Städtische Verkehrsentwicklung
Verkehrsaufkommen
Verschiedene Faktoren beeinflussen das Verkehrsverhalten und -aufkommen, insbesondere:
- Angebot an Infrastrukturen und Verkehrsmitteln
- Besitz von Führerausweis, Auto oder Velos
- Distanz zwischen Wohn- und Arbeitsort
- Zweck der Reise
- Verhältnis zwischen Wohn- und Arbeitsbevölkerung
Die Stadt Zürich sieht sich dabei der Herausforderung eines durch Bevölkerungs- und Arbeitsplatzwachstum kontinuierlich wachsenden Verkehrsaufkommens gegenüber, während die zur Verfügung stehende Verkehrsfläche nahezu gleichgeblieben ist.
Dennoch zeigten die jährlich erfassten Verkehrsmengen bis ins Jahr 2019 eine stetige positive Entwicklung: Während der motorisierte Individualverkehr (MIV) stagnierte, nahmen ÖV-Nutzung und Veloverkehr zu, das Wachstum wurde also primär durch diese umweltfreundlichen Verkehrsmittel abgedeckt. In den Pandemiejahren 2020 und 2021 ist das Verkehrsaufkommen zwar insgesamt deutlich gesunken, aber nicht gleichmässig über alle Verkehrsmittel: Die Passagierzahlen im ÖV sind sehr viel stärker zurückgegangen als der MIV, während der Veloverkehr trotz oder gerade wegen der Pandemie zugenommen hat. Mit der Normalisierung der Gesundheitslage ab dem Jahr 2022 knüpfte auch die Verkehrslage in der Stadt Zürich wieder an die Entwicklungen bis 2019 an. Allerdings fallen sowohl die MIV-Frequenzen wie auch die Anzahl ÖV-Passagier*innen auf dem Stadtgebiet im Jahr 2023 leicht tiefer aus, als das vor der Pandemie der Fall war. Ein Grund dafür dürfte die grössere Verbreitung von Homeoffice sein, durch das sich Pendelfahrten erübrigen. Andererseits zeigen die stetig steigenden Velofrequenzen, dass immer mehr Fahrten mit dem Velo absolviert werden.
Anteile der Verkehrsmittel am Gesamtverkehr verändern sich
Auf dem Stadtgebiet hat sich zwischen 2000 und 2015 die Zusammensetzung des Gesamtverkehrs wie folgt verändert:
- Der Anteil des öffentlichen Verkehrs ist von 30 Prozent auf 41 Prozent gestiegen.
- Unverändert kommt dem Fussverkehr mit 26 Prozent eine grosse Bedeutung zu.
- Das Velo konnte seinen Anteil von 4 auf 8 Prozent verdoppeln.
- Dies ging zu Lasten des motorisierten Individualverkehrs, dessen Anteil von 40 auf 25 Prozent sank.
Die für 2020 vorgesehene «Mikrozensus Mobilität und Verkehr»-Erhebung wurde im März 2020 aufgrund der Pandemie zunächst abgebrochen, im Jahr 2021 aber wieder aufgenommen und abgeschlossen. Die Daten bilden dennoch die Pandemiesituation ab, in der viel weniger Wege auf Stadtgebiet absolviert wurden und insbesondere der ÖV deutlich weniger genutzt wurde. Der 2021 erhobene Modalsplit ist deshalb als ausserhalb der Norm liegend zu interpretieren und eignet sich nicht, um die längerfristige Entwicklung des Mobilitätsverhaltens in der Stadt Zürich zu beurteilen. Die Medienmitteilung des Tiefbauamts beschreibt die Auswirkung der Pandemiesituation auf den Modalsplit 2021 näher. Neue Daten zum Modalsplit werden nach der nächsten, im Jahr 2025 durchgeführten Datenerhebung des Mikrozensus vorliegen.
