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Sprache zu Hause - Sprache bei der Arbeit

25. September 2012 - Judith Riegelnig

Fremdsprachen zu beherrschen, gilt als Pluspunkt im Beruf. In bestimmten Branchen ist es eine besonders gefragte Fähigkeit. Viele Einwohnerinnen und Einwohner von Zürich müssen bei der Arbeit aber eine andere Sprache sprechen. Gibt es neben Deutsch noch andere typische Arbeitssprachen? Sprechen vor allem gut gebildete Arbeitskräfte beruflich eine andere Sprache als zu Hause? Diese Sachverhalte werden im Folgenden beleuchtet.

Zweiklassengesellschaft bei der Arbeitssprache

Ein Teil der Erwerbstätigen kann bei der Arbeit die gleiche Sprache wie zu Hause sprechen. Wer zu Hause Schweizerdeutsch redet, kann sich in 96 Prozent der Fälle auch bei der Arbeit so verständigen. Bei den restlichen Sprachen ist der Anteil kleiner: Nur die Hälfte der Personen, die zu Hause italienisch sprechen, reden auch bei der Arbeit «la bella lingua». Von den Personen, die zu Hause Englisch sprechen, können immerhin drei Viertel die Sprache auch bei der Arbeit verwenden. Diese Personen sind besonders gut gebildet: 67 Prozent von ihnen verfügen über einen Hochschulabschluss.  

Viele Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer müssen bei der Arbeit umdenken: 73 Prozent der Personen, die zu Hause weder Schweizerdeutsch noch Hochdeutsch reden, sprechen Deutsch bei der Arbeit. Englisch wird von knapp einem Drittel der Erwerbspersonen gesprochen. Viele von ihnen unterhalten sich daheim in einer anderen Sprache. Von den Personen, die daheim französisch sprechen, redet sogar mehr als die Hälfte Englisch bei der Arbeit. Neben Englisch ist auch Italienisch in Zürich als Arbeitssprache verbreitet. Nachfolgend werden einzelne besonders spannende Gruppen im Detail betrachtet:

 

Beschreibung

Gruppe I: Schweizerdeutsch von früh bis spät

142 600 Erwerbstätige sprechen zu Hause Schweizerdeutsch. Von ihnen reden 137 300 Personen (96 Prozent) auch bei der Arbeit Schweizerdeutsch. Diese Gruppe macht 64 Prozent der Erwerbstätigen aus. 88 von 100 Personen der Gruppe I besitzen einen Schweizerpass. Rund ein Drittel hat eine berufliche Grundausbildung absolviert. 30 von 100 Personen dieser Gruppe haben einen Hochschulabschluss. 28 von 100 Personen sind in Berufen des Managements und der Administration, des Bank- und Versicherungsgewerbes oder des Rechtswesens tätig. Etwas mehr als ein Viertel arbeitet in Gesundheits-, Lehr- und Kulturberufen oder in der Wissenschaft.

Gruppe II: Sprechen die Deutschen bei der Arbeit Schweizerdeutsch?

13 Prozent der Erwerbstätigen sprechen zu Hause Hochdeutsch und bei der Arbeit Schweizerdeutsch. Sind dies vor allem Deutsche, die sich anpassen möchten? Etwas mehr als jeder fünfte hat tatsächlich einen deutschen Pass. Ein Drittel hat allerdings die Schweizer Staatsbürgerschaft und keinen Migrationshintergrund. Wahrscheinlich sprechen diese Personen zu Hause Hochdeutsch, da sie einen nicht-deutschsprachigen Partner haben. 27 Prozent arbeiten in Gesundheits-, Lehr- und Kulturberufen oder in der Wissenschaft. 23 Prozent in Berufen des Managements und der Administration, des Bank- und Versicherungsgewerbes und des Rechtswesens.

Umgekehrt gibt es auch Leute, die zu Hause Schweizerdeutsch und bei der Arbeit Hochdeutsch sprechen. Diese Personen sind grösstenteils Schweizerinnen und Schweizer. Sie sind noch häufiger in Gesundheits-, Lehr- und Kulturberufen sowie der Wissenschaft tätig als Erwerbstätige der Gruppe II.

Gruppe III: In Bau- und Reinigungsberufen wird häufig Italienisch gesprochen

Von den Personen, die zu Hause Portugiesisch sprechen, spricht mehr als ein Drittel bei der Arbeit Italienisch. An den Erwerbstätigen machen sie einen Anteil von 1,4 Prozent aus. Die Gruppe besteht mehrheitlich aus Portugiesinnen und Portugiesen, knapp jede zehnte Person stammt aus Brasilien. 92 Prozent sind Ausländerinnen und Ausländer in der ersten Generation. Mehr als die Hälfte verfügt über eine Schulbildung von höchstens sieben Jahren. Weitere 29 Prozent haben die obligatorische Schule (8 bis 10 Schuljahre) besucht. 4 von 10 Personen aus dieser Gruppe – davon mehrheitlich Frauen – arbeiten im Gastgewerbe oder als Reinigungspersonal. Die Männer sind dagegen häufig in der Baubranche tätig: 27 von 100 Personen der Gruppe III arbeiten auf dem Bau.

Gruppe IV: Zu Hause Spanisch, bei der Arbeit Italienisch

Personen der Gruppe IV sprechen bei der Arbeit ebenfalls Italienisch, zu Hause dagegen Spanisch. Einer von hundert Erwerbstätigen fällt in diese Gruppe. Ungefähr jede fünfte Person der Gruppe arbeitet in einem Reinigungsberuf. Weiter sind je 12 Prozent in Handels- und Verkehrsberufen sowie in Berufen des Baugewerbes tätig. Sie haben im Durchschnitt eine bessere Schulbildung als die Personen der Gruppe III: Ein Viertel verfügt über eine berufliche Grundbildung. Auch von ihnen hat jedoch nur ein Viertel die obligatorische Schule besucht.

Gruppe V: Gut gebildete Unternehmer und Bankangestellte

Zwei Prozent der Erwerbstätigen sprechen zu Hause Französisch und bei der Arbeit Englisch. Diese Gruppe besteht aus relativ jungen Erwerbspersonen: 71 von 100 Personen sind zwischen 26 und 44 Jahren alt. 21 von 100 sind in der Finanz- und Versicherungsdienstleistungsbranche tätig. Unter ihnen befinden sich aussergewöhnlich viele Unternehmerinnen und Unternehmer, Kaderleute und Bankangestellte. 46 Prozent sind Schweizerinnen und Schweizer ohne Migrationshintergrund. Davon stammt nur ein Teil aus der Westschweiz.

Fazit

Es gibt viele weitere Kombinationen von zu Hause und bei der Arbeit gesprochenen Sprachen. Der Artikel bildet nur die häufigsten ab. Sprachkenntnisse können im Arbeitsleben Türen öffnen. Fehlen sie, werden sie zum Hindernis. Viele Erwerbstätige sprechen bei der Arbeit eine andere Sprache als zu Hause. Für einige stellt dies sicher eine zusätzliche Herausforderung im Arbeitsalltag dar.

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