Oberarmkopffrakturen
Neues Behandlungskonzept mit winkelstabiler Platte (PHILOS= Proximal Humerus Interlocking System)
Die Brüche des Oberarmkopfes (proximaler Humerus) sind eine
sehr häufige Fraktur des Menschen, 5% aller Frakturen betreffen
diesen Bereich.
Neben dem Trauma spielt für die Entstehung auch die verminderte
Knochenfestigkeit und Knochenmineraldichte (Osteoporose) eine
wichtige Rolle. Aus diesem Grund erstaunt es nicht, dass mit
zunehmendem Alter auch die Häufigkeit dieser Frakturen ansteigt,
gut 75% dieser Brüche ziehen sich Patienten im Alter von über 60
Jahren zu.
Schon Hippokrates hat um 460 v.Chr. eine konservative Therapie
dieser Verletzung beschrieben. 70-80% dieser Frakturen werden
auch heute noch mit gutem Resultat konservativ, d.h. ohne
Operation behandelt. Schwierigkeiten bereiten die verbleibenden
20 - 30% der Frakturen die operativ versorgt werden müssen. Hier
stellt sich die Frage nach dem optimalen Behandlungskonzept
unter Berücksichtigung von Alter, funktionellen Ansprüchen und
Ausmass der Osteoporose.
Bei Verdacht auf eine Fraktur im Oberarmkopfbereich umfasst die klinische Untersuchung die neurologische und Kontrolle der Durchblutung des Armes. Nach der klinischen Beurteilung erfolgt die radiologische Untersuchung mit Röntgenaufnahmen der verletzten Schulter (Abb. 1).
Bestätigt sich die Fraktur wird diese je nach Anzahl der Hauptfragmente und Ausmass der Dislokation klassifiziert. Für die Einteilung der Frakturen werden weltweit 2 Klassifikationen 3 angewandt: die AO -Klassifikation (Abb.2) und die Einteilung nach Neer.
4 Hauptfragmente und das Ausmass ihrer Dislokation werden beurteilt. Die 4 Hauptfragmente sind: der Humerusschaft, das Kalottenfragment und die beiden Tuberkula. Die Dislokation (Verschiebung ) dieser Fragmente untereinander ist durch den Zug der verankerten Schultermuskulatur bedingt (Abb. 3)
Neben einer konservativen Behandlung bei nicht verschobenen oder eingestauchten Brüchen, hat die operative Behandlung eine möglichst anatomische Wiederherstellung des Oberarmkopfes und damit eine optimale Funktion im Schultergelenk zum Ziel.
Je nach Ausmass der Verschiebung der Fragmente zueinander (A und B-Frakturen, Abb.2) stehen zur Stabilisierung dieser Frakturen verschiedene Verfahren wie Spickdrähte, Platten oder Nägel zur Verfügung. Idealerweise werden diese Frakturen mit der Philos-Platte stabilisiert, während sog. C-Frakturen sehr oft mit einer Oberarmkopfprothese behandelt werden müssen.
Bei Patienten mit ausgeprägter Osteoporose zeigten sich aber verschiedentlich Probleme wie schlechter Halt der Schrauben im Knochen und damit vermehrt Implantatlockerungen, Schraubenund Plattenausrisse und sekundäres Zusammensinken im Frakturbereich, was zu Reoperationen und / oder zu schlechten funktionellen Resultaten geführt hat.
Mit der Entwicklung der Philosplatte einer winkelstabilen Platte für den Oberarmkopfbereich liegt ein neueres Implantat vor, das die erwähnten Probleme dieser Frakturen und der Osteoporose vermindern soll.
Was bedeutet "winkelstabil"? Die sog. winkelstabile Verankerung der Schrauben in der Platte, d.h. die Schraubenköpfe sind mit einem Gewinde versehen und werden in das Gegengewinde im Schraubenloch der Platte verankert, erhöht die Stabilität des operierten Bruches (Abb. 4).
Es braucht grössere Belastungen damit es zu einem Ausreissen
der Schrauben und der Platte aus dem Knochen kommt.
Bei der Philos Platte wird durch das schräge Einsetzen der
Schrauben und damit das "Aufspreizen" im Oberarmkopf eine
weitere Stabilitätserhöhung erreicht (Abb. 5).
Bei Patienten mit Osteoporose ist dieses winkelstabile Implantat
von Vorteil, das Risiko eines primären und sekundären
Repositionsverlustes im Vergleich zu den herkömmlichen
Implantaten wird deutlich vermindert.
Herkömmliche Platten müssen fest an den Knochen komprimiert
und fixiert werden, um die nötige Stabilisation gewährleisten zu
können. Dieser Umstand hat aber eine Minderdurchblutung des
Knochens und der Knochenhaut unter der Platte und im
Frakturbereich zur Folge. Es kann daraus eine verzögert
Knochenheilung resultieren. Die Philos - Platte hingegen wird mit
wenig Abstand zum Knochen fixiert, was zu einer erhaltenen
Durchblutung im Frakturbereich unter der Platte führt. (Abb. 6)
Durch die erhöhte Stabilität können die Patienten sehr früh mit der
Bewegung der Schulter beginnen. Eine kurzfristige Ruhigstellung
der Schulter mit einem Gilchristverband erfolgt für 5 - 7 Tage,
bevor mit aktiv -assistierten Bewegungsübungen begonnen wird.
Das Behandlungskonzept mit der Philos-Platte führt zu einer
kürzeren Rehabilitationszeit, schnellerem Wiedererlangen der
Arbeitsfähigkeit und dank der tiefen Rate von Fehlstellungen zu
einer besseren Funktion der Schulter.
Am Stadtspital Triemli behandeln wir seit über einem halben Jahr
Oberarmkopffrakturen mit der Philos-Platte und haben bis anhin
erfreulich gute Resultate v.a. im Vergleich zu den früher
durchgeführten Verfahren erzielen können.
Weitere Informationen
+41 44 416 11 11