Die Stadt Zürich lichtet den «Schilderwald» aus
Die Verkehrssignalisationen und die Wegweisungen werden auf das notwendige Minimum beschränkt
Über viele Jahre wurden in der Stadt Zürich immer mehr Verkehrsschilder aufgestellt – und kaum eine Tafel entfernt. Inzwischen richten sich rund 55'000 Schilder an die Verkehrsteilnehmerinnen und -teilnehmer. Zu viele, findet die Dienstabteilung Verkehr des Polizeidepartements. Alle nicht zwingend notwendigen Signalisationen und Wegweisungen auf dem Stadtgebiet werden deshalb entfernt. Ein Pilotversuch im Gebiet Segantinistrasse in Zürich-Höngg zeigte eine positive Wirkung.
Sind die Verkehrsteilnehmerinnen und -teilnehmer überhaupt noch in der Lage, alle Hinweise zu erfassen? Beeinträchtigt die Menge der Signaltafeln nicht gar die Verkehrssicherheit? Deshalb hinterfragt die Dienstabteilung Verkehr die Dichte und die Anzahl an Signalisationen und Wegweisungen kritisch. Zudem ist das Stadt- und Quartierbild mitunter durch die Signalisationen punktuell (zu) stark geprägt. Mit dem Projekt «Weniger ist mehr – Strassensignalisation in der Stadt Zürich» soll eine sichtbare Reduktion der Signaltafeln auf Stadtgebiet erreicht werden.
«Es gibt keine grundsätzlichen Änderungen, sondern Bestehendes wird vereinfacht und reduziert», erklärte Stadtrat Daniel Leupi anlässlich einer Medienkonferenz. Mit anderen Worten: Es erfolgt weder ein Abbau von Parkplätzen oder von Fussgängerstreifen noch werden Temporegimes geändert. Vielmehr werden Signalisationen und Wegweisungen übersichtlicher angeordnet und somit schneller erfassbar. Die gesetzlichen Grundlagen sind dabei ebenso zu beachten wie die Sichtweise derjenigen, die für die Durchsetzung zuständig sind.
Zum nächsten Autobahnanschluss
Im Zentrum des Projekts «Weniger ist mehr – Strassensignalisation in der Stadt Zürich» steht nebst der Verkehrssicherheit vor allem der Nutzen für die Verkehrsteilnehmerinnen und -teilnehmer. So werden bei der Wegweisung ihre Bedürfnisse und ihr Aufnahmevermögen berücksichtigt. «So erfolgt beispielsweise die schnellstmögliche Zuführung des Fernverkehrs auf den nächstliegenden Autobahnanschluss mittels Autobahnsymbol ohne Angabe von einzelnen Zielen», erklärte Martin Guggi, Direktor a.i. der Dienstabteilung, an der Medienkonferenz. Weit entfernte Ziele werden auch auf Hauptstrassen nicht mehr mit Wegweisern angegeben. Die neue Strategie wurde am Central und entlang der Uraniastrasse bereits umgesetzt.
Zonen- statt Einzelsignalisationen
Ein grosses Reduktionspotential ist auch bei den Signalisationen vorhanden – vor allem in den Quartieren. Statt zahlreichen Einzelsignalisationen werden zukünftig Zonensignalisationen (Tempo-30- und Parkverbotszone) angebracht. Nicht nur die Beschränkung auf das notwendige Minimum sorgt für Klarheit, sondern auch die Umsetzung einheitlicher Grundsätze.
Um die Praxistauglichkeit zu überprüfen, wurde im Juli 2011 ein Pilotprojekt im Gebiet Segantinistrasse in Zürich-Höngg gestartet. 153 Signaltafeln (51% aller Tafeln in diesem Gebiet) konnten dabei eingespart werden. Sowohl in Bezug auf die Verkehrssicherheit als auch auf die Benutzerfreundlichkeit zog die Dienstabteilung Verkehr ihrer Auswertung ein positives Fazit.
Priorität bei Neubauprojekten
Die Dienstabteilung Verkehr wird im Laufe des Jahres in der Innenstadt und in weiteren Quartieren («In der Ey», «Konrad» und «Grosswiesen») nach den Grundsätzen des Projekts «Weniger ist mehr» die Signalisationen und Markierungen reduzieren. Bei der weiteren Umsetzung geniessen Neubauprojekte Priorität. Aber auch bestehende Signalisationen werden fortlaufend überprüft. «Dank Einfachheit und Klarheit erhöhen wir die Verkehrssicherheit, zudem erfüllen wir die Bedürfnisse der Verkehrsteilnehmerinnen und -teilnehmer», fasst Stadtrat Daniel Leupi den Nutzen des Projekts zusammen.
Zürich, 13. Januar 2012
Beispiel Segantinistrasse