Kooperationen
Jedes Kind, jede und jeder Jugendliche ist anders. Die Schule ist der Ort für das gemeinsame Lernen.
Dieses gemeinsame Lernen von ganz unterschiedlichen Schülerinnen und Schülern zu begleiten, gelingt nicht im Alleingang. Es braucht ein Team, das:
- verschiedene Fachverantwortungen wahrnimmt
- sich in schwierigen Schulsituationen unterstützt
- mit Eltern und weiteren Partnerinnen und Partnern zusammenarbeitet
Werkzeug Zusammenarbeit
Das Team, das eine Lerngruppe begleitet, übernimmt verschiedene Fachverantwortungen: Es achtet auf die Gruppe als Ganzes und hat einen speziellen Blick auf Kinder und Jugendliche mit besonderen pädagogischen Bedürfnissen.
Je nach Situation, Zusammensetzung des Teams und entsprechend dem Förderkonzept der Schule, sind die Teams unterschiedlich organisiert. Wie die Zusammenarbeit konkret aussieht, entscheidet jedes Team selber.
Das Werkzeug Zusammenarbeit unterstützt dabei mit Materialien zu fünf Fokuspunkten, die bei der Klärung der Zusammenarbeit in den Blick genommen werden können:
- Sicheren Boden schaffen
- Konkrete Zusammenarbeit klären
- Fachverantwortung übernehmen
- Fachlichen Diskurs fördern
- Netzwerk sichern
Schwierige Schulsituationen gemeinsam angehen
Pädagogische Herausforderungen und schwierige Schulsituationen belasten. Um handlungsfähig zu bleiben, braucht es einen strukturierten Austausch unter Fachpersonen.
Die kollegiale Beratung bringt einen raschen Aussenblick und Lösungsansätze von Kolleginnen und Kollegen. Wenn eine tiefergehende Situationsanalyse angezeigt ist, die zu weiterreichenden Förderzielen und Massnahmen führt, braucht es eine interdisziplinäre Fachintervision.
Kollegiale Beratung
Eine Methode für die kollegiale Beratung sind die «Neue Lösungsansätze in 5x5 Minuten.»
Zeitbedarf: ca. 0.5 Std.
Zielgruppe: alle Lehr-, Fach- und Betreuungspersonen
Geeignet für Situationen,…
- die persönlich belasten
- in denen man alleine nicht weiter kommt
- bei denen man einen Aussenblick wünscht
Der Ablauf ist sehr klar strukturiert. Jeder Schritt dauert fünf Minuten:
- Fallgeber, Fallgeberin schildert die Situation, das Problem, die Fragestellung.
- Zeitwächter, Zeitwächterin gibt Signal nach Ablauf von 5 min., auch bei jedem weiteren Schritt.
- Teilnehmende stellen Verständnisfragen (kurz und konkret)
- Klärung der Fragen durch Fallgeber, Fallgeberin (kurze Antworten).
- Teilnehmende formulieren Hypothesen.
- Fallgeber/in bewertet die Hypothesen als:
zutreffend √
vielleicht zutreffend (√)
nicht zutreffend: streichen - Schreiberin, Schreiber notiert am Flipchart, Blatt 1
Einfaches Beispiel, das illustriert, was eine Hypothese ist: «Meinem Schüler x muss ich alles hundertmal sagen». Hypothesen: «Er versteht nicht, was du sagst», «er sucht deine Aufmerksamkeit». «es nervt dich extrem» usw.
- Teilnehmende schlagen Lösungsmöglichkeiten zu den als zutreffend beurteilten Hypothesen vor.
- Schreiberin, Schreiber notiert die Vorschläge am Flipchart, Blatt 2
- Fallgeber/in bewertet, welche Lösungsvorschläge, sie oder er als realisierbar einschätzt und welche nicht. Anschliessend führt er/sie aus, welche Schritte er/sie als nächstes unternehmen will.
- Fallgeber, Fallgeberin berichtet an der nächsten kollegialen Beratung über den weiteren Verlauf der Situation, den Umgang mit dem Problem, der Fragestellung.
- Fallgeber, in lässt sich bei Bedarf erneut beraten.
