Wohnungsbau in Zürich auch 2020 rückläufig
Die Zahl der Neubauwohnungen in der Stadt Zürich nimmt weiter ab. Im Jahr 2020 wurden 1772 Wohnungen fertiggestellt – die tiefste Zahl seit zehn Jahren. Die Zunahme bei den bewilligten Wohnungen deutet jedoch auf einen gewissen Aufschwung der Wohnbautätigkeit in den nächsten Jahren hin. (10. Februar 2021 – Stefanie Jörg)
Der Rückgang der Wohnbautätigkeit 2020 ist vor allem auf die Wohnbaugenossenschaften zurückzuführen – sie haben nur 204 Wohnungen fertigerstellt (Grafik 1). Die übrigen privaten Gesellschaften bauten ähnlich viel wie in den letzten Jahren. Mit über 1000 Wohnungen erstellten sie 2020 deutlich mehr als die Hälfte der Wohnungen. Die restlichen 500 Wohnungen verteilten sich auf die Öffentliche Hand (150), Natürliche Personen (180) sowie Stockwerkeigentum (195).
Abbruch und Neubau sind über die Jahre immer auch zufälligen Schwankungen unterworfen. Es ist darum sinnvoll, längere Zeitreihen zu betrachten.
Viele Abbrüche bei privaten Gesellschaften
Im Vorjahr war mit nur 381 Wohnungsabbrüchen ein Tiefpunkt erreicht worden. Im Jahr 2020 wurde mit 613 Wohnungen wieder etwas mehr abgebrochen. Das ist aber immer noch der drittniedrigste Wert des letzten Jahrzehnts. Im Saldo (Neubau abzüglich Abbruch) entstanden 1159 neue Wohnungen. Dieser Wert lag in den letzten zehn Jahren nur 2014 tiefer.
Am meisten Abbrüche verzeichnen die Wohnbaugenossenschaften (233 Wohnungen), wo 2020 mehr Abbrüche als Fertigstellungen zu Buche schlagen. Ein Anstieg der Abbrüche lässt aber in Zürich erfahrungsgemäss auf mehr Neubauwohnungen in den nächsten Jahren schliessen. Das gilt auch für den Anstieg der Abbrüche bei den natürlichen Personen als Bauherren. Bei dieser Gruppe erfolgten 152 Wohnungsabbrüche.
Ersatzbau und bauliche Erneuerung
Die Wohnbautätigkeit in der Stadt Zürich wird seit langem vom Ersatzbau geprägt. Im letzten Jahrzehnt (2011–2020) waren 50 Prozent aller Neubauwohnungen Wohnersatzbauten, bei denen vorgängig andere Wohngebäude oder ganze Siedlungen abgebrochen worden waren. 40 Prozent der Wohnungen entstanden im Zuge von Umnutzungen, zumeist von Industriearealen. Nur 10 Prozent aller Neubauwohnungen wurden auf zuvor unbebautem Gebiet erstellt – wobei dies meist nicht Wiesen waren, sondern Lagerareale, Parkplätze oder Schrebergärten.
2020 fiel der Wohnersatzbau mit 848 neuen Wohnungen so tief aus wie noch nie in diesem Jahrzehnt. Der Rückgang kam zustande, weil die Genossenschaften nur 204 Einheiten im Wohnersatzbau fertigstellten – in den drei Vorjahren waren es je rund 900 Einheiten gewesen. Bei den anderen Bauträgern war eher ein Anstieg festzustellen. Durch Umnutzung entstanden 858 Neubauwohnungen; der Hauptteil entfiel wie üblich auf private Gesellschaften, die im letzten Jahrzehnt etwa 60 Prozent der Umnutzungsflächen bebauten. Nur 66 Wohnungen entstanden 2020 auf unbebautem Gebiet.
Der Ersatz bestehenden Wohnraums durch Neubauten ist die markanteste Form der baulichen Erneuerung. Daneben wurden 2020 3150 Wohnungen umgebaut. Wenn die Summe aus abgebrochenem und umgebautem Wohnraum als Erneuerung betrachtet wird (Bauliche Erneuerung in Zahlen), beträgt die Erneuerungsquote 2020 1,9 Prozent und liegt damit im Durchschnitt des letzten Jahrzehnts.
Grösster Wohnungszuwachs im Kreis 11
Am meisten neue Wohnungen entstanden im Jahr 2020 im Kreis 11 (536). Dort war auch der Saldo (Neubau minus Abbruch) mit 376 Wohnungen am grössten. Auch in den Kreisen 6, 9 und 2 wurden über 200 Wohnungen fertiggestellt.
Ein negativer Saldo war nur im Kreis 5 (-9) festzustellen. Hier wurden etwas mehr Wohnungen abgebrochen (36) als fertiggestellt (27).
Grösste Neubauprojekte
Das grösste fertiggestellte Projekt im Jahr 2020 war die Überbauung «Wolkenwerk» mit 314 Wohnungen an der Leutschenbachstrasse in Seebach (Grafik 4). Ein weiteres grosses Projekt einer privaten Gesellschaft war die Überbauung «Guggach Park» im Quartier Unterstrass (252 Wohnungen) auf dem Areal des früheren Sportzentrums der UBS.
Das grösste Projekt einer Wohnbaugenossenschaft war 2020 die Siedlung «Luggwegstrasse» in Altstetten, wo 144 neue Wohnungen bezogen werden konnten.
Sowohl die Zahl der bewilligten Wohnungen (5840) als auch jene in laufenden Bauprojekten (5421) nahm im Vergleich zum Vorjahr um mehr als 1000 Einheiten zu. In Seebach und Altstetten waren Ende 2020 je über 1000 Wohnungen im Bau. In diesen Quartieren kann in den nächsten Jahren erneut die höchste Zahl an Fertigstellungen erwartet werden.
1034 der Wohnungen im Bau wurden von Wohnbaugenossenschaften initiiert. 3338 Wohnungen in laufenden Bauprojekten wurden von übrigen privaten Gesellschaften in Auftrag gegeben.
- Öffentliches Eigentum: Bund, Kanton Zürich, Stadt Zürich (inklusive städtische Stiftungen) und andere öffentliche Eigentümer
- Baugenossenschaften
- Andere private Gesellschaften (ohne Baugenossenschaften): Aktien-, Kollektiv- und Kommanditgesellschaften, Handels-, Produktiv-, Versicherungs- und übrige Genossenschaften, Gesellschaften mit beschränkter Haftung, Pensionskassen, Vereine, private Stiftungen, gemischtes Eigentum und Religionsgemeinschaften
- Privatpersonen: Einzelpersonen, Erbgemeinschaften und mehrere natürliche Personen
- Im Stockwerkeigentum
- Wohnersatzprojekte: Projekte, bei denen Wohngebäude auf Land entstehen, auf dem zuvor ältere Wohnbauten abgebrochen wurden.
- Umnutzungsprojekte: Projekte, bei denen Wohngebäude auf Land entstehen, auf dem zuvor ältere Nichtwohnbauten abgebrochen wurden (Industriegebäude, Lagerbauten und Schuppen, Infrastrukturbauten, im Einzelfall auch ältere Geschäftshäuser). In diese Gruppe fällt die Umnutzung früherer Industrieareale in Wohngebiete.
Glossar
Eigentumsarten
Ersatzneubau