Die Befahrung einer der künftigen Velovorzugsrouten zeigte, was die Herausforderungen bei der Schneeräumung sind und wie viel Handarbeit hinter der Befreiung von den weissen Massen steckt.

Im Anschluss an den Augenschein draussen in der Stadt hielten die Expertinnen und Experten fest, welche Strassen bereits heute eine hohe Priorität bei der Räumung haben. Anhand des Netzplanes legten sie als Prozess fest, dass künftig alle Velovorzugsrouten bei der Schneeräumung eine hohe Priorität geniessen werden. Das bedeutet, dass der Schnee innert vier Stunden geräumt wird.

Vier Fragen zur Schneeräumung an Michael Ultsch, Leiter Geschäftsbereich Stadtreinigung bei ERZ Entsorgung + Recycling:

Worin liegt die Komplexität des Winterdienstes in der Stadt Zürich?

Ziel des Winterdiensts, also der Schneeräumung und der Vermeidung von Eisglätte auf Strassen, Geh- und Velowegen, ist in erster Linie die Verkehrssicherheit. Die Stadt Zürich hat 737 Kilometer Strassen und 1080 Kilometer Fuss- und Velowege. Sie ist dicht bebaut und verfügt über einen eng getakteten öffentlichen Verkehr. Die Einsatzplanung des Winterdiensts priorisiert die Verkehrswege und definiert, wie viele Stunden nach dem Schneefall verschiedene Prioritätsstufen geräumt sein müssen. Bei anhaltendem Schneefall arbeitet der Winterdienst fortlaufend auf den Verkehrswegen der höchsten Priorität.

Lässt die Stadt den Schnee absichtlich auf den Velostreifen liegen?

Nein. Der Schnee wird zu den Abwasserschächten am Strassenrand geschoben, damit das Schmelzwasser direkt ablaufen kann und sich bei einem Temperaturabfall beispielsweise in der Nacht kein Glatteis auf der Strasse bildet. Leider werden oft auch die Velostreifen entlang des Strassenrands geführt. Daraus entsteht dieser Konflikt – vor allem bei grossen Schneemengen. Wir versuchen, die Bedürfnisse aller Verkehrsteilnehmenden zu bedienen, doch sind der Schneeräumung gewisse Grenzen gesetzt: Platz, Personal und Fahrzeuge sind nicht unbeschränkt vorhanden. Insbesondere in akuten Phasen kurz nach einem Schneefall sind alle Verkehrsteilnehmenden zur Vorsicht und gegenseitigen Rücksichtnahme aufgefordert.

Wie geht es mit dem neuen Prozess zur Schneeräumung auf den Velovorzugsrouten weiter?

Die Velovorzugsrouten werden in der Einsatzplanung des Winterdiensts als separate Kategorie mit hoher Priorität geführt. Die Umsetzung erfordert zusätzliche Ressourcen, auch spezielle Fahrzeuge, die wir beschaffen möchten.

Gibt es beim Winterdienst Möglichkeiten zur Digitalisierung? 

Auf den Winterdienst können wir uns zu einem gewissen Grad vorbereiten, durch Schulung der Mitarbeitenden und Planung von Personal, Fahrzeugen und Routen. Den Schnee können wir aber nicht räumen, bevor er gefallen ist. Nach einem Schneefall erreichen uns aus allen Ecken der Stadt Meldungen zu nicht oder mangelhaft geräumten Stellen. Um künftig dynamischer agieren und reagieren zu können, wird uns ein digitales System unterstützen. Ein laufend aktualisiertes Cockpit mit räumlich dargestelltem Arbeitsstand wird es ermöglichen, die Einsatzkräfte dynamisch zu führen und die Effizienz des Winterdiensts zu maximieren.

Bis zur Einführung dieses Systems wird ERZ Entsorgung + Recycling Einträge von Bikeable.ch aufnehmen und diese schnellstmöglich abarbeiten. Nochmals: Ziel des Winterdiensts ist es, die Verkehrssicherheit sicherzustellen. Dabei sind wir froh um Meldungen aus der Bevölkerung.

Meldungen der Kategorie «Schnee» erreichen direkt ERZ Entsorgung + Recycling. Sie werden dort aufgenommen und schnellstmöglich bearbeitet. Die Wahl der richtigen Kategorie ist aber notwendig, damit der Prozess reibungslos funktioniert.