Alter der Wohnbevölkerung – die Stadt Zürich im Vergleich
Wie unterscheidet sich die Wohnbevölkerung in der Stadt Zürich von derjenigen im restlichen Kanton? In der Stadt leben anteilsmässig mehr jüngere Menschen, und die Entwicklungen der letzten zwanzig Jahre haben diesen Unterschied sogar noch verstärkt. Innerhalb der Stadt Zürich tragen die Stadtkreise 9 und 11 besonders stark zu Verjüngung und Wachstum bei. In Bevölkerungspyramiden nach Bildung sind deutliche Stadt-Land-Unterschiede zu erkennen. (11. Juli 2018 – Klemens Rosin)
Die Stadt Zürich wächst sich jung
Ende 2016 wohnten knapp 1,5 Millionen Menschen im Kanton Zürich; davon lebte etwa jede vierte Person in der Stadt Zürich. Wohnen Ältere eher in der Stadt als im restlichen Kanton Zürich? Oder zieht das Urbane die Jungen an? Wie unterscheidet sich die Altersstruktur der Stadt Zürich vom restlichen Kanton, der übrigen Schweiz oder anderen grossen Schweizer Städten?
In der Stadt Zürich sind die 30- bis 39-Jährigen am stärksten vertreten; sie machen 21 Prozent der Wohnbevölkerung aus. In der Stadt Zürich leben anteilsmässig mehr Personen dieser Altersklasse als im Kanton. Umgekehrt ist der Anteil der 50- bis 59-Jährigen im Kanton Zürich höher als in der Stadt, wo wiederum deutlich mehr Kleinkinder als Teenager wohnen – im Kanton sind diese beiden Gruppen fast gleich stark vertreten.
Die Bevölkerungspyramiden von Stadt und Kanton Zürich zeigen deutliche Unterschiede (Grafik 1). Die Altersverteilung der Stadt Zürich ist jedoch ähnlich derjenigen von Genf, Basel oder Bern. Die Bevölkerungspyramide des Kantons Zürich dagegen entspricht fast jener der restlichen Schweiz (ohne Kanton Zürich).
Welche Veränderungen in Wohnbevölkerung und Altersverteilung gab es seit dem Jahr 2000? Die Stadt Zürich ist um 9 Prozent, der restliche Kanton um 21 Prozent gewachsen. Bei der Stadt Zürich fand das Wachstum vor allem bei den 30- bis 49-Jährigen sowie bei den Kindern statt. Im Kanton Zürich verteilte sich die Bevölkerungszunahme auf eine breitere Altersspanne (ungefähr 40- bis 79-Jährige) – eine ähnliche Entwicklung fand auch in der restlichen Schweiz (ohne Kanton Zürich) statt.
Die Stadt Zürich weist zwar eine ähnliche Bevölkerungspyramide wie Genf, Basel und Bern auf, doch beim Wachstum gab es Unterschiede: Eine derart starke Zunahme bei den 30- bis 49-Jährigen sowie bei den Kindern gab es in den drei anderen Städten nicht.
Die (!) Stadt Zürich gibt es nicht
Seit dem Jahr 2000 wurde die Stadtzürcher Wohnbevölkerung im Mittel jünger; zudem haben sich die Bevölkerungspyramiden von Stadt und Kanton Zürich seit der Jahrtausendwende unterschiedlich entwickelt; in der Stadt Zürich gibt es insbesondere mehr 30- bis 39-Jährige. Ist diese Entwicklung überall in der Stadt Zürich zu beobachten?
Die Veränderungen der Wohnbevölkerung seit dem Jahr 2000 fallen je nach Stadtkreis unterschiedlich aus (Grafik 2): Im Kreis 11 leben derzeit deutlich mehr 30- bis 39-Jährige als noch zur Jahrtausendwende (+5500 Personen, +58 %, Veränderung 2000 bis 2017), ebenso im Kreis 9 (+4000 Personen, +55 %). In anderen Stadtkreisen ist die Zahl der 30- bis 39-Jährigen praktisch gleich geblieben. Am geringsten waren die Veränderungen im Kreis 1; aber auch die Stadtkreise 7 (+170 Personen, +3 %) und 8 (+196, +6 %) haben nur geringfügig zum gesamtstädtischen Wachstum bei den 30- bis 39-Jährigen beigetragen.
