Interview Polydisponent
Benjamin Gottstein, welchen beruflichen Weg hast du verfolgt, bis du Polydisponent geworden bist?
Als Jugendlicher war es schon mein Traum, im Rettungsdienst zu arbeiten. Da man aber mindestens 18 Jahre alt sein musste, habe ich zuerst eine dreijährige Ausbildung im Gesundheitswesen abgeschlossen. Im Anschluss bin ich dann gleich in den Rettungsdienst und habe dort ebnfalls die Ausbildung absolviert. Ich habe dann eine 50/50-Stelle angetreten. Das heisst, 50 Prozent als Disponent und 50 Prozent im Rettungsdienst gearbeitet.
Inwiefern ist deine Erstausbildung für deinen Job als Disponent ein Vorteil?
Die medizinischen Kenntnisse der dreijährigen Ausbildung im Gesundheitswesen waren eine gute Grundlage für die Ausbildungen im Rettungsdienst. Allerdings sind die Ausbildungen und die Arbeit im Rettungsdienst der noch grössere Mehrwert für die heutige Arbeit als Polydisponent.
Welche Aufgaben übernimmt ein*e Disponent*in?
Als Polydisponent gehören die Entgegennahme und Verarbeitung von Sanitätsnotrufen 144 und Feuerwehrnotrufen 118 zu meinen Aufgaben. Das beinhaltet die Alarmierung und die Disposition der Primär- und Sekundäreinsätze für den Rettungsdienst und die Einsätze der Feuerwehr. Die Unterstützung der boden- und luftgebundenen Einsatzmittel im Tagesbetrieb sowie auch im Grossereignis ist ebenfalls ein Teil der Aufgaben eines Polydisponenten.
Wie beschreibst du deinen Beruf und Arbeitsalltag, wenn dich jemand danach fragt?
Es ist immer spannend, denn man weiss nie, was einen im Dienst erwartet. Es ist nie dasselbe. Zeitweise ist sehr viel zu tun und es kommt alles gleichzeitig, dann ist es eher etwas stressiger und dann kann es sein, dass unser Einsatzaufkommen eher wieder überschaubarer ist.
Wo liegen die Herausforderungen in deinem Beruf als Disponent?
Es gibt sehr viele Herausforderungen – unter anderem bei einem kurzfristigen hohen Einsatzaufkommen. Es gilt, jedem anstehenden Einsatz gerecht zu werden und allen die richtige sowie zeitgerechte Hilfe zu schicken und dabei den Überblick zu behalten. Das Reagieren auf ein plötzlich auftretendes Grossereigniss und diesem einen Schritt voraus zu sein oder Unwetterlagen wie Sturm oder Starkregen gehören ebenfalls zu unseren Herausforderungen.
Als eine langfristige Herausforderung sehe ich die Corona-Pandemie sowie aktuell den Fachkräftemangel in den Rettungsdiensten und Spitälern, den auch wir auf der Einsatzleitzentrale täglich spüren.
Du absolvierst ab November 2022 den Lehrgang Disponent*in Notrufzentrale eidg. FA. Welche Kompetenzen wirst du dir dabei aneignen und wie setzt du diese ein?
Es sind viele verschiedene Themen, die ich eigentlich nie richtig gelernt habe – darunter Ethik, Recht und Kommunikation. Diese Kompetenzen lassensich sicherlich direkt in meinen Arbeitsalltag integrieren und umsetzen.
Was war deine Motivation für den Lehrgang?
Ich arbeite schon lange Jahre als Polydisponent und eine Möglichkeit für solch eine schulische Ausbildung gab es bisher nicht. Ich freue mich auf einen richtigen Abschluss für meinen Beruf, den ich schon länger ausübe. Es geht mir aber auch um Themen, die mir sicherlich im beruflichen Alltag weiterhelfen.