Schnupfen und Fieber vorbei, aber trotzdem schlapp und dauermüde? Das ist nach einer Grippe oder einem grippalen Infekt oft normal. Wenn Erkältungssymptome oder körperliche Schwäche aber länger als drei Wochen anhalten, ist es ratsam, zum Hausarzt zu gehen.
«Eine Erkältung kommt drei Tage, bleibt drei Tage und geht drei Tage», sagt ein altes Sprichwort. Aber ist ein Infekt wirklich spätestens nach rund zehn Tagen ausgestanden? Einige Betroffene sind schneller wieder fit, vor allem wenn viel Arbeit ansteht. Viele benötigen aber deutlich länger, um wieder gesund und leistungsfähig zu werden. Das hat die diesjährige Grippe-Saison eindrücklich gezeigt. Die Gründe sind vielfältig, einige sogar gefährlich.
Viren über Viren
Es existieren mehr als 200 Viren, die Erkältungen verursachen können. Am bekanntesten sind Rhinoviren, Adenoviren und Coronaviren sowie deren Untergruppen. So kann es vorkommen, dass man sich mit einem zweiten Erkältungsvirus ansteckt, während sich das Immunsystem noch mit dem ersten abmüht oder sich gerade von diesem Kampf zu erholen sucht. Die Betroffenen merken aber nicht, dass sie von zwei unterschiedlichen Viren befallen sind. Diese schädigen die Schleimhäute und machen sie anfällig für Bakterien, die dann auch noch über sie herfallen. Eine sogenannte Superinfektion kann folgen, beispielsweise in Form einer Lungenentzündung (Pneumonie) oder einer Nasennebenhöhlenentzündung (Sinusitis).
Eine spezifische Therapie gegen Viren existiert in den meisten Fällen nicht. Deshalb werden virale Krankheitserreger in der Regel nicht explizit gesucht – mit Ausnahme der Influenza-Viren. Im Triemli führten die Ärztinnen und Ärzte zwischen September 2018 und April 2019 total 841 Screening-Tests auf Grippe-Viren durch. 242 davon waren positiv.
Gesund leben
Ausgewogene Ernährung, viel Bewegung an der frischen Luft und an der Sonne sowie genug Entspannung und Schlaf wirken nicht nur vorbeugend, sondern helfen auch in der Zeit nach einer Grippe oder einem grippalem Infekt. Generell ist ein gesunder Lebensstil wichtig. Dazu PD Dr. med. Lars C. Huber, Chefarzt Klinik für Innere Medizin am Stadtspital Triemli: «Rauchen ist ein wichtiger Risikofaktor für Atemwegsinfekte. Raucher benötigen auch eine längere Zeit, um Erkältungsviren zu überwinden. Daneben entscheiden aber auch viele andere Faktoren und der genetische Hintergrund, ob ein Mensch schneller oder langsamer mit Viren fertig wird.»
Rekonvaleszenz
Nach einer Erkältung braucht der Körper einige Zeit, um sich zu regenerieren. Er befindet sich in der sogenannten Rekonvaleszenz (von lateinisch reconvalescere: stark werden/gesund werden). Denn schon nach wenigen Tagen im Bett geht die Muskulatur zurück und die Kondition lässt nach. Der Kampf gegen die viralen Eindringlinge fordert das Immunsystem. «Deswegen sollte man während einer Erkältung körperliche Überanstrengung vermeiden», betont der Internist Lars Huber.
Zurück bei der Arbeit ist es normal, sich in den ersten Tagen müde und schlapp zu fühlen. Gleiches gilt auch, wenn man beim Treppensteigen etwas rascher aus der Puste kommt und müde Beine spürt. «Doch wenn Erkältungssymptome oder allgemeine Schwäche länger als drei Wochen anhalten, empfehle ich eine Abklärung beim Hausarzt oder Spezialisten», so Huber. «Denn in seltenen Fällen können Erkältungsviren eine Entzündung des Herzmuskels verursachen.» Alarmzeichen hierfür sind beispielsweise neu aufgetretene Bein- und Knöchelödeme, Atemnot, ein Druckgefühl hinter dem Brustbein oder ein unregelmässiger Puls.