Villa Schönberg
Beschreibung
Jahrzehntelang fristete die Villa Schönberg mit ihrer schmucken Parkanlage ein stark vernachlässigtes Dasein. Bis 1970 in Privatbesitz, folgten turbulente Jahre des Beinahe-Abbruchs, der Unterschutzstellung und des langen Wartens auf die dringend nötige Sanierung. Seit 2003 ist die Schönheit der kleinen Parkanlage mit der für Zürich einmaligen vierbogigen Tuffsteingrotte wieder erlebbar.
Entwicklung
Die Geschichte des Ortes begann mit einem bescheidenen, 1850 errichteten Riegelhaus. Der Nervenarzt Ludwig Binswanger kaufte dieses Haus 1856, um eine psychiatrische Klinik zu errichten. Um dies zu verhindern, musste sein Nachbar Otto Wesendonck das Grundstück zu einem überhöhten Preis erwerben. Er liess das Riegelhaus für seinen Freund Richard Wagner herrichten, der es von April 1857 bis Juli 1858 bewohnte und hier eine fruchtbare Schaffensphase erlebte. Wagner schrieb hier grosse Teile von Tristan und Isolde und vertonte fünf Gedichte seiner Muse Mathilde Wesendonck zu den bekannten Wesendonck-Liedern.
1872 verkauften die Wesendoncks ihren gesamten Besitz an den Winterthurer Baumwoll-Industriellen Adolf Rieter-Rothpletz. Dessen Sohn, Fritz Rieter, liess nach dem Tod des Vaters (1882) das alte Wohnhaus für seine verwitwete Schwiegermutter Henriette Elisabeth Bodmer-Pestalozzi zur Villa Schönberg um- und ausbauen. Architekt war Alfred Friedrich Bluntschli, zu dessen grossem Werk in Zürich unter anderem die Kirche Enge und die Villa Hohenbühl gehören. Die Gartenanlage mit den vier in die Stützmauer eingelassenen Grotten entwarf Bluntschli in den Grundzügen selber. Das Ökonomiegebäude und die Orangerie stammen vom Architekten Adolf Brunner.
1945 kaufte die Stadt den Rieterpark und machte ihn für die Öffentlichkeit zugänglich.
Die Villa Schönberg blieb weiter in Privatbesitz. 1970 verkaufte die Erbengemeinschaft die Villa an einen Generalunternehmer. Die Stadt kam dem drohenden Abbruch durch Kauf und Unterschutzstellung des Ensembles buchstäblich im letzten Moment zuvor. Seit 1978 ist die Villa Schönberg ein Teil des Museums Rietberg. Die Orangerie wurde an Private vermietet, welche die vom Einsturz bedrohten Bauteile sanierten und ein Bonsai-Atelier einrichteten.
Das Ökonomiegebäude wurde 1999 zum Quartiertreff Enge umgebaut.
Von 2000 bis 2003 wurde die Villa restauriert und parkseitig subtil erweitert. Gleichzeitig konnten der Park sorgfältig saniert und die zugemauerten Grotten wieder ans Tageslicht geholt werden.
Nutzung
- Historischer Park mit altem Baumbestand
- Spielplatz mit Kletteranlage, Rutschstange, Spielhaus, Rutschbahn, Wasserspielgerät, Tischfussball, Schach, Sandanlage
- Spiel- und Liegewiese, Weidenhaus, Sitzgelegenheiten
Besonderes
Der Name Schönberg geht auf die erste Bewohnerin, Frau Bodmer, zurück und ist ein Zusammenzug aus Schönbühl, der Villa, in welcher Frau Bodmer aufwuchs und Freudenberg, der Villa in der sie mit ihrem Mann lebte.
Ein Besuch, der in die Geschichte der Villa einging: Am 30. August 1923 hielt Adolf Hitler dort eine Rede zur Lage Deutschlands. Motiv für seinen Aufenthalt in Zürich war eine Spendensammlung aufgrund der akuten Finanznot der NSDAP.
Die Terrassenstützmauer beherbergt ein gartenkünstlerisches Juwel: Eine vierbogige Tuffsteingrotte ist in die Wand eingelassen und bezaubert die Parkbesuchenden durch ihre bizarren Innenwelten und das sanfte Plätschern des Wassers. Die Grottenwand war fast siebzig Jahre lang zugemauert. Nach der sorgfältigen Entfernung der Betonfüllungen und dem Einsammeln der losen Tuffsteine mussten die Rundbogen aus Klinker neu gemauert werden. Ein Stuckateur, der in Italien bereits Erfahrungen mit der Sanierung von Grotten gesammelt hatte, nahm die Herausforderung für die Restaurierung an. Er suchte aus den Haufen der losen Tuffsteine einen nach dem anderen heraus, befestigte ihn neu und gab damit den Grotten wieder ihr altes Gesicht zurück.
Die Grotten werden durch Wasser gespiesen, das durch die alten, noch voll funktionstüchtigen Blei-Leitungen fliesst.
Die ehemalige Seitenmoräne des Linthgletschers, die sich von der Kirche Enge bis zur Albisstrasse hinzieht, ist im Bereich des Rieterparks und der Villa Schönberg erhalten geblieben. Sie ist Teil des Moränensystems des Zürich-Stadiums.
Wegbeschrieb
Gablerstrasse
Tram 7 bis Museum Rietberg