Haben Sie es verdient? Löhne in der Stadt Zürich
20. August 2015 - Tina Schmid
Über 450 000 Personen arbeiten in der Stadt Zürich. Sie haben gute Chancen, einen hohen Lohn zu beziehen: Die Stadtzürcher Löhne liegen im Mittel mit 7696 Franken rund 1200 Franken über dem Schweizer Mittel. Nicht alle Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer profitieren im gleichen Ausmass von diesem hohen Lohnniveau. Wie sind die Löhne in der Stadt Zürich verteilt? Wie gross ist die Spannweite zwischen den höchsten und den tiefsten Löhnen? Wovon hängt die Höhe des Lohnes ab? Im Folgenden werden auf der Grundlage der Schweizerischen Lohnstrukturerhebung (LSE) auf ein Vollzeitpensum standardisierte monatliche Bruttolöhne analysiert.
Zürcher Löhne 1200 Franken höher als im Schweizer Mittel
Im Jahr 2012 verdiente die Hälfte der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in der Stadt Zürich monatlich mehr als 7696 Franken, die andere Hälfte weniger. Rund ein Viertel der Löhne lagen über 10 000 Franken, ein Viertel unter 5756 Franken pro Monat.
Je rund 13 Prozent der Zürcher Beschäftigten verdienen 6001-7000 Franken und 7001-8000 Franken. Weitere je 10 Prozent zwischen 5001-6000 und 8001 bis 9000 Franken (Grafik 1). Damit fallen 48,0 Prozent der Beschäftigten in diese vier häufigsten Lohnklassen. Nur 3,1 Prozent der auf Vollzeitstellen umgerechneten Bruttolöhne lagen unter 3000 Franken, 4 Prozent über 20 000 Franken. Der Vergleich der Stadt Zürich mit der Schweiz zeigt: Beschäftigte in der Stadt Zürich verdienen überdurchschnittlich viel. Sie sind in den höheren Lohnklassen ab 7001 Franken übervertreten, in den tieferen untervertreten. So liegen zum Beispiel gesamtschweizerisch 15,0 Prozent der Beschäftigten in der Lohnklasse zwischen 6001 und 7000 Franken, in der Stadt Zürich sind es nur 10,4 Prozent.
Frauen verdienen rund 1500 Franken weniger als Männer
Frauen sind deutlich häufiger als Männer in den tieferen Lohnklassen (zwischen 4001 und 8001 Franken) vorzufinden. Ihr mittlerer Monatslohn liegt bei 6954 Franken pro Monat. Der mittlere Lohn von Männern hingegen beträgt 8543 Franken und ist damit rund 18 Prozent höher als derjenige der Frauen. Entsprechend sind Männer in den höheren Lohnklassen häufiger vertreten. In den Lohnklassen ab 12 001 Franken kommen Männer doppelt so häufig vor wie Frauen.
Untere 60 Prozent verdienen zusammen gleich viel wie obere 20 Prozent
Das Total der monatlich in der Stadt Zürich ausbezahlten Löhne beläuft sich auf über 3,1 Milliarden Franken. Welcher Anteil der Beschäftigten verdient welchen Anteil dieser Lohnsumme?
Grafik 2 zeigt, dass das Fünftel der Beschäftigen mit den tiefsten Löhnen lediglich über 8,8 Prozent der Lohnsumme verfügt. Die Löhne des zweiten Fünftels der Beschäftigten machen 13,5 Prozent der Lohnsumme aus. Die unteren 60 Prozent der Beschäftigten verdienen zusammen knapp 40 Prozent der Lohnsumme. Das Fünftel der Beschäftigten mit den höchsten Löhnen verfügt über 39,2 Prozent der in der Stadt Zürich ausbezahlten Lohnsumme. Als Mass für die Ungleichheit der Lohnverteilung kann der Gini-Koeffizient verwendet werden. Je höher dieser zwischen 0 und 1 liegende Wert ist, desto ungleicher ist die Lohnverteilung. Einer Gleichverteilung entspricht ein Wert von 0. Der Gini-Koeffizient der Stadt Zürich liegt bei 0,30. Gesamtschweizerisch ist die Lohnungleichheit etwas kleiner, der Gini-Koeffizient liegt bei 0,28.
