Historische Fotografien zum Sihlwald
Ein Sicherungs- und Erschliessungsprojekt von Grün Stadt Zürich und Stadtarchiv Zürich
Von Dario Donati, Projektbeauftragter
Unter der Projektleitung von Dr. Elisabeth Weingarten-Guggenheim, Fachbereichsleiterin Sihlwald, hat das Stadtarchiv Zürich im Sommer 2004 in Zusammenarbeit mit Grün Stadt Zürich einen wertvollen Bestand historischer Fotografien zum Sihlwald bearbeitet. Die Bilder wurden auf langzeitstabilem Mikrofilm gesichert, digitalisiert, inhaltlich erschlossen und in einer Datenbank erfasst. Es handelt sich um nahezu 400 vom Zerfall bedrohte Papierabzüge aus den Jahren von 1875 bis 1930. Die Originalbilder werden im Stadtarchiv Zürich aufbewahrt.
Schwerpunkt der fotografischen Dokumente ist die Pflege und Nutzung des ehemaligen Zürcher Forstwaldes. Weitere Bilder zeigen die Verarbeitung des Holzes im Werkbetrieb Sihlwald, den Bau der Sihltalbahn, Korrektionsarbeiten an Fluss und Bächen sowie den Wald als Erholungsgebiet.
Abb. 1.
(Inv.-Nr. 10030).
Rastende Waldarbeiter während der Aufräumarbeiten nach der Schneedruckkatastrophe von 1895.
Der Sihlwald umfasst ein ca. 1000 Hektaren grosses Gebiet zwischen Langnau am Albis und Sihlbrugg, sowie den Westhang des Horgenerbergs und den Osthang des Albis. Seit 853 befand sich der Sihlwald im Besitz des Zürcher Fraumünsters; im Zuge der Reformation wurde er dem Rat der Stadt Zürich übergeben. Die Stadt Zürich verwaltete und nutzte den Wald ab dem 14. Jahrhundert. Er war bis weit ins 20. Jahrhundert wichtigste Holzquelle für die Stadt. Das Holz wurde bis zum Bau der Sihltalstrasse (1860) auf der Sihl aus dem Wald in die Stadt geflösst.
Abb. 2
(Inv.-Nr. 10124).
Der letzte Kohlenmeiler im Sihlwald im Jahre 1896.
Seit dem Mittelalter wurde der Sihlwald intensiv genutzt, was zum Kahlschlag weiter Teile des Waldgebietes führte. Erst ab 1830 wurden diese Gebiete wieder aufgeforstet und es wurde eine nachhaltigere Waldwirtschaft eingeführt, indem unter dem schützenden Schirm grosser Buchen junge Bäume nachgezogen wurden.
Abb.3
(Inv.-Nr. 10385)
Der Holzverarbeitungsbetrieb um 1912. Links die Schienen der Waldeisenbahn, die bis zur Sägerei (hinten links) führten. In der Mitte die Imprägnierungsanlage mit dem zu behandelnden Langholz. Ganz rechts die Dreherei.
Der Stadtforstmeister Karl Anton Ludwig von Orelli (1808-1890), Gründer des Tierparks Langenberg, liess während seiner Amtszeit von 1835 bis 1875 beim Weiler Sihlwald einen Werkbetrieb errichten. Dazu gehört eine Sägerei, eine Holz-Imprägnieranstalt und eine Dreherei.
Abb.4
(Inv.-Nr. 10364)
Eine Horizontal-Bandsäge im Inneren der Sägerei (1914).
Von Orellis Nachfolger, Stadtforstmeister Ulrich Meister (1838-1917), modernisierte den Holztransport aus dem Sihlwald mit dem Bau einer 26 Kilometer langen Waldeisenbahn, die 1876 in Betrieb genommen wurde. Die Holzproduktion konnte auf diese Weise stark gesteigert werden.
Abb. 5
(Inv.-Nr. 10104)
Die Wagen der Waldeisenbahn wurden mit Ochsen oder Pferden den Hang hinaufgezogen (1920)
Abb.6
(Inv.-Nr. 10013)
Auf stetig leichtem Gefälle wurde die Waideisenbahn, mit Langholz oder Scheiterholz beladen, per Schwerkraft bis zum Werkhof Sihlwald gefahren.
Der Bau der Sihltalbahn (1892) erleichterte einerseits den Holztransport nach Zürich und führte unter anderem auch zu einer besseren Erschliessung des Waldes für erholungsbedürftige Städter und Städterinnen.
Abb. 7
(Inv.-Nr. 10082)
Bauarbeiter verlegen Schwellen und Schienen: Reparaturen am Trassee der Sihltalbahn bei Leimbach um 1910.
Abb.8
(Inv.-Nr. 10349)
Ein Ausflugsziel für Zürcherinnen und Zürcher: das Wirtshaus in Sihlwald um 1970.
Mit dem Eidgenössischen Forstpolizeigesetz wurde 1902 ein strenges Rodungsverbot eingeführt, das die Waldflächen in ihrer heutigen Ausdehnung sicherte. Ausserdem führte die abnehmende Wichtigkeit des Rohstoffes Holz zu einer graduellen Stilllegung des Forstbetriebes.
Abb.9
(Inv.-Nr. 10063)
Mitglieder des Stadtrates beim Waldumgang mit der Waldeisenbahn (1886)
Seit der Gründung der Stiftung «Naturlandschaft Sihlwald» (1994) steht der Wald unter Schutz. Fortan wird er sich selbst überlassen und soll sich in Zukunft zu einer Naturlandschaft rückentwickeln.