Fachintervision
Das Instrument ist eine Orientierungshilfe für eine interdisziplinäre Fachintervision. Es setzt ein gewisses (sonder-)pädagogisches Fachwissen und Erfahrung mit Intervision voraus.
Zeitbedarf: ca. 1.5 Std
Zielgruppe:
- Einzelpersonen
- Teams von Lehr-, Fach- und Betreuungspersonen
Geeignet um,…
- den Blick zu öffnen und wieder handlungsfähig zu werden
- gemeinsam Lösungs- und Bewältigungsansätze zu entwickeln
Aufbau
- Notizblatt mit möglichem Ablauf (digital oder ausgedruckt)
- Mindmap mit relevanten Aspekten für Bewältigung einer schwierigen Schulsituation
Persönliche Vorbereitung
Gedanken, erste Ideen können vor einer Fachintervision stichwortartig notiert werden. Allenfalls gibt die fallgebende Person ihre Notizen in ausgedruckter Form zu Beginn der Fachintervision ab.
Moderationshilfe
Auf A3 ausgedruckt liegt das Notizblatt während der Intervision auf dem Tisch. Die moderierende Person kann so aufzeigen, in welcher Phase sich das Gespräch befindet.
Besonders relevante Punkte oder noch offene Fragen können auf Post-it-Zettel geschrieben und an die entsprechenden Stellen geklebt werden.
Protokollvorlage
Während der Fachintervision können die Erkenntnisse aus den einzelnen Phasen im digitalen Notizblatt notiert — und allenfalls über einen Beamer projiziert werden. So entsteht eine Notiz der Intervision.
Ideensammlung
Die einzelnen Mindmap-Äste dienen als Ideensammlung. Je nach Situation sind andere Aspekte relevant. Die Äste können deshalb auf dem ausgedruckten Mindmap nach Belieben gestrichen oder ergänzt werden.
Orientierungshilfe Moderation
Die Person, welche die Fachintervision moderiert, kann sich auf dem ausgedruckten Mindmap besonders relevante Aspekte markieren und Notizen für die Gesprächsführung machen.
Orientierungshilfe Persönliche Vorbereitung
Das Mindmap kann als Orientierungshilfe für die stichwortartige Vorbereitung auf dem Notizblatt genutzt werden. Es zeigt, was bei den verschiedenen Gesprächsphasen allenfalls relevant sein könnte.
Leitfaden Kooperation Schule - Zuhause
Eltern haben die Entwicklung ihres Kindes seit Geburt erlebt und begleitet. Dies macht sie zu wichtigen Wissensträgern für den Alltag mit dem besonderen Bedürfnis ihres Kindes. Die Schule bringt den fachlichen Blick und fokussiert den Lern- und Entwicklungsprozess im Umfeld Schule. Besondere Förderung ist dann wirksam, wenn alle «am gleichen Strick ziehen».
Starke integrative Schulen achten deshalb allgemein auf eine sorgfältige Kommunikation mit den Eltern und arbeiten generell an einem möglichst partnerschaftlichen Verhältnis zwischen Schule und Zuhause. Dies kommt besonders in schwierigen Schulsituationen zum Tragen.
Leitfaden für die Kooperation in schwierigen Schulsituationen
Der Leitfaden zeigt auf, wie ein solches systematisches Vorgehen aussehen könnte.
Information aller Eltern und Kinder/Jugendlichen über einheitliche Vorgehensweisen bei schwierigen Schulsituationen, unabhängig von besonderen Ereignissen (z.B. am Elternabend).
- Information der Eltern: Kommunikationswege zwischen Schule und Eltern
- Vorstellung SSG, Vorbereitung der Eltern aufs SSG, gemeinsame Verantwortung ansprechen, evtl. SSG-Spickzettel zur Veranschaulichung nutzen.
- Im Schulteam klären: Was sind schwierige Schulsituationen, was wird unter Verhaltensauffälligkeiten in der Schule verstanden?
- Möglichkeiten zur gemeinsamen Vorbeugung schwieriger Schulsituationen/ Verhaltensauffälligkeiten mit den Schülerinnen und Schülern sowie den Eltern besprechen: Haltungen, Regeln, Konsequenzen
Beobachtung als Reaktion auf besondere Vorkommnisse und Situationen, mit Einbezug der Kinder/Jugendlichen.
