Lehrplan 21
Die Schule spielt eine wichtige Rolle für eine gesunde Entwicklung von Kindern und Jugendlichen. Sie sollen sich entlang ihrer persönlichen Potentiale und Interessen entfalten können, unabhängig von starren Geschlechterstereotypen und Rollenbildern. Der Lehrplan 21 greift die Geschlechterthematik in vielfältiger Hinsicht auf.
«Geschlecht und Rollen» im Lehrplan 21
«Die Schülerinnen und Schüler können Geschlecht und Rollen reflektieren». Diese Kompetenz wird im neuen Lehrplan 21 in verschiedenen Fachbereichen beschrieben. Für den 1. (Kindergarten bis 2. Klasse) und 2. Zyklus (3. bis 6. Klasse) ist sie dem Fachbereich «Natur, Mensch, Gesellschaft» zugeordnet, darin dem Kompetenzbereich «Identität, Körper, Gesundheit – sich kennen und sich Sorge tragen» (NMG 1.6). Im 3. Zyklus (1. bis 3. Sekundarstufe) gehört sie zum Fachbereich «Ethik, Religionen, Gemeinschaft (mit Lebenskunde)» und darin zum Kompetenzbereich «Ich und die Gemeinschaft – Leben und Zusammenleben gestalten» (ERG 5.2).
Im 3. Zyklus kommt die Kompetenz «Beziehungen, Liebe und Sexualität reflektieren und ihre Verantwortung einschätzen» hinzu. Sie ist dem Fachbereich «Ethik, Religionen, Gemeinschaft (mit Lebenskunde)» vor, im Kompetenzbereich «Ich und die Gemeinschaft – Leben und Zusammenleben gestalten» zugeordnet (ERG 5.3).
Fachliche und überfachliche Kompetenzen
Die Auseinandersetzung mit Geschlecht und Rollen ist im Lehrplan 21 sowohl in den fachlichen als auch in den überfachlichen Kompetenzen festgehalten.
Fachliche Kompetenzen
Als fachliche Kompetenzen werden genannt:
Die Schülerinnen und Schüler
- können vielfältige Geschlechterrollen beschreiben (zum Beispiel in Beruf, Familie, Sport) und wissen, dass Mädchen/Frauen und Jungen/Männer dieselben Rechte haben.
- verwenden im Zusammenhang mit Geschlecht und Rollen eine sachliche und wertschätzende Sprache.
- können Geschlechterrollen (zum Beispiel Merkmale, Stereotype, Verhalten) beschreiben und hinterfragen sowie Vorurteile und Klischees in Alltag und Medien erkennen.
- verbinden Sexualität mit Partnerschaft, Liebe, Respekt, Gleichwertigkeit und Gleichberechtigung und können sexuelle Orientierungen nicht diskriminierend benennen.
- kennen ihre Rechte im Umgang mit Sexualität und respektieren die Rechte anderer.
- können Erfahrungen und Erwartungen in Bezug auf Geschlecht und Rollenverhalten in der Gruppe formulieren und respektvoll diskutieren (zum Beispiel Bedürfnisse, Kommunikation, Gleichberechtigung).
Überfachliche Kompetenzen
Neben fachlichen Kompetenzen werden auch überfachliche Kompetenzen (personal, sozial und methodisch) genannt, die für eine erfolgreiche Lebensbewältigung zentral sind. So wird beispielsweise bei den personalen Kompetenzen unter dem Schwerpunkt «Eigenständigkeit» gefordert, dass die Schülerinnen und Schüler sich «eigener Meinungen und Überzeugungen (zum Beispiel zu Geschlechterrollen) bewusst werden und diese mitteilen», oder dass sie als soziale Kompetenz im «Umgang mit Vielfalt» «respektvoll mit Menschen umgehen, die unterschiedliche Lernvoraussetzungen mitbringen oder sich in Geschlecht, Hautfarbe, Sprache, sozialer Herkunft, Religion oder Lebensform unterscheiden».
Das Thema «Geschlecht und Rollen» findet implizit noch in weiteren Schwerpunkten der überfachlichen Kompetenzen Erwähnung (wertschätzender Sprachgebrauch, Gemeinsamkeiten und Differenzen wahrnehmen und verstehen etc.).
Beim Erwerb dieser Kompetenzen spielt einerseits das familiäre und soziale Umfeld der Schülerinnen und Schüler eine bedeutsame Rolle, im alltäglichen schulischen Zusammenleben sollen sie jedoch weiterentwickelt und ausgebildet werden. Auch leistet jeder Fachbereich durch eine vertiefte Arbeit an den Fachinhalten einen Beitrag zum Aufbau der überfachlichen Kompetenzen.
Bildung für nachhaltige Entwicklung BNE
Als fächerübergreifendes Thema ist «Geschlechter und Gleichstellung» auch unter der Leitidee «Nachhaltige Entwicklung» im Lehrplan 21 verankert. Dort steht:
«Das Thema leistet einen Beitrag zur Umsetzung der rechtlichen und tatsächlichen Gleichstellung der Geschlechter in Familie, Ausbildung und Arbeit. Es befasst sich mit Wahrnehmung und Umgang mit Geschlecht und Rollen in der Gesellschaft und thematisiert die Auseinandersetzung mit Gestaltungsmöglichkeiten und Lebenschancen aufgrund des Geschlechts. Die Schülerinnen und Schüler setzen sich dabei mit Geschlechterrollen, Stereotypen, Vorurteilen und Klischees im Alltag und in der Arbeitswelt auseinander. Sie reflektieren die Bedeutung von Geschlecht und Rollen sowohl in Bezug auf Bildung und Beruf als auch hinsichtlich Beziehung, Sexualität und Familienarbeit. Sie erfassen kulturelle Eigenheiten und Unterschiede und denken über ihre eigenen Bilder und Vorstellungen nach. Die Schülerinnen und Schüler befassen sich mit Darstellungen von Männer- und Frauenrollen in den Medien und untersuchen die Verwendung der Sprache in Geschlechterfragen und in der Kommunikation. Sie setzen sich mit Faktoren und Situationen auseinander, die Diskriminierungen und Übergriffe begünstigen, und wissen, wie sie sich dagegen wehren können.»
Das Angebot der Fachstelle
Die Fachstellle für Gleichstellung unterstützt die Schulen dabei, ihren Auftrag in Bezug auf Gleichstellung und Geschlecht umzusetzen. Sie hält dazu verschiedene Angebote bereit:
- Schulentwicklungsprogramm: Das von der Fachstelle gemeinsam mit der PH Zürich herausgegebene Schulentwicklungsprogramm zu Gleichstellung und Geschlecht zeigt auf, wie auf verschiedenen Ebenen im Schulalltag Gleichstellung gefördert und umgesetzt werden kann. So etwa bei der Besetzung von Gremien, der Interaktion mit den Schülerinnen und Schülern, der Wahl von Unterrichtsmaterial oder der Raumgestaltung. Es enthält Tipps zur konkreten Umsetzung sowie weiterführende Informationen.
- Unterricht: Die von der Fachstelle für den Einsatz im Unterricht zusammengestellten Materialien und Programme behandeln verschiedene Gleichstellungsthemen wie Berufswahl, Geschlechterrollen, Geschlechtsidentität, geschlechtsspezifische Gewalt oder sexuelle Orientierung.
- Weiterbildung: Die verschiedenen Weiterbildungsangebote der Fachstelle unterstützen das Schulpersonal dabei, geschlechtersensibel zu handeln und Kinder und Jugendliche in ihrer individuellen Entwicklung zu unterstützen.