Beat Mischler
Seit 35 Jahren nimmt die Zahl der in der Stadt Zürich lebenden Italienerinnen und Italiener ab, jene der Deutschen aber nimmt seit 18 Jahren zu. Die gegenläufige Entwicklung der beiden Teilpopulationen spiegelt sich erwartungsgemäss auch in der Zahl der Geburten: Es werden immer mehr deutsche und immer weniger italienische Kinder geboren. Erstaunlich indessen ist das Ausmass dieser Veränderungen: Sowohl in der Zunahme (bei den Deutschen) wie in der Abnahme (bei Italienerinnen und Italienern) verändert sich die Zahl der Geburten sehr viel rascher als jene der Einwohner: Je mehr Deutsche in Zürich sind, desto mehr Kinder werden pro tausend Deutsche geboren, je weiter die Zahl der Italienerinnen und Italiener in der Stadt abnimmt, desto geringer wird auch deren Geburtenrate. Was sich auf den ersten Blick als Rückkoppelung darbietet, erweist sich bei genauerem Hinsehen als Zusammenspiel ganz unterschiedlicher Kräfte: Die überhöhte Zunahme der Geburten deutscher Kinder geht fast ausschliesslich auf das Konto eines sich verändernden Altersaufbaus. Die sich in den letzten Jahren beschleunigende Zuwanderung Deutscher brachte sehr viele Menschen im Alter zwischen 25 und 35 nach Zürich. Dadurch erreichte jene Altersgruppe, für welche die Familiengründung typisch ist, eine deutliche Übervertretung. Die beschleunigte Abnahme bei den Geburten italienischer Kinder erklärt sich nicht aus der Veränderung des Altersaufbaus; ausschlaggebend sind vielmehr der Rückgang der Elternschaftsziffer und die sinkende Vererbungsquote der Staatsbürgerschaft. Die Elternschaftsziffer lag bei den in Zürich lebenden Italienerinnen und Italienern bis vor wenigen Jahren noch sehr viel höher als bei deutschen und schweizerischen Personen. Die Differenz hat sich im Laufe der Neunzigerjahre weitgehend abgebaut. Diese Akkulturation verursachte eine spürbare Minderung der Geburtenhäufigkeit. Die weniger häufig von italienischen Eltern geborenen Kinder erben zudem weniger häufig die Italienische Staatsbürgerschaft. Dabei dürfte es sich um eine Folge der Einbürgerungswelle in den Neunzigerjahren handeln. Von den heute 20- bis 25-jährigen Personen, welche als Italienerinnen bzw. Italiener zu Welt kamen, trägt in der Stadt Zürich mittlerweile ziemlich genau die Hälfte den Schweizer Pass. Innerhalb der durch ein gemeinsame kulturelle Vergangenheit geprägten Gruppe der «Secondos» führte dies zu einem raschen Anstieg staatlich gemischter Elternschaften. In diesen aber übernimmt das Kind nach Schweizer Recht prioritär die schweizerische Staatsbürgerschaft, die Weitergabe der italienischen wird dadurch blockiert. Die Zunahme elterlicher Verbindungen zwischen Italienern und Schweizerinnen senkt daher die Vererbungsquote der italienischen Staatsbürgerschaft.
Analysen, Ausgabe 2/2005
Erscheinungshäufigkeit: sporadisch
Die in dieser Ausgabe publizierten Daten beziehen sich zum grössten Teil auf folgenden Zeitabschnitt : 1993-2003
detaillierte Angaben
Erscheinungsdatum | 1. März 2005 |
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Thema | Bevölkerung |
Herausgeber | Stadt Zürich, Präsidialdepartement, Statistik Stadt Zürich |
Publikationstyp | Analysen |
Autor | Beat Mischler |
Kontakt | Statistik Stadt Zürich, 044 412 08 00 |
ISSN | 1660-691 |
Artikelnummer | 1000460 (elektronisch: 1000460) |
Einzelpreis elektronisch (CHF) | gebührenfrei |
Einzelpreis gedruckt (CHF) |
20.00
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