Mit der Abstimmung zur 2000-Watt-Gesellschaft hat Zürich 2008 als erste Schweizer Stadt ein Klimaschutzziel in der Gemeindeordnung festgelegt: Der Energieverbrauch soll längerfristig auf 2000 Watt pro Person sinken, der CO2-Ausstoss auf eine Tonne pro Person und Jahr bis 2050 reduziert werden. Sowohl die Klimabewegung wie das Parlament haben 2019 gefordert, das Klimaschutzziel deutlich zu verschärfen. Die Stadt hat auf dieser Grundlage neue Klimaschutzziele ausgearbeitet. Durch das Klimaschutzziel Netto-Null wurde 2022 die Zielvorgabe für die Reduktion der Treibhausgase verschärft: Klimaneutralität bis 2040 und für die Stadtverwaltung bis 2035. Das Ziel von 2000 Watt Primärenergie pro Person und Jahr muss neu auch bis 2040 erreicht werden. Das Klimaschutzziel Netto-Null führt somit die Vision der 2000-Watt-Gesellschaft weiter. Die Handlungsfelder sind weitgehend dieselben, die Ziele im Klimaschutzbereich hingegen sind ehrgeiziger und betreffen neu auch alle indirekten Treibhausgasemissionen. Die Umsetzungsstrategien werden laufend weiterentwickelt.
In den vergangenen Jahren wurden im Rahmen der 2000-Watt-Gesellschaft zahlreiche Massnahmen getroffen, um den Energieverbrauch und die Treibhausgasemissionen auf Stadtgebiet zu reduzieren. Dazu gehört zum Beispiel, dass die Stadt Zürich energetisch vorbildlich baut und saniert, in die Versorgung mit erneuerbarer Energie investiert, den Ausbau thermischer Netze vorantreibt oder die Fahrzeugflotte auf alternative Antriebe umstellt. Die direkten Treibhausgasemissionen auf dem Stadtgebiet sind zwar seit 1990 kontinuierlich gesunken, die indirekten Treibhausgasemissionen haben hingegen zugenommen.
Die 2000-Watt-Gesellschaft ist ein energie- und klimapolitisches Konzept, das gesamtgesellschaftliche Herausforderungen adressiert. Ziel der 2000-Watt-Gesellschaft ist, Energie und Ressourcen nachhaltig und global gerecht zu nutzen. Nachhaltig bedeutet, dass der weltweite Energiekonsum nicht zunehmen darf und dass die Treibhausgasemissionen so weit reduziert werden, dass sich das Weltklima um höchstens 2° C erwärmt. Global gerecht heisst, dass allen Menschen gleich viel Energie und gleich viele Treibhausgasemissionen zustehen. In Zahlen ausgedrückt: Jeder Mensch soll nicht mehr als 2000 Watt Energie-Dauerleistung in Anspruch nehmen und maximal eine Tonne CO2 pro Jahr ausstossen. Grundsätzlich gibt es drei Ansätze, um den Energieverbrauch und die Treibhausgasemissionen zu senken: weniger Energie nutzen (Suffizienz), Energie besser nutzen (Effizienz), erneuerbare Energien nutzen (Konsistenz).
Das Konzept der 2000-Watt-Gesellschaft wurde in den Neunzigerjahren an der ETH Zürich entwickelt. 2008 haben sich die Stimmberechtigten der Stadt Zürich in einer Volksabstimmung klar zur 2000-Watt-Gesellschaft und zur Nachhaltigkeit bekannt und diese in der Gemeindeordnung verankert. Die Roadmap zeigt Handlungsbereiche und Massnahmen auf. In der Zwischenzeit hat die Stadt Zürich die Zielsetzungen im Klimaschutz verschärft.
Die städtische Energieplanung definierte als Zwischenziel für 2020 einen Energieverbrauch von 4000 Watt pro Person. Dieses Zwischenziel ist erreicht. Das langfristige Ziel bleibt jedoch eine Herausforderung. Es braucht weitere Massnahmen in sämtlichen energierelevanten Sektoren. Der Abwärtstrend der letzten Jahre ist einerseits auf die Ökologisierung des Strommixes zurückzuführen. Seit 2015 beliefert ewz die Privatkundschaft ausschliesslich mit Ökostrom, seit 2020 ist der von ewz gelieferte Strom für alle Kundinnen und Kunden aus 100 Prozent erneuerbaren Quelle. Im Gebäudebereich konnte in den vergangenen Jahren durch energetische Sanierungen und Ersatzneubauten kontinuierlich Energie eingespart werden.