Ausbildung und Berufserfahrung als stärkste Lohntreiber
Die Lohnverteilung widerspiegelt die Diversität der Beschäftigten und Unternehmen in der Stadt Zürich. Die Höhe des Lohnes hängt sowohl von der Qualifikation der Beschäftigten als auch von Merkmalen der Arbeitsstelle und des Unternehmens ab.
Regressionsanalysen zeigen, dass sich ein hohes Bildungsniveau positiv auf den Lohn auswirkt. Dies gilt auch für die Berufserfahrung: je höher die Anzahl Dienst- und Altersjahre, desto höher ist der Lohn. Zusammen sind diese persönlichen Qualifikationsmerkmale für ein Drittel der Lohnunterschiede (33,0 %) verantwortlich. Sie sind damit der stärkste Lohntreiber.
Bedeutsam sind auch die berufliche Stellung, die Berufsgruppe und das Erwerbspensum: Kaderleute erzielen höhere Löhne als Angestellte ohne Kaderfunktion. Ebenso verdienen Vollzeiterwerbstätige mehr als Teilzeitbeschäftigte – auch, wenn die Löhne auf ein Vollzeitpensum umgerechnet werden. Zusammen sind diese Merkmale der Arbeitsstelle für 28,2 Prozent der Lohnvariation verantwortlich.
Die Branche und die Unternehmensgrösse schliesslich erklären 17,7 Prozent der Lohnunterschiede. Die höchsten Löhne werden in den «wissensintensiven» Dienstleistungsbranchen, etwa der Finanz- sowie der Informations- und Kommunikationsbranche, sowie in Grossunternehmen mit über 1000 Mitarbeitenden bezahlt.
Die besten Chancen, in der Stadt Zürich einen überdurchschnittlich hohen Lohn zu erzielen, hat folglich, wer eine gute Ausbildung hat, viele Jahre Berufserfahrung sammeln konnte und Vollzeit als Kaderperson in einem grossen Finanzunternehmen arbeitet.
Schweizerische Lohnstrukturerhebung 2012
Die schweizerische Lohnstrukturerhebung (LSE) ist eine repräsentative Befragung von Unternehmen des zweiten und dritten Sektors. Sie wird seit 1994 alle zwei Jahre vom Bundesamt für Statistik (BFS) durchgeführt. Die LSE enthält Daten von über 1,7 Millionen Beschäftigten in der gesamten Schweiz.
Der Datensatz für die Stadt Zürich enthält Informationen zu Personen, die in einer Arbeitsstätte in der Stadt Zürich erwerbstätig sind (n = 220 655). Da in den Vorjahren andere Auswahlkriterien für die Stichprobe der Stadt Zürich benutzt wurden, ist ein Vergleich über die Jahre nicht möglich.
Datenquelle
Schweizerische Lohnstrukturerhebung (LSE) (BFS, 2012)
Glossar
Bruttolohn, monatlicher (standardisiert): Um zwischen Vollzeit- und Teilzeitbeschäftigten vergleichen zu können, werden die erhobenen Beträge (inkl. Sozialabgaben) auf standardisierte Monatslöhne umgerechnet, das heisst auf eine einheitliche Arbeitszeit von 4 1/3 Wochen zu 40 Stunden. Dabei setzt sich der monatliche Bruttolohn aus folgenden Lohnkomponenten zusammen: Bruttoeinkommen des Monats Oktober (Sozialabgaben der Arbeitnehmenden, Sachleistungen, regelmässige Prämienzahlungen, Beteiligungen am Unternehmensumsatz und Provisionen inbegriffen) plus die Zulagen für Schichtarbeit sowie Sonntags- und Nachtarbeit, 1/12 des 13. Monatslohns und 1/12 der jährlichen Sonderzahlungen (Boni). Nicht berücksichtigt werden die Familien- und Kinderzulagen.
Median: Der Median teilt die nach Grösse geordneten Beobachtungswerte in zwei gleich grosse Hälften. Die eine Hälfte der Werte liegt über, die andere unter dem Median.