Schon immer: Singen, singen, singen
In Rapperswil-Jona aufgewachsen, entdeckte Lhanzom Lhasam schon als Kind ihre Liebe zum Singen und Tanzen. In der tibetischen Gemeinschaft in Rapperswil-Jona konnte sie ihre Leidenschaft zunächst mit tibetisch Tanzen und Singen ausleben. Den ersten Auftritt als Solosängerin hatte sie im Rahmen eines Konzertprojekts mit einem Gospelchor aus Philadelphia. Dabei lernte sie ihren späteren Musiklehrer Peter Reichen (heute Schulleiter von MKZ Limmattal, Anm. d. Red.) kennen. Eine folgenschwere Begegnung, wie sich noch zeigen sollte. Reichen war dann in der Oberstufe ihr Musiklehrer, Musik eines ihrer Lieblingsfächer. Sie sang im Schulchor, spielte in der Schulband und wirkte bei Abschlussmusicals verschiedener Jahrgänge mit. Damals, im Alter von 13 Jahren, begann sie eigene Songs zu schreiben. Dabei wurde sie von Peter Reichen unterstützt und gefördert. Er motivierte sie auch, Gesangsunterricht an MKZ zu belegen, weil es dort Gesangslehrerinnen gab, die selbst Singer/Songwriter waren.
Unterricht und wertvolle Begegnungen an MKZ
Im Alter von 15 Jahren begann Lhanzom Gesangsstunden an MKZ zu nehmen. Ihre erste und wahrscheinlich wichtigste Lehrerin war Mya Nydegger. Bei ihr hatte sie einerseits zum ersten Mal «richtigen» Gesangsunterricht, konnte aber auch ihre eigenen Songs mit ihr besprechen. Lhanzom erinnert sich gerne an diese Zeit zurück, sie fühlte sich bei Nydegger sehr gut aufgehoben. Letztere war es auch, die Lhanzom Indie- und Folkkünstler wie Ben Howard näherbrachte, was einen starken Einfluss auf ihr eigenes Songwriting hatte. Von Mya Nydegger erhielt Lhanzom dann auch Unterstützung bei der Maturaarbeit, die sie – nicht überraschend – zum Thema Songwriting verfasste. Gemeinsam mit Nydegger und ihrem Betreuer an der Kantonsschule nahm Lhanzom als praktischen Teil der Arbeit drei Songs auf und konnte so ihre ersten Erfahrungen sammeln.
Eine nächste wichtige Begegnung folgte gut zwei Jahre später, als Lhanzom Lhasam einen MKZ-Bandworkshop bei Niklaus Gehring belegte. Dort konnte sie zahlreiche Live-Auftritte absolvieren, zum Beispiel am mittlerweile etablierten Lauter-Festival oder am MKZ-eigenen Mini-Festival «Poprockjazz gegen Januarloch», wo sie zum ersten Mal ihre eigenen Songs performte. Dem Bandworkshop hält Lhanzom bis heute die Treue, mit den Gesangsstunden hörte sie vor ein paar Jahren auf. Seit zwei Jahren ist sie dafür bei Silvan Gerhard im Gitarrenunterricht, um ihre Skills fürs Songwriting zu erweitern.
Ihr eigenes Projekt als Singer/Songwriterin startete Lhanzom 2016 mit zwei Freunden aus der Kantizeit, zwei Jahre später gewannen sie den Local Bandcontest im Kulturlokal ZAK in Jona und konnten als Preis drei Songs in den berühmten Powerplay Studios aufnehmen. Diese drei Songs veröffentlichte sie dann auf allen Streaming Plattformen. Es war das erste Mal, dass sie ihre Musik mit der Welt teilte. Die Band löste sich 2019 auf, dann war Lhanzom kurze Zeit Solo unterwegs, dann kam Corona.
Wie viele andere Kunstschaffende auch nutzte Lhanzom Lhasam den Lockdown für Kreativarbeit. Die vier Songs der nun vorliegenden EP entstanden fast alle in dieser Zeit. Sie beleuchten verschiedene Aspekte der Liebe und widerspiegeln unterschiedliche Kapitel im Leben der Sängerin. Dem Entscheid, die Songs in diesem Format aufzunehmen, ging aber eine Neuorientierung voraus: Die Band hatte sich ja aufgelöst, und während der Pandemie hörte Lhanzom viel Musik. Sie liess sich von neu entdeckten Singer/Songwritern inspirieren und spürte, dass sie mit ihrer Musik und ihrem Songwriting neue Wege beschreiten wollte.
Also setzte sie sich mit ihrem langjährigen Freund und Mentor Niklaus Gehring zusammen und beschloss, das neue Projekt im Jahr 2021 zu starten. Das war für Lhanzom eine neue Erfahrung, als eigenständige Künstlerin im Studio zu arbeiten. Ihre Songs zu arrangieren, Ideen und Sounds auszuprobieren und wieder zu verwerfen, zum ersten Mal E-Gitarre aufzunehmen, an den Songs zu schleifen, immer und immer wieder: Bei all dem musste sie mehr als einmal ihre Komfortzone verlassen. Trotzdem war es für Lhanzom die «beste Erfahrung, und jeder Tag im Studio mit Niklaus hat so viel Spass gemacht!». Sie konnte dabei viel von ihm über das ganze Prozedere beim Aufnehmen, Arrangieren und Produzieren lernen und mitnehmen. Vor allem schätzte sie aber seine Präsenz und seine Erfahrung, mit der er sie auch in schwierigen Momenten auffangen konnte.
In ihren Songs erzählt Lhanzom Lhasam Geschichten über das Leben und die Liebe, sie versucht dabei in die Tiefe zu gehen und Details zu beschreiben, aber die Lyrics einfach zu halten, damit sich Hörer*innen möglichst schnell in ihre Ideenwelt hineinversetzen können.
Der Mut zum letzten Schritt
Die Songs waren im Jahr 2022 fertig. Es dauerte aber eine Weile, bis Lhanzom den Mut fand, die EP- und die Single-Releases zu planen. Selbstzweifel, hohe Anforderungen sowie Erwartungen an sich selbst blockierten sie vorerst. Umso grösser ist nach der Publikation die Bedeutung der EP für sie als Musikerin: Sie ist ungemein stolz darauf, was sie alles in diesem Jahr erreicht hat, und ist laut eigener Aussage definitiv an diesen Erfahrungen gewachsen, musikalisch und persönlich. Mit dieser EP habe sie sehr an Selbstvertrauen und Motivation gewonnen, aber auch eine neue Ansichtsweise darauf, was es für sie bedeutet, Musikerin zu sein und dabei die Balance zu ihrem «zweiten» Beruf als Psychologin zu finden.
Und wahrscheinlich brauchte es diese Balance, dieses Ankommen an einem Punkt im Leben, um weitere Türen aufzustossen. Denn bald darauf folgte der vorläufige Höhepunkt oder das berühmte Tüpfelchen auf dem i: Von SRF3 erhielt sie den Anruf, dass sie zum «Best Talent Oktober 2023» ernannt wurde. Diese Plattform bringt sie ihrem lange gehegten Traum, eines Tages nur von der Musik zu leben, ein schönes Stück näher.