Bei der Mobilität ist der Energieverbrauch seit 1990 kontinuierlich gesunken. Gründe sind effizientere Antriebssysteme, die geringere Zunahme beim motorisierten Verkehr und die vermehrte Nutzung von ÖV und Velo in Zürich. Der Anteil erneuerbarer Energie hat sich im gleichen Zeitraum mehr als verdoppelt, was auf den Ersatz fossiler Heizungen mit erneuerbaren Lösungen zurückzuführen ist.
Das Monitoring Energiepolitik zeigt, dass sich der Energiebedarf in der Stadt Zürich gegenüber 2010 um 30 Prozent reduziert hat. Im Monitoring wird die Entwicklung energierelevanter Kennzahlen dokumentiert und es gibt einen Überblick über die wichtigsten Massnahmen und Projekte. Das Netto-Null-Cockpit zeigt, welche Bereiche wie viele Treibhausgasemissionen verursachen und wie sich diese entwickeln.
Ein gut trainierter Mensch kann bei intensiver körperlicher Betätigung etwa 200 bis 400 Watt erzeugen. Das bedeutet, dass 2000 Watt ungefähr der Leistung von fünf bis zehn stark trainierten Sportlern entspricht, die gleichzeitig ihr Maximum geben.
- 1 Tonne CO2 entsteht ungefähr beim Verbrennen von 400 Litern Heizöl.
- Die Klimawirkung von 1 Tonne CO2 pro Person erzeugt ein Flug nach Athen und zurück.
- Um 1 Tonne CO2 zu absorbieren, braucht ein Baum bis zu 100 Jahren.
Für den Energiekonsum ist die sogenannte Primärenergie massgebend. Sie setzt sich zusammen aus:
- der Energie, die in den Energieträgern wie Strom oder Heizöl enthalten ist.
- der sogenannt grauen Energie, die für die Gewinnung, Umwandlung und Lieferung benötigt wird.
Um die Primärenergie zu berechnen, wird die Endenergie, also die gesamte Energie, die in der Stadt Zürich in einem Jahr verbraucht wird, erhoben. Dabei stützt sich die Stadt auf gemessene Werte (Strom, Fernwärme, Gas) und auf Modelle, wenn keine Messdaten verfügbar sind. Aus der Endenergie lässt sich der Primärenergieverbrauch ableiten.
Der Ausstoss von Treibhausgasen in die Atmosphäre infolge menschlicher Aktivitäten wirkt sich global auf das Klima aus. Das bekannteste und wichtigste Treibhausgas ist Kohlenstoffdioxid (CO2), das bei der Verbrennung von fossilen Energieträgern wie Erdöl, Kohle oder Erdgas entsteht. Um die Klimawirkung der verschiedenen Treibhausgase vergleichbar zu machen, wird sie auf jene von CO2 umgerechnet und als CO2-Äquivalente (CO2eq) ausgewiesen. Es gibt keine verfügbaren Messungen, die exakt aufzeigen, wie viel CO2 zum Beispiel in der Stadt Zürich durch menschliche Aktivitäten in die Luft gelangt. Um möglichst verlässliche Informationen über die Treibhausgasemissionen zu erhalten, werden daher Klimabilanzen berechnet. Sie zeigen auf, durch welche Aktivitäten und in welchen Bereichen wie viele Treibhausgase verursacht werden. Die Zuverlässigkeit von Klimabilanzen hängt davon ab, wie genau und vollständig die verwendeten Daten zu den Aktivitäten und Emissionsfaktoren sind. Die Bilanzierung von direkten CO2-Emissionen ist meist präziser als jene von indirekten CO2-Emissionen. Bei den indirekten Emissionen ist es komplexer, Aktivitäten (etwa die Anzahl gekaufter Handys auf Stadtgebiet) und zugehörige Emissionsfaktoren (etwa die Emissionen pro Handy) zu erheben.