Der Zürcher Stadtrat hat entschieden, dass er zwei Inschriften an städtischen Liegenschaften im Niederdorf abdecken lassen möchte, weil sie das Wort «Mohr» (im Folgenden: «M‑Wort») enthalten (vgl. Medienmitteilung vom 26. November 2021). Der Stadtrat hat sich bei seinem Entscheid auf die heutige, rassistische Wirkung des Worts gestützt.
In einem zweiten Schritt beauftragte das Präsidialdepartement der Stadt Zürich die Professur «Geschichte der Modernen Welt» der ETH, die Geschichte der beiden Liegenschaften und ihrer Namen genauer zu beleuchten. Der Bericht sollte Antworten darauf liefern, wann und wie die Häuser zu ihren Namen und Inschriften gekommen sind und wie sich die Bedeutung des M-Worts über die Zeit gewandelt hat. Dieser Bericht von Dr. Ashkira Darman und Prof. Dr. Bernhard C. Schär liegt nun vor: «Zürcher ‹Mohren›-Fantasien. Eine bau- und begriffsgeschichtliche Auslegeordnung, circa 1400–2022». Die Studie sowie eine kurze Zusammenfassung können auf der städtischen Website heruntergeladen werden.
Anlässlich der Präsentation des Berichts sagte Stadtpräsidentin Corine Mauch: «Dieser Bericht zeigt eindrücklich auf, dass unsere Gesellschaft über Jahrhunderte weg von rassistischen Stereotypen über Schwarze Menschen geprägt wurde. Es ist also nicht erstaunlich, dass unser Denken und Handeln – oft unbewusst – von solchen rassistischen Vorurteilen und rassistischen Strukturen geprägt sind. Aber es liegt in unserer Verantwortung, uns dem bewusst zu werden. Nur dann können wir sie auch überwinden.»
Informationen zum Entscheid zur Abdeckung der beiden Inschriften im Niederdorf finden sich unter stadt-zuerich.ch/rassismus-im-stadtbild. Der Beschluss des Stadtrats zur Abdeckung der Inschriften wurde vom Zürcher Heimatschutz angefochten. Der Entscheid des Baurekursgerichts hat noch keine Rechtskraft. Der Stadtrat beabsichtigt, den Entscheid weiterzuziehen. Die Stadt äussert sich nicht zum laufenden Verfahren.