Zürich hat ein neues Kunstwerk – seit Ende September 2020 steht am Europaplatz zum Eingang in die Europaallee die Klanginstallation «Harmonic Gate» des renommierten Künstlerduos Bruce Odland (USA) und Sam Auinger (AT). Ein zentrales Thema der beiden Komponisten ist die hearing perspective, also das primär hörende Wahrnehmen einer räumlichen Umgebung. Seit 30 Jahren kreieren O+A ortsbezogene Soundkunstwerke, die weltweit als temporäre oder als permanente Installationen realisiert werden. 

Der Europaplatz mit seiner sicht- und hörbaren Verbindung zum Hauptbahnhof, zur Sihl und zur Innenstadt bietet eine weitreichende Geräuschkulisse, die das pulsierende städtische Leben prägt. Für das blosse Auge sind «Harmonic Gate» nur drei rundliche, blaugraue Skulpturen, das Kunstwerk jedoch besteht aus mehreren Elementen: Drei Mikrophone nehmen die akustische Umgebung auf. Im virtuellen Resonanzrohr werden die Geräusche in harmonische Obertonreihen gewandelt und über die Lautsprecher der Klangsteine in die Klangsphäre des Europaplatzes in Echtzeit zurückgespielt. Das Plätschern der Sihl, die Schritte der Passantinnen und Passanten, die Durchsagen zum Zugverkehr, das Einfahren der Züge, das Rollen der Trams, das Motorengetöse, das Rauschen der Flugzeuge – all diese Geräusche werden Teil des Klangkunstwerks, das sich dem Schallpegel entsprechend permanent wandelt. Mal schlägt es lautere mal leisere Töne an, je nachdem ob nun gerade der Tumult der Rushhour den Platz bestimmt oder dieser an einem gemütlichen Sonntagmorgen zur Ruhe kommt. 

«Das Kunstwerk erzählt eine andere Geschichte des Ortes», sagt Sam Auinger. «Es hilft uns, die eigene Umgebung neu zu erfahren. Wir sind eingeladen, unsere Sinne zu stärken und den Stadtraum aus der hörenden Perspektive zu erleben». «Harmonic Gate» ist das erste Teilprojekt eines kuratorischen Masterplans  nach einem Konzept von Evtixia Bibassis und Patrick Huber, den die SBB und die Stadt Zürich in der Europaallee gemeinsam realisieren. Weitere Klang- und Lichtinterventionen werden folgen.