Kunst und Erinnerungskultur
In den letzten Jahren hat sich in der Öffentlichkeit ein starkes Interesse für einen neuen Umgang mit Denkmalkultur ausgebildet. Es wird vermehrt die Frage gestellt, ob die bestehenden Denkmäler den aktuellen Kriterien einer inklusiven Gesellschaft noch genügen. In Zürich wie auch in anderen schweizerischen Städten dominiert eine stark eurozentrische, hetero-normative Denkmal- und Erinnerungskultur. Themen abseits dieser bestimmenden Vorstellungen werden im öffentlichen Raum nicht oder kaum abgebildet. Sowohl mit der «MeToo»-Debatte als auch mit der in den USA entstandenen «Black Lives Matter»-Bewegung (BLM) wurden die Diskussionen um Repräsentation im öffentlichen Raum sowie um den Umgang mit Erinnerung beschleunigt. Parallel dazu gehen in Zürich immer wieder Anfragen seitens Politik und Bevölkerung für neue Denkmäler ein.
Die KiöR hat dieses Thema aufgenommen und vom Stadtrat den Auftrag erhalten, gemeinsam mit dem städtischen Koordinationsgremium Erinnerungskultur (KoGE) Strategien im Umgang mit bestehenden und künftigen Denkmälern zu entwickeln. Als erster Schritt und als Grundlage der bevorstehenden Reflexionen wurde eine Bestandsaufnahme veranlasst.
Ende 2020 wurde der Historiker Georg Kreis mit der Überprüfung von 38 Denkmalobjekten der Stadt Zürich beauftragt. Unter den zahlreichen Publikationen des emeritierten Professors für Geschichte an der Universität Basel findet sich mit der Publikation «Zeitzeichen für die Ewigkeit – 300 Jahre schweizerische Denkmaltopografie» ein Grundlagenwerk zur schweizerischen Denkmalkultur. Georg Kreis war u. a. Mitglied der Bergier-Kommission und Präsident der Eidgenössischen Kommission gegen Rassismus.
Die vorliegende historische Aufarbeitung der Denkmäler und die mit diesen Kunstwerken im öffentlichen Raum verbundenen biografischen Kurzbeschreibungen bieten eine gute Grundlage, um das kritische Bewusstsein für die Denkmäler zu wecken.
Mit dem Bericht von Georg Kreis zu den Denkmälern der Stadt Zürich wird versucht, dem aktuellen Forschungsstand (Zeitpunkt: Datum Bericht) Rechnung zu tragen. Zusätzliche Hinweise auf andere Forschungsarbeiten oder neue Erkenntnisse werden von der KiöR gerne entgegengenommen.
Hermann Haller
Hans-Waldmann-Denkmal
1932 - 1937
Stadthausquai, Zürich
Foto: Lucrezia Zanetti
Courtesy: Stadt Zürich