Urnengang vom 13. Februar 2022 – Überblick über die Beteiligung
Die Wahlbeteiligung bei den Gemeinderatswahlen vom 13. Februar 2022 lag mit 42,8 Prozent leicht unter dem Wert der letzten Wahlen. Insgesamt gingen 51,7 Prozent der stimmberechtigten Zürcherinnen und Zürcher an die Urne. Je nach Quartier, Geschlecht, Alter und anderen Charakteristiken zeigten sich deutliche Unterschiede. Während beispielsweise bei den älteren Personen vor allem die Männer aktiv an der Urne sind, verhält es sich bei den unter 30-Jährigen genau umgekehrt. Die folgende Analyse zeigt die grössten Unterschiede auf. (14. März 2022 – Aline Metzler, Philipp Möhr)
Hohe Beteiligung am Zürichberg, aber Rückgang in allen Quartieren
Die Quartiere am Zürichberg, welche üblicherweise durch eine besonders hohe Beteiligung am Urnengang (im Folgenden «Beteiligung» genannt) herausstechen, verzeichnen auch bei den diesjährigen Gemeinderatswahlen die höchsten Werte. So gaben im Quartier Fluntern 66,7 Prozent der Stimmberechtigen ihren Stimmrechtsausweis ab, in Hottingen waren es 62,3 Prozent und in Oberstrass 63,8 Prozent. Allerdings hat die Beteiligung im Vergleich zu den letzten Wahlen in allen Quartieren abgenommen. Diese Abnahme war mit rund 4 Prozentpunkten in den Kreisen 3 und 8 am geringsten. Am stärksten war die Abnahme in den Kreisen 2 und 12 (-7,3, resp. -7,1 Prozentpunkte).
Am tiefsten war die Beteiligung in Hirzenbach (36,8 %) und Schwamendingen-Mitte (37,3 %). Dort gaben weniger als 2 von 5 Stimmberechtigten ihr Wahlcouvert ab. Auch in den Quartieren Lindenhof, Affoltern und Seebach beteiligten sich vergleichsweise wenig Stimmberechtigte am Urnengang.
Geschlechtsspezifische Unterschiede in der Beteiligung nehmen im höheren Alter zu
In den letzten Jahren hat sich bei den Gemeinderatswahlen gezeigt, dass sich Männer tendenziell etwas häufiger am Urnengang beteiligen. So war es auch bei den Gemeinderatswahlen im Februar: Die Beteiligung der Männer lag bei 53,4 Prozent und war somit um 3 Prozentpunkte höher als diejenige der Frauen (50,4 %). Vor dem 30. Lebensjahr ist das Bild aber noch ein anderes: In der Altersgruppe der 18- bis 30-Jährigen stechen die Frauen durch eine höhere Beteiligung heraus. Ab 30 Jahren nehmen die Männer häufiger am Urnengang teil als Frauen. Diese Tendenz zeigt sich vor allem ab dem 60. Lebensjahr immer deutlicher.
Neben den Divergenzen zwischen den Geschlechtern gibt es je nach Alter auch sehr grosse Unterschiede bei der Teilnahme am Urnengang. Für Personen zwischen 21 und 80 Jahren gilt: Die Beteiligung steigt mit zunehmendem Alter. Bei den jüngsten Jahrgängen und insbesondere bei Personen im hohen Alter (über 80 Jahren) hingegen sinkt die Beteiligung tendenziell.
Eingetragene Paare haben die höchste Beteiligung
Die Beteiligung am Urnengang lag bei Haushalten von eingetragenen Paaren ohne Kinder mit 78,3 Prozent am höchsten. Ehepaare ohne Kinder im Haushalt beteiligten sich ebenfalls sehr häufig am Urnengang (68 %). Wohnen im Haushalt des Ehepaars aber auch die eigenen Kinder, sank dieser Wert um rund 19 Prozentpunkte. Am niedrigsten war die Beteiligung in Ein-Elternhaushalten (36,4 %) und Generationenhaushalten (31 %), wo lediglich etwa eine von drei Personen ihr Wahlcouvert abgab. Von den rund 63 000 Stimmberechtigten in Zürich, welche in einem Einpersonenhaushalt leben, nahm knapp die Hälfte am Urnengang teil.
Vergleichsweise geringe Beteiligung von erstmals Stimmberechtigen
Rund 50 000 Personen bzw. 21,4 Prozent der Stimmberechtigten durften das erste Mal an einer kommunalen Wahl teilnehmen. Sie sind im Zeitraum zwischen der letzten Gemeinderatswahl im März 2018 und dem 13. Februar 2022 volljährig geworden, eingebürgert worden oder neu nach Zürich gezogen. Bei den neu Eingebürgerten war die Beteiligung mit 52,9 Prozent höher als der Durchschnitt. Dieser Wert hat seit 2010 stark zugenommen: Neu eingebürgerte Personen beteiligen sich heute mehr als doppelt so häufig an der Urne. Zugezogene sowie volljährig gewordene Erstwählerinnen und ‑wähler nahmen im Vergleich zu den anderen Stimmberechtigten im Schnitt weniger oft am Urnengang teil.
Im Schnitt wird eine längere Aufenthaltsdauer in Zürich mit einer höheren Beteiligung am Urnengang in Verbindung gebracht. So gehen knapp drei von fünf Personen (59,4 %), welche seit über 50 Jahren in der Stadt wohnen, an die Urne. Dieser Wert sinkt mit kürzerer Aufenthaltsdauer stetig. Dieser Effekt hängt bis zu einem gewissen Grad aber auch mit der allgemein höheren Beteiligung im Alter zusammen.
Die Analyse beruht auf den eingereichten Einmalstimmrechtsausweisen (ESRA). Auf diesen ist ein persönlicher Code aufgedruckt. Dieser wurde mit einem Auszug aus dem Personenregister verglichen, der alle stimmberechtigten Personen enthält. Die ESRA werden getrennt von den Wahl- und Abstimmungsdokumenten erfasst und die gewonnenen Daten anonymisiert. Auf diese Art lässt sich bestimmen, wer am Urnengang teilgenommen hat, nicht aber, ob diese Personen an der Gemeinderats- oder Stadtratswahl oder an einer Abstimmung teilgenommen haben. Auch ist nicht ersichtlich, wen die Personen gewählt oder wie sie abgestimmt haben.
Die Abstimmungen, welche am selben Sonntag stattfinden wie die Gemeinderatswahlen, haben daher einen Einfluss auf die Beteiligung am Urnengang. Beispielsweise zog die «No Billag»-Abstimmung, welche am selben Tag wie die letzten Gemeinderatswahlen stattfand, viele Personen an die Urne. Bei den diesjährigen Wahlen gab es keine so stark mobilisierende Abstimmung, was eine Erklärung für die tiefere Beteiligung am Urnengang sein könnte.
Beteiligung am Urnengang
Die Beteiligung am Urnengang stellt den Prozentanteil der abgegebenen gültigen und ungültigen Stimmrechtsausweise an allen Stimmberechtigten dar.