Die Leerwohnungszählung ermittelt jährlich die Zahl der Wohnungen, die per 1. Juni leer stehen. Die Leerwohnungszahl bildet folglich nur einen kleinen Teil der rund 2300 Wohnungen ab, die jeden Monat auf den Markt kommen (Webartikel vom 29. September 2020). Der Grossteil der Wohnungen wird unmittelbar nach einem Auszug wieder vermietet oder verkauft.
Neubauwohnungen stehen immer seltener leer
Mit einem minimen Anstieg um 0,02 Prozentpunkte hat sich die Leerwohnungsziffer (Anteil leerer Wohnungen am Gesamtwohnungsbestand) gegenüber dem Vorjahr kaum verändert. Allerdings fallen vor allem zwei Entwicklungen auf: Zum einen wäre da die viel tiefere Anzahl leerstehender Neubauwohnungen – im laufenden Jahr waren es 31. In den Jahren 2018 bis 2020 waren es dagegen noch zwischen 80 und 90, im Jahr 2015 sogar 192. Somit sank der Anteil der Neubauwohnungen am Gesamtleerwohnungsbestand von etwa 40 auf 8 Prozent. Ein Grund dafür dürfte die seit Ende 2018 rückläufige Zahl fertigerstellter Wohnungen sein. Zudem sind seit Ausbruch der Corona-Pandemie viele Leute öfter zu Hause. Die Vermutung liegt nahe, dass deshalb mehr Wert auf eine modernere oder grössere Wohnung gelegt wird.
Mehr leere Kleinwohnungen, Verknappung des Angebots bei grösseren Wohnungen
Zur letztgenannten Vermutung passt auch die zweite auffällige Veränderung im Leerwohnungsbestand: Es stehen deutlich mehr Kleinwohnungen leer, hingegen hat sich das Angebot an grösseren Wohnungen weiter verknappt. Standen 2020 noch 131 Wohnungen mit mindestens vier Zimmern leer, sind es 2021 nur noch 49. Ihr Anteil sank damit von 39 auf 13 Prozent. Hingegen sind die Leerstände vor allem bei den 1-Zimmer-Wohnungen deutlich angestiegen: Ihre Zahl hat sich mit einer Erhöhung von 37 auf 107 Wohnungen fast verdreifacht. 1-Zimmer-Wohnungen stehen damit mit einer Leerwohnungsziffer von 0,39 Prozent häufiger leer als alle anderen Wohnungsgrössen, tun dies im Vergleich mit Wohnungen ausserhalb der Stadt Zürich aber immer noch selten. Neben der bereits erwähnten Präferenz für mehr und höherwertigen Wohnraum könnte auch der reduzierte Zuzug von Personen mit B-Ausweis und Schweizer Pass einen Einfluss gehabt haben (Webartikel vom 19. August 2021). Die bei Personen mit befristeten Arbeitsverträgen verbreiteten Kleinwohnungen dürften deswegen seit Ausbruch der Corona-Pandemie etwas weniger gefragt zu sein.
Leerwohnungen weiterhin überdurchschnittlich teuer
Der Medianmietpreis der 355 leerstehenden Mietwohnungen liegt deutlich über den Preisen anderer Wohnungen in der Stadt Zürich. Während neue Mietverträge in der Stadt Zürich im Mittel zu einer Nettomonatsmiete von 25 Franken pro Quadratmeter abgeschlossen wurden, ist der Quadratmeterpreis bei den Leerwohnungen mit 34 Franken deutlich höher (Grafik 2). Dies liegt einerseits daran, dass Wohnungen im gehobenen Segment bei den Leerwohnungen nach wie vor übervertreten sind. Andererseits bleiben Wohnungen eher leer, wenn das Preis-Leistungs-Verhältnis ungünstig ist. Zudem weisen die im Leerwohnungsbestand übervertretenen Kleinwohnungen grundsätzlich eher hohe Quadratmetermietpreise auf.