- Beobachtungen mit Bezug zur Klasse und zum schulischen Umfeld beschreiben und dokumentieren, auch Positives aufnehmen; noch keine Interpretation und Bewertung vornehmen.
- Die Eltern möglichst wertneutral auf die Beobachtungen ansprechen und anhören: Kontakt schaffen, Vertrauen aufbauen.
- Auch Beobachtungen festhalten zu den Fragen: wo kommen Ressourcen zum Tragen, was funktioniert in welcher Situation, zwischen welchen Personen?
- Schülerzentrierte Sichtweise erweitern auf Einflüsse von Situationen und Verhalten von Lehrperson und Mitschüler/innen.
- Eltern auf die Durchführung eines SSG vorbereiten, indem erste konkrete Beobachtungen frühzeitig angesprochen werden.
- Konkrete Erwartungen formulieren, wenn sofortiger Handlungsbedarf besteht (z.B.pünktlich zum Unterricht kommen).
- In diesem ersten Schritt Sichtweise/Beobachtungen der Eltern ins Zentrum stellen und festhalten.
- Interpretationen und Schuldzuweisungen vermeiden, um Vertrauen zu schaffen und einer Eskalation vorzubeugen.
Interpretation gemeinsam mit den Eltern und dem Kind oder der/dem Jugendlichen.
- Den verschiedenen Sichtweisen der Situation, der Probleme und positiver Aspekte Raum geben und wenn möglich ein gemeinsames Verständnis entwickeln.
- Evtl. SSG-Spickzettel (z.B. Karten 4 und 7) einsetzen
- Wenn keine Einigkeit erreicht wird: klare Erwartungen vonseiten der Schule formulieren, was unbedingt sein muss und was keinesfalls akzeptabel ist; auf ein bis zwei wichtigste Aspekte beschränken, keine Schuldzuweisungen
- Ziele und Vorgehen, evtl. Förderziele und Massnahmen für den ersten Förderzyklus vereinbaren, Termin für nächstes SSG festlegen
- Anpassungen des schulischen Umfelds und im Verhalten der Beteiligten vereinbaren
- Unterstützende Massnahmen vonseiten der Eltern, bestenfalls von ihnen selbst vorgeschlagen, wenn möglich verbindlich festlegen.
Auswertung und Überprüfung gemeinsam mit den Eltern und dem Kind/Jugendlichen
- Verlauf des ersten Förderzyklus beschreibend dokumentieren.
- Am zweiten SSG den Eltern die Entwicklungsschritte kommunizieren, welche im 1. Förderzyklus beobachtet wurden, ausgehend von den gesetzten Förderschwerpunkten.
- Evtl. SSG-Spickzettel (z.B. Karte 8) einsetzen.
- Vorgehen und Grundsätze aus dem ersten SSG konsequent weiterführen, siehe Erläuterungen zum «Ersten Schulischen Standortgespräch SSG».
- Ab dem zweiten Förderzyklus die «Leitplanken für eine gute Förderplanung» und «Leitplanken für die Dokumentation des Förderprozesses» beachten.
In einer Krisenintervention bei akuter Eskalation (verbunden mit hoher Selbst- und/oder Fremdgefährdung) sofort die Schulleitung informieren. Diese organisiert unter Einbezug der Schulbehörde und des Schulpsychologischen Dienstes Sofortmassnahmen.
Schüler/innen und Familien mit Migrationshintergrund
- Besonderheiten des jeweiligen kulturellen Hintergrunds, politische Situation etc. im Herkunftsland der Familie, ihre Situation im hiesigen (fremden) Kulturkreis
- Genügend Zeit für die Vertrauensbildung aufwenden: Interesse gegenüber dem Herkunftsland, der Geschichte, der aktuellen Situation der Familie zeigen, die Sichtweise der Eltern zur Frage der interkulturellen Einflussfaktoren einbeziehen
- Beizug Dolmetscher/in und/oder Kulturvermittler/in für den Elternabend bzw. das SSG bei grösseren sprachlich und/oder kulturell bedingten Verständigungsproblemen
Weitere Informationen
8027 Zürich