Im Nistkasten auf dem Hochkamin der Kehrichtheizkraftwerke an der Josefstrasse zieht seit 1998 fast jedes Jahr ein Turm- oder Wanderfalkenpaar seine Brut auf. Eine von Grün Stadt Zürich installierte Kamera beobachtet sie dabei seit 2005 rund um die Uhr und ermöglicht so einen unverfälschten Einblick in die Natur.
In der Stadt Zürich brüten jährlich etwa zehn Turmfalkenpaare. Dank der Webcam können Interessierte das Brutgeschehen der Falken in Echtzeit verfolgen. Denn die Fachstelle Naturschutz orientiert sich an der Leitidee «Natur findet Stadt». Das bedeutet aber auch: Wir überlassen der Natur ihren Lauf und greifen nur in Ausnahmefällen ein. Denn jeder Eingriff kann zu unerwarteten Folgen führen und Tiere ungewollt schädigen.
Männchen oder Weibchen sind auch alleine in der Lage, die Jungen zu füttern. Ein paar Tage können die Jungen überleben. Grün Stadt Zürich kann in Ausnahmefällen eine Rettungsaktion organisieren. In diesem Fall werden die Jungvögel vom Wildhüter in eine Pflegestation gebracht. Im Nistkasten werden den Jungvögeln weder Wasser noch Nahrung gebracht, da es nicht zielführend ist.
Das Tier braucht Zeit und erholt sich möglicherweise wieder. Das passiert auch in der Natur so. Ein menschliches Eingreifen könnte die Jungvögel so erschrecken, dass sie sich vom Brett stürzen. Grün Stadt Zürich unternimmt in diesem Fall nichts.
Ist das Anflugbrett stark durch Rupfreste und Kot verschmutzt, wird es im Herbst / Winter geputzt.
Aussehen
Der Wanderfalke ist der grösste bei uns heimische Falke. Das Gefieder ist an der Oberseite schwarzgrau und an der Unterseite hell mit schwarzen Streifen.
Das Gefieder des kleineren Turmfalken ist rostrot, wobei das Weibchen zusätzlich dunkle Flecken aufweist. Der Kopf und die Schwanzfeder des Männchens sind hellgrau.
Brutverhalten
Sowohl die Wander- als auch die Turmfalken brüten einmal im Jahr.
Das Wanderfalkenweibchen legt ab Mitte März ca. 3 bis 4 Eier, die von beiden Partnern ca. 30 Tage lang ausgebrütet werden. Die Jungfalken fliegen nach 5 bis 7 Wochen aus, werden aber noch 3 bis 4 Wochen von den Eltern weitergefüttert.
Die Turmfalken legen ihre Eier (ca. 4 bis 6 Stk.) ab Mitte April. Das Brüten der Turmfalkeneier übernimmt das Weibchen, während das Männchen für die Nahrungsversorgung zuständig ist. Nach etwa 30 Tagen schlüpfen die Jungen und bleiben dann für ca. 4 Wochen im Nest. Nach den ersten 4 Wochen nehmen sie selbstständig Nahrung auf und erst nach weiteren vier Wochen sind sie dann völlig selbstständig.
Jagd- und Flugverhalten
Der Wanderfalke jagt im Flug und schlägt die Beute mit seinen Fängen (Füssen). Im normalen Flug erreicht er Geschwindigkeiten bis 60 km/h. Im Flachstoss nähert er sich von hinten mit einem Tempo bis zu 100 km/h und nutzt den toten Winkel als Überraschungsmoment. Im Sturzflug stürzt er sich aus grosser Höhe mit einer Geschwindigkeit bis 300 km/h und tötet seine Beute manchmal schon durch die Wucht des Aufpralls.
Charakteristisch ist beim Turmfalken der Rüttelflug: Der Vogel bleibt mit schräggestellter Körperachse und gefächertem Schwanz in der Luft stehen. Dann erfolgt der Sturzflug auf die Beute. Die Spitzengeschwindigkeiten liegen mit 50–60 km/h beim Turmfalken wesentlich niedriger als beim Wanderfalken. Den Sturzflug beendet der Turmfalke kurz über dem Boden.
Nahrungsaufnahme
Wanderfalken ernähren sich hauptsächlich von Vögeln wie Tauben oder Möwen.
Turmfalken hingegen haben einen grösseren Speiseplan. Kleine Nager, Reptilien, Maulwürfe, Amphibien und sogar Insekten gehören dazu.
Schlafverhalten
Es ist wenig bekannt über die Schlafplätze der Falken. In ländlichen Gebieten schlafen sie eher auf Bäumen oder Felsen. In der Regel übernachten die Falken nicht im Nistkasten, sondern suchen sich andere Schlafplätze.