Automatische Zählungen des Fussverkehrs
Autor
Robert Dorbritz
Letzte Aktualisierung
25. Februar 2022
Ausgangslage
Seit 2013 werden die Frequenzen des Fussverkehrs automatisch erfasst. Wie für den Velo- wurde auch für den Fussverkehr das Zählstellennetz schrittweise gemäss einem definierten Standortkonzept auf- und ausgebaut. Es umfasst derzeit 18 Zählgeräte, die sich auf 16 Querschnitten im gesamten Stadtgebiet verteilen (Abbildung 1). Die damit erhobenen Daten bilden eine wichtige quantitative Grundlage zur Beurteilung der Entwicklung des Fussverkehrs auf dem Stadtgebiet. Die Daten der Zählgeräte werden via OpenData-Portal im Internet zugänglich gemacht.
Technologie
Die Frequenzen des Fussverkehrs werden von den Zählgeräten mittels passiver Infrarotstrahlung erhoben. Dabei wird eine Personenbewegung vor dem seitlich angebrachten Sensor detektiert und richtungsgetrennt gespeichert (siehe Abbildung 2). Die Geräte erfassen grundsätzlich alle Bewegungen innerhalb des Perimeters, je nach Querschnitt also auch Velofahrten oder grössere Tiere. Daher muss vor der Installation genau geprüft werden, wo und in welcher Höhe die Sensoren montiert werden. In manuellen Kontrollzählungen wurden Kalibrierungsfaktoren bestimmt, um aus den Gerätewerten effektive Fussfrequenzen zu berechnen (siehe Abbildung 1).
Abbildung 2:
Foto der Zählstelle Cassiopeiasteg
Die Geräte speichern die Zähldaten richtungsgetrennt in 15-Minuten-Intervallen und senden die Datenpakete täglich an einen Server. Damit liegen die Daten tagesaktuell vor, sodass Ausfälle und Störungen rasch erkannt und Ausfallzeiten so minimiert werden. Die Geräte sind mobil einsetzbar, relativ unauffällig und benötigen keine externe Stromzufuhr.
Zählstellen
Die automatischen Zählstellen wurden in verschiedenen Etappen in Betrieb genommen und bilden ein fertiges Zählstellennetz, dessen weiterer Ausbau derzeit nicht vorgesehen ist. Im bestehenden Zählstellennetz wurden die Standorte so gewählt, dass die Geräte sowohl an Querschnitten mit hohen, als auch mit tiefen Aufkommen zählen. Sie wurden sowohl in der Innenstadt wie auch in den übrigen Stadtquartieren installiert und decken auch Entwicklungsgebiete und Querschnitte mit hohem Pendler- und Freizeitaufkommen ab (siehe Abbildung 1). Neben sechs permanenten Standorten, die ganzjährig betrieben werden, sind sechs Standorte jeweils während sechs Monaten an einem «Sommer-» und dann an einem «Winterstandort». Dadurch kann die Entwicklung der Frequenzen an mehr Querschnitten beurteilt werden.
Daten und deren Qualität
Die Geräte aggregieren die Frequenzen zu Viertelstundenwerten je Gehrichtung. Sie detektieren während 24 Stunden täglich, an allen Tagen des Jahres. Bisher wurden über 25 000 gültige Messtage erfasst. Regelmässige manuelle Kontrollzählungen belegen die hohen technischen Zählgenauigkeiten von durchschnittlich über 90 Prozent. Die effektiven Kalibrierungsfaktoren können vom absoluten Betrag her aber deutlich höher sein, z.B. wenn viele Velofahrten im Querschnitt stattfinden (siehe Abbildung 1). Bei sehr hohen Veloaufkommen am Querschnitt installiert die Stadt Zürich parallele Velozählgeräte, wie etwa in beiden Unterführungen in der Langstrasse oder auf der Militärbrücke.
