Oft gestellte Fragen
Hier finden Sie Antworten auf häufige Fragen aus dem Bereich der Urogynäkologie.
Warum verliere ich ungewollt Urin?
Es gibt verschiedene Formen des Urinverlustes mit unterschiedlichen Ursachen:
Belastungsinkontinenz (häufigste Form)
Urinverlust durch eine Schwäche im Blasenverschlussmechanismus: Es kommt zum Urinverlust bei Belastungen wie Husten, Niesen, Lachen, Rennen, Springen oder Heben von Lasten.
Überaktive Blase (Reizblase)
Die Speicherfunktion der Blase ist nicht mehr intakt: Die Blase hat ein zu kleines Speichervolumen, ist zu sensibel und unter Umständen hat sie eine Tendenz zu nicht kontrollierbaren Kontraktionen, das heisst sie zieht sich unkontrolliert und «ohne Befehl» zusammen. Patientinnen mit überaktiver Blase leiden an starken Drangbeschwerden und unkontrolliertem Urinverlust.
Neurogene Blasenstörungen
Es handelt sich um Blasenstörungen, welche durch eine Erkrankung der Nerven (Steuerung) verursacht werden.
Chronische Urinretention
Eine Blase, welche sich nicht korrekt vollständig entleert, kann durch «Überlaufen» zu Urinverlust führen. Auch führt Resturin in der Blase zu immer wieder auftretenden Harnwegsinfekten. Die unvollständige Blasenentleerung ist eine typische Männerkrankheit, kommt aber auch bei Frauen vor. Verschiedene Ursachen können für eine unvollständige Entleerung verantwortlich sein.
Teilweise liegen auch Mischformen, vor allem der zwei häufigsten Arten des Urinverlustes, vor.
Konservative Therapieoptionen bei ungewolltem Urinverlust?
- Lokale Hormonapplikation mit Cremen oder Zäpfchen und pflanzliche Therapeutika wie Preiselbeersaft oder Bryophyllum pinnatum sind Basistherapien.
- Physiotherapie mit computerunterstützter Biofeedbacktherapie, Elektrostimulation und Beckenbodengymnastik. Erlernen neuer Verhaltensmuster mit der Physiotherapeutin, Blasendrill.
- Medikamentöse Therapien: sogenannte antimuskarine oder anticholinerge Medikamente, welche die Blase zu entspannen helfen. Sie werden bei der überaktiven Blase eingesetzt. Neuere Medikamente stimulieren die Sympathikusachse (B-3-Agonisten) und erzielen einen ähnlichen Effekt. Es gibt aber auch medikamentöse Therapien für Retentionsstörungen.
Konservative Therapieoptionen bei Beckenbodensenkungszuständen?
Unterschiedliche Pessare können bei verschiedenen Blasen- und Beckenbodenstörungen eingesetzt werden. Sie sind wesentlich effektiver und moderner, als es im ersten Moment den Anschein machen könnte. Pessare werden heute aus weichem Silikon hergestellt. Die Patientin lernt das Einlegen und Entfernen des Pessars bei uns in der Sprechstunde. Pessare werden vor allem bei Vorfallbeschwerden und bei der Belastungsinkontinenz eingesetzt.
Welche operativen Therapieoptionen gibt es bei ungewolltem Urinverlust?
Die chirurgische Behandlung des Vorfalls ist heute weniger uniform und wird bestimmt durch die Ausgangssituation und Anatomie: durch das Beschwerdebild, durch Voroperationen, durch die Art des Vorfalls, und vor allem richtet sie sich auch nach den Bedürfnissen der Patientin.
Zur Verfügung stehen klassische vaginale Operationen mit Eigengeweberekonstruktion, welche üblicherweise als Raffungsoperationen bezeichnet werden (vaginale Hysterektomie, Diaphragmaplastik, Kolpoperineoplastik, sakrospinale Fixation nach Richter), Operationen mit Netzverstärkung und Operationen, welche über einen kleinen Bauchschnitt oder über eine Bauchspiegelung durchgeführt werden (abdomniale oder laparoskopische Sakrokolpopexie). In der Regel empfehlen wir nach sorgfältiger Beurteilung der Situation eine bestimmte Operation, begründen die Operationswahl und besprechen Vor- und Nachteile der jeweiligen Operationstechnik.
Was kann ich gegen häufige Blasenentzündungen tun?
Nebst der gezielten antibiotischen Behandlung kann die Therapie mit alternativen Präparaten zur Besserung der Beschwerden verhelfen (z. B. lokale Oestrogenisierung, D-Mannose, Cranberry-Präparate, Uro-Vaxom u. a.).
Allgemein zu beachten sind: Ausreichende Flüssigkeitszufuhr, Wasserlösen nach Geschlechtsverkehr innerhalb einer Stunde, Vermeiden von Spermiziden zur Verhütung, korrekte Analtoilette von vorne nach hinten, Verzicht auf intravaginale Spülungen oder Desinfektionen, Vermeidung von Unterkühlung und von kalten Getränken.
Gerne besprechen und behandeln wir die genannten Themen in unserer Sprechstunde Urogynäkologie.