Was ist noch ein Flirt und was ist schon ein Übergriff? Diese Frage wird seit Beginn der #Metoo-Bewegung besonders oft gestellt. Das Problem sei unauflösbar, vieles würde sich in einer Grauzone bewegen, so ein beliebtes Argument.
Tatsächlich lässt sich so nur argumentieren, wenn erfahrungsbasiertes Wissen um Machtmissbrauch ausgeblendet wird. Mit entsprechenden Argumenten werden allgegenwärtige Mythen rund um sexuelle und sexistische Belästigung und Machtmissbrauch unhinterfragt weitergegeben.
Sara Hassan hat für ihr Buch «Grauzonen gibt es nicht» ein Red Flag System entwickelt, um die ersten Anzeichen von Machtmissbrauch zu identifizieren. Das Red Flag System ist ein Früherkennungssystem, das ermöglicht, systematische Machtdynamiken aufzuschlüsseln, die Perspektive von Betroffenen zu berücksichtigen und die Verantwortung für Übergriffe richtig zu adressieren — nämlich an die Täter*innen. Dabei wird klar: So grau ist die Grauzone gar nicht.
Sexuelle und sexistische Belästigung geht alle etwas an. Wer bei Machtmissbrauch wegsieht, ist Teil des Problems. Das muss aber nicht so sein. Darum widmet sich dieser Vortrag den folgenden Fragen:
- Wie können wir als Gesellschaft besser darin werden, Machtmissbrauch rechtzeitig zu erkennen und dagegen vozugehen?
- Wie können Zeug*innen von Belästigung aktiv werden?
- Welche klassischen Mythen, die uns oft daran hindern, uns einzumischen, müssen wir genauer unter die Lupe nehmen?
Über diese und weitere Fragen referiert die Autorin und Moderatorin Sara Hassan. Sie arbeitet seit 2015 zum Thema Machtmissbrauch und zu sexueller Belästigung. Aktuell forscht sie an der New York University in New York City.
Dieser Online-BiblioTalk war ursprünglich für den 21. Juni 2022 geplant und wurde krankheitshalber auf Mittwoch, 13. Juli 2022 verschoben.
Veranstalter: Fachstelle für Gleichstellung der Stadt Zürich