Im Gegensatz zum Mobilitätsverhalten wurden die Ergebnisse des Mikrozensus Mobilität und Verkehr 2021 zum Führerschein- und Fahrzeugbesitz vergleichsweise wenig von der während der Datenerhebung vorherrschenden Pandemiesituation beeinflusst. Die Stadtbevölkerung verfügt demnach 2021 über folgende Mobilitätsausstattung:
- 77 Prozent der Zürcher*innen besitzen einen Führerschein.
- 53 Prozent der Haushalte besitzen kein eigenes Auto, 38 Prozent der Haushalte besitzen ein Auto und 9 Prozent mehrere.
- 58 Prozent der Haushalte verfügen über keinen eigenen Autoabstellplatz am Wohnort, 33 Prozent der Haushalte verfügen dort über einen eigenen Autoabstellplatz und 9 Prozent über mehrere.
- 32 Prozent der Haushalte besitzen kein eigenes Velo, 21 Prozent der Haushalte besitzen ein Velo und 47 Prozent mehrere.
Veloverkehr im Aufwind
Bisher deckt der Veloverkehr nur einen kleinen Teil der in der Stadt Zürich zurückgelegten Wege ab (9 Prozent im Jahr 2021), er nimmt jedoch kontinuierlich zu. Zum Wachstum beigetragen hat wohl auch das Aufkommen der E-Bikes. Das E-Bike erschliesst neue Nutzergruppen (Distanz, Alter, Materialtransport), führt aber auch zu neuen Bedürfnissen und Herausforderungen. Mit der Umsetzung der 2021 verabschiedeten «Velostrategie 2030» soll ein durchgehendes, sicheres und sichtbares Netz von Velorouten in der Stadt entstehen, um das Velofahren für alle Bevölkerungsgruppen attraktiver zu machen.
Elektromobilität nimmt zu
In der Stadt Zürich ist die Elektromobilität vor allem im Bereich des öffentlichen Verkehrs weit verbreitet. Über 80 Prozent des Fahrgastaufkommens der VBZ wird heute mit erneuerbarem Strom bewältigt. Die verbleibenden Dieselbusse sollen bis 2030 durch Fahrzeuge mit elektrischen und emissionsfreien Antrieben abgelöst werden.
Der Markt der Elektromobilität ist in starkem Wachstum begriffen. Im Kanton Zürich wurden 2021 schweizweit am meisten reine batterieelektrische Fahrzeuge verkauft. Der Anteil an den Neuzulassungen im Kanton betrug 14 Prozent. Im Individualverkehr kann die Elektromobilität zur ökologischen Zielerreichung beitragen, wenn Nutzerinnen und Nutzer konventioneller Fahrzeuge nicht auf ÖV, Fuss- oder Veloverkehr umsteigen können und wenn der Strom für den Betrieb aus erneuerbaren Quellen stammt. Mit dem Zürcher Strommix lassen sich im Vergleich zu Benzin- und Dieselfahrzeugen 50 Prozent Treibhausgasemissionen einsparen. Durch den Ersatz von Verbrennungsmotoren durch elektrische Antriebe werden keine neuen Flächen frei, welche für den Aufenthalt der ständig wachsenden Bevölkerung, für die Stadtnatur und zur Hitzeminderung notwendig sind.
Bei der eigenen Fahrzeugflotte hat sich die Stadt ehrgeizige Ziele gesetzt. Bis 2030 sollen 90 Prozent der benötigten Energie aus erneuerbaren Quellen stammen und bis 2035 sollen die direkten Treibhausgasemissionen auf Netto-Null gesenkt werden.
Sind Elektrofahrzeuge umweltfreundlicher?
Eine Studie zu Umweltauswirkungen von Fahrzeugen im Auftrag des Kantons und der Stadt Zürich hat 2022 die Ökobilanz verschiedener Fahrzeuge und Antriebsarten im gesamten Lebenszyklus verglichen. Elektrofahrzeuge schneiden dabei erwartungsgemäss in den meisten, aber nicht allen Umweltbereichen gut ab.