Aufkommen
Das mittlere Tagesaufkommen an den von den Zählgeräten abgedeckten Querschnitten schwankt zwischen durchschnittlich 300 Bewegungen am Chorherrenweg (nur Sommerhalbjahr) bis 15 000 Bewegungen in der Langstrasse (beide Seiten der SBB-Unterführung), wie Abbildung 3 zeigt. In der Unterführung der Langstrasse sind von den durchschnittlich 15 000 Bewegungen rund 75 Prozent auf Velofahrten zurückzuführen. Die effektive Fussverkehrsfrequenz ergibt sich mit Anwendung des Kalibrierungsfaktors von minus 73 Prozent, sodass täglich rund 4000 Personen die Unterführung zu Fuss nutzen.
Entwicklung
Von grösserem Interesse als die effektiven Frequenzen sind für das Controlling deren Entwicklungen an den einzelnen Zählstellen sowie insgesamt (siehe Tabelle 1). Insgesamt schwanken die Aufkommen in den letzten Jahren kaum, gegenüber 2012 blieben sie gesamthaft praktisch unverändert.
Indexierte Entwicklung von Fussfrequenzen
Zählstelle | 2012 | 2019 |
---|---|---|
Altstetterstrasse | 100 | 121 |
Arboretum | 100 | 109 |
Cassiopeiasteg | 100 | 65 |
Chorherrenweg | 100 | 98 |
Fischerweg und Kloster-Fahr-Weg | 100 | 110 |
Hardeggsteg | 100 | 118 |
Katzenbach | 100 | 108 |
Langstrasse | 100 | 97 |
Letten | 100 | 122 |
Lettenviadukt | 100 | 105 |
Limmatquai | 100 | 70 |
Militärbrücke | 100 | 96 |
Mythenquai | 100 | 119 |
Ohmstrasse | 100 | 101* |
Weinbergfussweg | 100 | 115 |
Zehntenhausplatz | 100 | 91 |
Gesamt (nach Frequenzen gewichtet) | 100 | 101 |
Bevölkerung | 100 | 110 |
Tabelle 1: Indexierte Entwicklung der Frequenzen je Zählstelle mit Basisjahr 2012 = 100 Indexpunkte (2012 ist das Referenzjahr für «Stadtverkehr 2025») * Werte anhand Gesamtentwicklung berechnet.
Zeitliche Verteilung der Frequenzen
Automatische Zählungen erlauben u.a. detaillierte Aussagen, wie sich die Frequenzen im Tages-, Wochen- und Jahresverlauf verteilen. Generell schwanken die Aufkommen im Jahresverlauf weniger stark als beim Veloverkehr, wo sich die Jahreszeiten und damit verbunden auch die Witterung viel stärker auswirken. Im Fussverkehr spielt vielmehr die Lage eine Rolle: Im Hochschulgebiet gehen die Frequenzen in den vorlesungsfreien Zeiten leicht zurück, während entlang der Limmat die Sommerferien im Jahresgang erkennbar sind (Abbildung 4).
Die Anzahl der detektierten Bewegungen schwankt auch im Wochenverlauf an den Zählstellen stark: Auf Pendlerrouten werden die höchsten Frequenzen an Werktagen gezählt, während an Wochenenden deutlich weniger Personen unterwegs sind (z.B. an der Zählstelle Weinbergfussweg). Entlang der Limmat sind sonntags besonders viele Personen unterwegs (Abbildung 5).
Die Verteilung der gezählten Personenbewegungen im Tagesverlauf zeigt Abbildung 6. Während an der Zählstelle Weinbergfussweg die meisten Personen frühmorgens und abends zwischen Hochschulgebiet und Hauptbahnhof pendeln, sind entlang der Limmat mittags viele Personen (joggend) unterwegs. Allgemein gilt jedoch, dass jede Zählstelle ein ganz eigenes Muster hat, wie sich die Frequenzen im Jahres-, Wochen- und Tagesverlauf verteilen.
Pilotversuche
Im Winter 2016 testete das Tiefbauamt eine Erhebungstechnologie, bei der mit Hilfe von Überkopfsensoren die Personenmengen gezählt werden. Dies erlaubt es, auch bei sehr hohen Frequenzen und dichten Strömen genau zu zählen. Diese Technologie wurde auf der Quaibrücke und am Bahnhofsplatz getestet (siehe Abbildung 7).
Abbildung 7:
Zählgerät mit Solarpanel auf der Quaibrücke
Weitere Informationen
Tiefbauamt