Verkehrsunfallstatistik 2016: Erneut mehr Velounfälle und Zunahme bei den Schwerverletzten
Mehr Personen auf dem Velo verunfallt als im Auto
Im Jahr 2016 verunfallten in der Stadt Zürich bei polizeilich registrierten Verkehrsunfällen 1445 Personen. Dies entspricht einer merklichen Zunahme im Vergleich zu den Vorjahren. Am meisten Sorgen bereitet die Zunahme bei der Anzahl Schwerverletzter. Sieben Menschen verunglückten im letzten Jahr tödlich.
Der Trend bei den Verkehrsunfallzahlen zeigt zum zweiten Mal in Folge bedauerlicherweise nach oben. «Ein Teil des Anstiegs lässt sich mit dem Bevölkerungswachstum erklären», sagt Wernher Brucks, Leiter Verkehrssicherheit bei der Dienstabteilung Verkehr, «doch aus der Zunahme bei den Schwerverletzten, insbesondere beim Veloverkehr, müssen wir die Lehren ziehen.» Während bei den schwerverletzten Personen ein merklicher Anstieg um 22,7 Prozent gegenüber dem Vorjahr zu verzeichnen ist (+11 Personen zum Fünfjahresschnitt; +41 im Vergleich zum Vorjahr), fiel die Zunahme bei den Leichtverletzten mit 3,6 Prozent (+172 Personen zum Fünfjahresschnitt; +42 zum Vorjahr) geringer aus. Im Jahr 2016 starben in der Stadt Zürich sieben Personen im Strassenverkehr, davon drei zu Fuss, zwei auf dem Velo, eine auf einem Motorrad (Roller), und eine in einem Personenwagen.
Velo: Mehr Unfälle, weniger Veloverkehr
Der bereits in den vergangenen Jahren zu beobachtende Anstieg bei Verunfallten im Veloverkehr setzte sich auch im Jahr 2016 unvermindert fort. 2016 verunfallten 460 Personen auf dem Velo (+136 Personen zum Fünfjahresschnitt; +36 zum Vorjahr). Auffällig bei den Velounfällen ist insbesondere die Zunahme der Schwerverletzten (+20 Personen zum Vorjahr; + 19 zum Fünfjahresschnitt). Der Anstieg der Velounfälle wird noch durch die Tatsache verstärkt, dass ein wetterbedingter Rückgang der Frequenzen bei den städtischen Velozählstellen um etwas mehr als ein Prozent festzustellen ist. Das Unfallrisiko für Velofahrende hat sich damit erhöht. Bei einem Drittel der Velounfälle wurden die Velofahrenden durch andere Verkehrsteilnehmende bei Kollisionen verletzt. «Ein Drittel der Velounfälle sind hingegen auf Kollisionen wegen Unachtsamkeit, mangelnder Beherrschung des Velos oder wegen einer Regelwidrigkeit seitens der Velofahrenden zurückzuführen», erklärt Wernher Brucks, «beim letzten Drittel der Unfälle handelt es sich um Stürze ohne Fremdeinwirkung.»
Neben notwendigen Ergänzungen und Verbesserungen an der Infrastruktur und der Sensibilisierung der anderen Verkehrsteilnehmenden besteht Handlungsbedarf bei der Schulung und Sensibilisierung der Velofahrenden sowie auch bei der Durchsetzung der Verkehrsregeln. Denn zwei Drittel aller Unfälle lassen sich von den Velofahrenden selbst verhindern, manchmal sogar noch mehr, wenn von anderen ausgehende Gefahren frühzeitig erkannt und abgewendet werden können.
Mehr Verunfallte auf dem Fussgängerstreifen
Die Zahl der verunfallten Zufussgehenden (228 Personen) ist im Vergleich zum Vorjahr praktisch unverändert (+2) und liegt im Durchschnitt der vergangenen fünf Jahre (+7). Unerfreulicher ist allerdings der Anstieg der Fussgängerunfälle auf Fussgängerstreifen auf 114 Ereignisse (+9 Unfälle zum Vorjahr; +20 zum Fünfjahresschnitt) – insbesondere gegenüber dem Rekordtief von 2014 (+33). Die Dienstabteilung Verkehr hat im Rahmen der sogenannten «Zebra-Safari», bei der alle rund 3000 Fussgängerstreifen erfasst und auf ihre Sicherheit hin überprüft werden, bereits einige Sofortmassnahmen eingeleitet. Nach Abschluss der «Zebra-Safari» (zweite Jahreshälfte 2017) werden die abschliessenden Resultate vorliegen und weitere Massnahmen zur Verbesserung der Verkehrssicherheit umgesetzt.
Folgende weitere Erkenntnisse zum Unfallgeschehen können aufgrund der Verkehrsunfallstatistik gewonnen werden:
- Bei den E-Bikes erfolgte kein weiterer Anstieg der Unfälle bzw. der Verletzten (Anteil E-Bike an allen Velounfällen etwa 9 %).
- Bei 300 Unfällen waren Fahrzeuge des öffentlichen Verkehrs beteiligt. Das ist gegenüber dem Vorjahr eine Zunahme um 76 Ereignisse (+103 Unfälle zum Fünfjahresschnitt). Auffällig dabei ist unter anderem die Zunahme an Verletzen in den ÖV-Fahrzeugen infolge Notstopps (von 10 auf 19 Personen im Vergleich zum Vorjahr).
- Die «klassische» Unfallursache des Alkoholeinflusses verliert zunehmend an Bedeutung. Mit 155 Ereignissen infolge der Hauptursache Alkohol ist ein neuer historischer Tiefststand zu verzeichnen.
- Verkehrsunfälle infolge überhöhter oder nicht angepasster Geschwindigkeit werden in der Stadt Zürich immer seltener. Mit 44 Ereignissen wurde nach dem Jahr 2014 (39 Unfälle) der zweittiefste Wert seit Bestehen der Unfallstatistik erreicht.
- Die Zahl der verunfallten Kinder liegt trotz Bevölkerungswachstum exakt im Durchschnitt der vergangenen 5 Jahre (-5 Kinder im Vergleich zum Vorjahr).
Zürich, 14. März 2017