Zwischenfazit: Die immer stärker werdenden Unterschiede in den Bevölkerungspyramiden von Stadt und Kanton Zürich sind auf Veränderungen in einzelnen Stadtkreisen zurückzuführen. Jungbrunnen sind insbesondere die Kreise 9 und 11.
Bildungsstand: deutliche Stadt-Land-Unterschiede bei jungen Erwachsenen
In der Stadt Zürich sind die 30- bis 39-Jährigen besonders stark vertreten; dabei mag auch die Stadt Zürich als Wirtschaftszentrum und Hochschulstandort eine Rolle spielen. Es stellt sich deshalb die Frage: Wie sieht die Altersverteilung nach höchster abgeschlossener Bildung aus?
In der Stadt Zürich haben etwa 44 Prozent einen Hochschul- oder Fachhochschulabschluss; im restlichen Kanton Zürich sind es 30 Prozent (Mittel der Jahre 2010 bis 2016). Bei älteren Menschen gibt es bezüglich höchster abgeschlossener Bildung kaum Unterschiede zwischen Stadt und Kanton Zürich (Grafik 3). Bei den 70- bis 79-jährigen Stadtzürcherinnen und Stadtzürchern haben 26 Prozent einen Abschluss auf Sekundarstufe 1, 53 Prozent auf Sekundarstufe 2 und 21 Prozent auf Tertiärstufe; im restlichen Kanton Zürich sieht es bei dieser Altersklasse ähnlich aus (25 % Sekundarstufe 1, 55 % Sekundarstufe 2, 20 % Tertiärstufe; Bildungsstufen siehe Glossar).
Bei den 30- bis 39-Jährigen unterscheidet sich der Bildungsstand jedoch beträchtlich: In der Stadt Zürich weisen 65 Prozent eine tertiäre Bildung auf; im restlichen Kanton sind es mit 44 Prozent deutlich weniger. In der Schweiz (ohne Kanton Zürich) liegt der Anteil sogar noch etwas tiefer (40 %). In der Stadt Zürich haben prozentual etwas mehr Personen dieser Altersgruppe einen Hochschul- oder Fachhochschulabschluss als in Genf, Basel und Bern (60 %, die drei Städte zusammengefasst).
Glossar
Sekundarstufe
Die Sekundarstufe 1 umfasst die Schulstufen des mittleren Bildungsstandes. Dazu gehören Real-, Sekundar-, Bezirks- und Oberstufenschule. In der Strukturerhebung des Bundesamtes für Statistik werden die Menschen ohne Schulbildung sowie mit höchstens sieben Jahren obligatorischer Schule ebenfalls zur Sekundarstufe 1 dazugezählt.
Sekundarstufe 2
Zur Sekundarstufe 2 gehören Schulen der weiterführenden Bildung. Diese Stufe umfasst die Berufslehre, Berufsmittel-, Fachmittel- und Kantonsschule sowie Gymnasium.
Tertiärstufe
Die Tertiärstufe umfasst Ausbildungen im Bereich der höheren Berufsbildung, Fachhochschulen sowie Hochschulen.
Konfidenzintervall
Das 95-Prozent-Konfidenzintervall bezeichnet den Bereich, der bei unendlicher Wiederholung eines Zufallsexperiments mit einer Wahrscheinlichkeit von 95 Prozent den wahren Wert der Grundgesamtheit einschliesst. Das Konfidenzintervall wird auch Vertrauensintervall oder Erwartungsbereich genannt. In dieser Publikation wird als Konfidenzintervall stets das 95-Prozent-Konfidenzintervall verwendet.
Daten
Wohnbevölkerung nach Gebiet: STATPOP, BFS, ständige Wohnbevölkerung, Jahre 2000 und 2016.
Wohnbevölkerung nach Stadtkreis: Bevölkerungsregister der Stadt Zürich, wirtschaftliche Wohnbevölkerung, Jahre 2000 und 2017.
Bildungsstand der Wohnbevölkerung: Strukturerhebung, BFS, Poolingdaten 2010 bis 2016. Wegen der sonst zu geringen Stichprobengrösse werden die Städte Genf, Basel und Bern zusammengefasst betrachtet.