Elektrisch angetriebene Fahrzeuge ermöglichen deutliche Reduktionen bei den Treibhausgasemissionen und beim Energieverbrauch, ohne dass die gesamte Umweltbelastung grösser wird. Die Umweltbelastungen werden teilweise in die Vorketten verlagert und fallen nicht lokal, sondern an den jeweiligen Produktionsorten an. Für die Umweltindikatoren Luftschadstoffe, Wasser- und Ressourcenverbrauch sind die Vorteile für Elektrofahrzeuge weniger stark ausgeprägt bzw. nicht gegeben.
Die Ergebnisse für Personenwagen zeigen, dass mit einer Elektrifizierung der Fahrzeuge eine substanzielle Reduktion der Treibhausgasemissionen erreicht wird, sofern die Stromversorgung grösstenteils auf CO₂-armen Strom basiert. In der Schweiz sind die Emissionen batterieelektrischer Fahrzeuge bereits heute nur halb so hoch wie die von vergleichbaren Benzin- oder Dieselfahrzeugen.
Zur Erreichung der Klimaschutzziele muss der motorisierte Strassenverkehr komplett von fossilen Treibstoffen wegkommen. Die Analyse zeigt, dass alternative Antriebssysteme und besonders Elektrofahrzeuge geeignete Technologien darstellen, um schnell eine Reduktion der Treibhausgasemissionen zu erreichen. Sie leisten damit einen wichtigen Beitrag zur Dekarbonisierung.
Welches Verkehrsmittel und welcher Antrieb ist am vorteilhaftesten für Umwelt und Klima?
Der Zürich Mobilitäts-Umweltindex
Um die Umweltwirkungen der Antriebsarten gesamthaft zu beurteilen, wurden alle untersuchten Indikatoren aggregiert und im sogenannten Zürich-Mobilitäts-Umwelt-Index (ZMU) dargestellt. Der ZMU wurde speziell für die Studie zu Umweltauswirkungen von Fahrzeugen entwickelt, um die spezifische Situation im Kanton Zürich abzubilden.
Im Gegensatz zu anderen Bewertungsmethoden werden dabei auch Lärm und Flächenbedarf berücksichtigt. Aus der Perspektive von Stadt und Kanton haben die lokal relevanten Umweltindikatoren Luftverschmutzung, Lärm, Natur/ Ökosystem und Raumbedarf ein besonderes Gewicht im ZMU. Die Ergebnisse zeigen, dass auch die «Gesamtumweltbelastung» im urbanen Raum mit batterieelektrischen Fahrzeugen am wirkungsvollsten reduziert werden kann.
Weitere Informationen in den ZUP-Artikeln «Sind alternative Antriebe klimafreundlicher?» und «Alternative Antriebe – Umweltschutz und Klimanutzen».
Grössere Personenwagen in der Stadt Zürich
Gemäss einer Analyse zum Verkehr auf Stadtgebiet 2023 ist bei den Personenwagen der Anteil an Steckerfahrzeugen (reinelektrische Fahrzeuge und Plug-in-Hybride) am Stadtzürcher Fahrleistungsmix mit 9,3 Prozent ein Viertel grösser verglichen mit dem Schweizer Fahrleistungsmix von 7,3 Prozent. Im Jahre 2020 lagen die Werte noch bei 2,7 Prozent, respektive 1,6 Prozent. Der Fahrleistungsanteil von Steckerfahrzeugen am Fahrleistungsmix hat demnach stark zugenommen. Gleichzeitig rückt der Schweizer Fahrleistungsmix dem Stadtzürcher Fahrleistungsmix in punkto Elektrifizierungsgrad näher.
