Der Loorenkopfturm auf dem Adlisberg in Zürich-Hottingen
In der Umgebung von Zürich gibt es mehrere Plätze mit herrlichem Blick auf die Stadt und ihre Umgebung. Am bekanntesten ist wohl der Aussichtsturm Uto Kulm auf dem Üetliberg. 1894 wurde der erste Aussichtsturm auf dem Zürcher Hausberg errichtet; der jetzige Turm stammt von 1990 und hat eine Höhe von 30 m. Doch auch auf Stadtzürcher Gebiet gibt es Aussichtstürme wie den vor wenigen Jahren erstellten 35 m hohen Turm im Oerliker Park im neu geschaffenen Quartier Neu-Oerlikon. Ein weiterer markanter Aussichtspunkt ist der 1954 erbaute Holzturm auf dem Loorenkopf. Er befindet sich mitten im Wald am östlichen Ende des Adlisbergs in Zürich-Hottingen, nördlich der 1934 zu Zürich gekommenen Gemeinde Witikon.
von Max Schultheiss, Stadtarchiv Zürich
Lange wurde darüber diskutiert, an dieser Stelle einen Aussichtsturm zu errichten. Dazu wurden die verschiedensten Projekte eingereicht. 1878 hatte das städtische Forstamt auf dem Katzentisch beim Loorenkopf ein Gerüst erstellt, welches 1881 wegen Baufälligkeit wieder abgebrochen werden musste. Man entschied, künftig auf solche Turmbauten zu verzichten. Damit gab sich jedoch der Verschönerungs-Verein von Zürich und Umgebung (heute Verschönerungsverein Zürich VVZ) nicht zufrieden, denn immer wieder kam er auf darauf zu sprechen. 1938 schliesslich gelangte der Oberrichter und eben gewählte Gemeinderat Josef Baldesberger mit der folgenden Anfrage an den Stadtrat: «Der Stadtrat wird ersucht, erneut zu prüfen und Bericht darüber zu erstatten, wie die Aussicht vom Loorenkopf insbesondere auf das Seegelände und die Alpen bald wieder freigelegt werden kann.»
Die Anregung wurde nach einem Augenschein abschlägig beurteilt, was den Verschönerungsverein jedoch nicht davon abhielt, sich für ein Bauprojekt auf dem Loorenkopf einzusetzen. «Aber die Turm- und Aussichtsfreunde gaben einfach keine Ruhe, und im Herbst 1952 wurde gesprächsweise im Arbeitsausschuss des Verschönerungs-Vereins Zürich darüber verhandelt», wie 1954 rückblickend bemerkt wird. Unter vier Baufirmen wurde ein engerer Wettbewerb veranstaltet, den die Firma Dangel & Co. Zürich für sich entschied. Die Generalversammlung des VVZ vom Frühjahr 1953 bewilligte aus dem Legatenfonds einen Kredit von 40 000 Franken. Die behördlichen Bewilligungen und der Baurechtsvertrag wurden bis Ende 1953 erteilt.
Im Juni 1954 begannen die Bauarbeiten nach Plänen des aus Dübendorf stammenden Bauingenieurs Dr. Ernst Bosshard (1917–1981). Als Chefstatiker projektierte der später nach Argentinien ausgewanderte Bosshard übrigens unter anderem den damals höchsten Stahlbeton-Skelettbau der Welt, das 1950 fertig gestellte Edificio Alas in Buenos Aires. Am 6. August 1954 fand das Aufrichtefest statt; kurz darauf wurde der Loorenkopfturm eingeweiht. Dazu verkündet der Jahresbericht des VVZ 1954 stolz: «Nachdem noch all die viele Kleinarbeit getan war, konnte der Turm am sonnigen Spätnachmittag des 18. August [1954] durch den Vorstand des VVZ und zahlreiche Gäste eingeweiht werden. Ihr Prominentester, Herr Stadtpräsident Emil Landolt, bestieg als Erster den Turm und nahm ihn als Geschenk des Vereins an die Bevölkerung Zürichs in deren Namen entgegen. Die Presse verbreitete in begeisterten Berichten die frohe Kunde unter der Bevölkerung der Stadt. Diese strömte an den folgenden Samstagen und Sonntagen in hellen Scharen dem neuen Ausflugsziele zu und freute sich an dem gelungenen Bau und der über Erwarten herrlichen Aussicht vom hohen Altan. Über die Zeit der Einweihung stellte die Confiserie Sprüngli eines ihrer Schaufenster in freundlicher Weise zur Verfügung, um darin nebst einigen Bildern von der Aussicht das Modell des Turmes auszustellen.»
Nach wie vor wird der in der Zwischenzeit restaurierte Aussichtsturm auf dem Loorenkopf von Jung und Alt besucht. Und direkt daneben lädt eine Feuerstelle zum Verweilen ein.
Technische Daten zum Loorenkopfturm:
- Baujahr: 1954
- Höhe der Turmspitze über Boden: 33,32 m
- Grundriss: dreieckig von je 9,8 m Seitenlänge
- In der Turmmitte Treppenbau mit Wendeltreppe von 152 Stufen
- Auf 30 m Höhe eine über das Tragwerk hinausragende Plattform von 30 m2 Fläche, überdacht
- An Material wurden verwendet: 14 m3 Rundholz, 17 m3 Kantholz, 1620 Stück Bauschrauben (900 kg Gewicht), 500 kg Verbindungsflacheisen, 288 Ringdübel
Die Informationen und Bilder stammen aus dem Bestand des Stadtforstamts, Akten (1798-1993), Signatur V.C.c.31., Stadtarchiv Zürich.