
Die Unterwasser- und Feuchtbodenarchäologie befasst sich mit dem Schutz und der Erforschung archäologischer Strukturen und Funde in Gewässern und wassergesättigten Böden. Dort, wo sich unter Luftabschluss nicht nur das normale archäologische Fundspektrum, sondern insbesondere auch organische Materialien wie Holz, Knochen, Geweih, Leder, Fell und Wolle sowie Pflanzenfasern, Pollen, Früchte, Pilze und Kleinstlebewesen erhalten, wird ein grosses Informationspotenzial erschlossen.
In Kombination mit naturwissenschaftlichen Analysen ermöglichen solche Fundkomplexe vielfältige Erkenntnisse. Diese reichen z.B. von Fragen zur Ernährung und Gesundheit über Umwelt- und Vegetationsgeschichte, Rohstoffhandel und Technologietransfer bis hin zu Klimawandel und differenzierten Datierungsmöglichkeiten.
Bei der Unterwasser- und Feuchtbodenarchäologie handelt es sich daher um einen stark interdisziplinär ausgerichteten Fachbereich. Mithilfe zahlreicher Disziplinen wie der Archäobotanik, Pollenanalyse, Archäozoologie sowie Limnologie und Sedimentologie, und insbesondere der Dendroarchäologie, können die Lebenswelten unserer prähistorischen Vorfahren erforscht und rekonstruiert werden.
Die Tauchequipe der Stadt Zürich entstand durch die Zusammenarbeit von Sporttauchern und der Stadtarchäologie Zürich. Im Jahr 1967 fand die erste grössere Unterwassergrabung statt, um die Zerstörung einer Pfahlbausiedlung zu verhindern. Heute ist die Tauchequipe institutionalisiert und hat sich zu einem Kompetenzzentrum für Unterwasserarchäologie entwickelt.
Die archäologischen Taucher sind ganzjährig im Einsatz. Wasserdichte Trockentauchanzüge und mehrere Schichten wärmender Unterzieher ermöglichen auch im Winter einigermassen angenehme Arbeitsbedingungen.

Unter Wasser werden beobachtete Strukturen und Funde eingemessen, gezeichnet, beschrieben und fotografiert. Grundsätzlich unterscheidet sich die taucharchäologische Dokumentations- und Ausgrabungsweise nicht von den Methoden, welche an Land angewendet werden. Ein wichtiges Arbeitsinstrument unter Wasser ist ein Gerät, welches eine künstliche Strömung erzeugt, damit die Sicht nicht durch aufgewirbelte Seesedimente getrübt wird.

Aus Sicherheitsgründen ist stets ein Mitarbeiter als Aufsichtsperson im Boot über den Tauchern. Dieser hilft den Taucherinnen und Tauchern auch beim Anlegen der Ausrüstung und hält Material bereit, welches während des Arbeitstauchgangs benötigt wird.
Die unter Wasser dokumentierten Befunde werden im Büro auf Pläne gezeichnet. Im Werkstattcontainer erfolgen die Erfassung und Verpackung des geborgenen Fundmaterials sowie die periodischen Materialrevisionen.

Die Unterwasserarchäologie der Stadt Zürich betreut ein umfangreiches Archiv zu allen von ihr untersuchten Fundstellen. Heute ist es in einer umfassenden Datenbank erschlossen. Die Details sind im geographischen Informationssystem (GIS) erfasst.

Die Fachstelle für Unterwasserarchäologie der Stadt Zürich ist als Kompetenzzentrum verantwortlich für die Betreuung des Kulturgutes unter Wasser. Sie ist mehrheitlich im Auftrag der Kantonsarchäologie Zürich tätig, also an Zürich-, Greifen- und Pfäffikersee. Ausserdem führt sie Tauchaufträge für die Kantone Schwyz, St. Gallen, Zug, Aargau, Luzern und Nidwalden durch und erstellt Expertisen.

Aufgabenbereiche
- Erstellung von Inventaren von Kulturgut in Gewässern
- Periodische Kontrolltauchgänge
- Vorabklärungen im Rahmen von Baubewilligungsverfahren
- Planung und Umsetzung von Schutzmassnahmen
- Rettungsgrabungen
- Auswertungen und Publikationen
- Beratungen und Expertisen
- Öffentlichkeitsarbeit
Tauchen Sie mit der App «pastZurich» in die Welt der Pfahlbauten ein, die vor 5000 Jahren auf dem heutigen Sechseläutenplatz standen. Das Outdoor-Erlebnis ist interaktiv und dank Augmented Reality entdecken Sie die «Pfahlbauten um die Alpen» in Lebensgrösse.

Die UNESCO hat 111 Pfahlbaufundstellen aus den Ländern Schweiz, Österreich, Frankreich, Deutschland, Italien und Slowenien zum Weltkulturerbe erklärt. Zwei dieser Fundstellen – Zürich - Alpenquai und Zürich - Kleiner Hafner – befinden sich im Gebiet der Stadt Zürich.

Bei Sondierungen auf der Baustelle für das Parkhaus Opéra stiessen Fachleute der Archäologie auf wertvolle bis zu über 5000 Jahre alte Kulturschichten von internationaler Bedeutung. Die Rettungsgrabung fand 2010 statt.