Stadtzürcher*innen sind im Allgemeinen in grösseren Personenwagen unterwegs. 71 Prozent (2020: 68 Prozent) der Gesamtfahrleistung von Stadtzürcher*innen fällt auf grosse und mittelgrosse Personenwagen, während es bei Schweizer*innen 66 Prozent (2020: 63 Prozent) sind. Der Fahrleistungsanteil von mittelgrossen Personenwagen ist beim Stadtzürcher Fahrleistungsmix 25 Prozent und beim Schweizer 26 Prozent, beide Anteile sind kleiner als im Jahr 2020, als er noch bei beiden bei 27 Prozent lag. Die Zunahme ist dementsprechend auf grosse Fahrzeuge zurückzuführen.
Die Tendenz zu mittelgrossen und grossen Personenwagen gilt sowohl bei Stadtzürcher*innen als auch bei Schweizer*innen für alle Antriebstechnologien ausser Benzin. Bei Benzinern ist der Fahrleistungsanteil der verschrienen Grössenkategorien sowohl im Schweizer sowie auch im Stadtzürcher Fahrleistungsmix gleichmässig verteilt. Die Analysen zeigen zudem, dass der Fahrleistungsmix der Stadt Zürich einen grösseren Fahrleistungsanteil an elektrisch betriebenen und grossen Personenwagen aufweist als der Schweizer Fahrleistungsmix.
Private Flugreisen verzeichnen massive Zunahme
Von 2010 bis 2015 nahmen private Flugreisen in der Schweiz um 58 Prozent (Flugbericht 2017), die Flugkilometer pro Person sogar um 78 Prozent zu. Die Stadtzürcher Bevölkerung, die vergleichsweise wenig Auto fährt, fliegt mehr als der Schweizer Durchschnitt.
(Quellen: Bundesamt für Raumentwicklung ARE, Mobilitätsverhalten Kanton Zürich)
Massnahmen der Stadt Zürich
Die im Sommer 2024 durch den Stadtrat beschlossene Strategie «Stadtraum und Mobilität 2040» baut auf den Strategien «Stadträume Zürich» und «Stadtverkehr 2025» auf, entwickelt diese weiter und löst sie ab. Sie enthält zahlreiche Massnahmen und strategische Planungsgrundlagen in verschiedenen Mobilitätsbereichen für eine umweltfreundliche Verkehrsentwicklung (Auswahl):
- Quartierblöcke
- Kurzfristige Stadtraumaufwertung
- Informelle Mitwirkung und Kommunikation
- Instrumente für integrale Planungskultur in der Verwaltung
- Öffentliche Parkraumbewirtschaftung
- Velovorzugsrouten
- Realisierung Tram Affoltern
- Strassenlärmsanierung
- Verkehrslenkung und Verkehrsmanagement
- Flankierende Massnahmen zur Erweiterung Nordumfahrung
- Urbane Logistik und Gewerbeverkehr 2040
Anreize für die Elektromobilität:
- Im Rahmen der 2000-Watt-Beiträge fördert die Stadt auch die Elektromobilität. Im Vordergrund steht der Aufbau von Ladestationen. Darüber hinaus soll mit Fördermitteln die Beschaffung von Elektrobussen von ÖV-Betrieben erleichtert werden.
Massnahmen der Bevölkerung
- Gehen Sie zu Fuss oder fahren Sie Velo.
- Bei längeren Strecken reisen Sie bequem mit den öffentlichen Verkehrsmitteln.
- Benötigen Sie ein Auto, verwenden Sie ein Sharing-Fahrzeug.
- Verwenden Sie stets das kleinstmögliche und leichteste Fahrzeug.
- Nutzen Sie Elektrofahrzeuge und verwenden Sie ausschliesslich Strom aus erneuerbaren Quellen.
- Verzichten Sie so weit wie möglich aufs Fliegen.
- Reflektieren Sie Ihr Mobilitätsverhalten regelmässig und bilanzieren Sie dessen ökologischen Fussabdruck.