finanzbeiträgen. Die Förderung von innovativen Ideen aus Bevölkerung und Wirtschaft trägt zur Erreichung der städtischen Klima- und Umweltziele bei. Das Angebot reicht von erneuerbarer Energie, Gebäudesanierung und Begrünung bis zu nachhaltiger Ernährung und Kreislaufwirtschaft. Mit dem Klimabüro am Beatenplatz wurde zudem eine zentrale Anlaufstelle für Fragen zu Klima und Klimaschutz geschaffen.