Welche Verkehrsmittel wählen die Pendler?
5. Februar 2013 - Simon Villiger
Noch vor wenigen Jahrzehnten lebten die meisten Menschen in der Nähe ihres Arbeitsplatzes. Diese Zeiten sind definitiv vorbei: Allein in der Wirtschaftsmetropole Zürich werden täglich rund 272 000 Personen gezählt, welche die Stadtgrenze überqueren, um zu ihrer Arbeitsstelle zu gelangen. 213 000 Personen kommen in die Stadt zur Arbeit, 59 000 verlassen sie zum selben Zweck.
Am häufigsten wird der Weg zur Arbeit mit dem öffentlichen Verkehr zurückgelegt: Für fast 60 Prozent der Arbeitswege in die oder aus der Stadt Zürich ist das Tram, der Bus oder die Bahn das Hauptverkehrsmittel. Diese hohen Anteile sind vor allem auf den massiven Ausbau des S-Bahn-Netzes Anfang der 1990er-Jahre zurückzuführen.
Die hohen Geschwindigkeiten auf längeren Strecken und die Umstellung vom Halbstunden- auf den Viertelstundentakt bei der S-Bahn förderten die Verlagerung von der Strasse auf die Schiene. Trotzdem werden rund 40 Prozent der Wege zur Arbeit mit dem Auto oder, seltener, mit dem Motorrad zurückgelegt. Dies gilt allerdings nur für Arbeitswege über die Stadtgrenze. Die Zürcherinnen und Zürcher, die ihren Arbeitsplatz in der Stadt Zürich haben, benutzen viel häufiger Öffentliche Verkehrsmittel oder gehen zu Fuss.
Innerhalb der Stadt scheint das Velo das ideale Fortbewegungsmittel zu sein: Auf kurzen Etappen ist man damit im Durchschnitt beinahe ebenso schnell unterwegs wie mit dem Auto oder dem Tram. Ausserdem entfallen die Warte- und Umsteigezeiten respektive die Parkplatzsuche. Trotzdem wird von den Personen, die in der Stadt Zürich leben und arbeiten, nur jeder zehnte Weg zur Arbeit mit dem Velo zurückgelegt. Der entsprechende Anteil des Fussverkehrs beträgt dagegen fast ein Drittel.
Hoher Zeitbedarf für den Arbeitsweg
Am meisten Zeit für ihren Arbeitsweg benötigen Personen, die mit dem öffentlichen Verkehr in die Stadt Zürich zur Arbeit kommen. Dies hat zwei Gründe: Erstens wird der Zug eher auf längeren Strecken benutzt. Die Arbeitswege mit öffentlichen Verkehrsmitteln sind im Durchschnitt wesentlich länger als jene, die mit dem Auto zurückgelegt werden (32km gegenüber 26km). Zweitens verlängern die Etappen zur Haltestelle und mögliche Umstiege den Zeitbedarf gegenüber Autofahrten.
Personen, welche die Stadt am Morgen verlassen, benötigen für ihren Arbeitsweg durchschnittlich weniger Zeit als Personen, welche in die Stadt pendeln. Grund dafür sind die kürzeren Arbeitswege (27 km gegenüber 18 km): Offensichtlich sind die Bewohnerinnen und Bewohner der Stadt Zürich weniger bereit, für eine Arbeitsstelle lange Wege in Kauf zu nehmen. Sie profitieren also vom grossen Angebot an Arbeitsplätzen in der Stadt Zürich.
Am wenigsten Zeit für den Arbeitsweg benötigen jene Zürcherinnen und Zürcher, welche ihren Arbeitsplatz in der Stadt haben. Falls sie mit dem Tram oder dem Bus zur Arbeit fahren, sind sie durchschnittlich eine halbe Stunde unterwegs; der entsprechende Wert für die Benutzerinnen und Benutzer des Autos liegt bei etwas über 20 Minuten. Glücklich schätzen können sich jene Menschen, die in Gehdistanz zu ihrem Arbeitsplatz wohnen: Sie benötigen für den Weg im Durchschnitt weniger als 10 Minuten.
Die Auswertungen basieren auf den Daten des Mikrozensus Mobilität und Verkehr 2010. Die Erhebung wird vom Bundesamt für Statistik in enger Zusammenarbeit mit dem Bundesamt für Raumentwicklung seit 1974 alle fünf Jahre durchgeführt. Entsprechend der Fortschritte in der Erhebungstechnik wurde die Stichprobe kontinuierlich erhöht und umfasste im Jahr 2010 in der ganzen Schweiz 59 971 Haushalte, 62 868 Zielpersonen mit 210 048 protokollierten Wegen im Inland, beziehungsweise 310 193 Etappen. Die Stadt Zürich hat zusammen mit anderen Städten und Kantonen die Stichprobe für ihr Gebiet erhöht.