Die Sammlung des NONAM umfasst Indigene Kunst und Artefakte aus vier Jahrhunderten. Zu ihren Highlights zählen neben Federhauben, Pfeifen und Tomahawks auch eine bemalte Wapiti-Robe der Pawnee und die handkolorierten Kupferstiche des Schweizer Indianermalers Karl Bodmer. Als besondere Rarität gilt ein sehr gut erhaltener Jagdmantel der Naskapi aus der Zeit um 1700.
Heute liegt der Sammlungsschwerpunkt auf zeitgenössischer indigener Kunst aus Kanada und den USA.
Entdecken Sie in unserer Sammlungsdatenbank, was in den Ausstellungen aktuell nicht zu sehen ist. Die Datensätze werden laufend bearbeitet und sind Work-in-Progress. Wir freuen uns über Anregungen, Fragen und Hinweise.
Gemäss den Ethischen Richtlinien von ICOM gehört es zur Sorgfaltspflicht von Museen, die Provenienzen der Sammlungsbestände möglichst vollständig zu ermitteln. Die Provenienzforschung untersucht die Umstände beim Erwerb oder Handwechsel einzelner Objekte oder Objektgruppen. Besonderes Augenmerk wird dabei auf vorliegende Unrechtskontexte oder Machtgefälle gerichtet, wie zum Beispiel während des Nationalsozialismus und in kolonialen Kontexten. Untersucht werden insbesondere sensible Sammlungsbestände wie menschliche Überreste, Grabbeigaben oder zeremonielle Artefakte. Die kulturelle Bedeutung der Objekte zum Zeitpunkt des Sammelns und heute soll gemeinsam mit den betreffenden Herkunfts- und Nachfolgegemeinschaften ermittelt und der künftige Umgang damit abgeklärt werden.
Das NONAM ist Mitunterzeichnerin der Heidelberger Stellungnahme «Dekolonisierung erfordert Dialog, Expertise und Unterstützung», welche anlässlich der Jahreskonferenz 2019 der Direktor*innen der Ethnologischen Museen im deutschsprachigen Raum verabschiedet wurde. Diese spricht sich für ein grösstmögliches Mass an Transparenz im Umgang mit der Geschichte und dem Inhalt der Sammlungen aus, mit kooperativer Provenienzforschung als allgemeinem Standard.
Das NONAM engagierte sich in einem vom Bundesamt für Kultur (BAK) geförderten Provenienzforschungsprojekt für den Zeitraum 2023–2024.
Der Hopi Tribe ist eine souveräne Indigene Nation mit einem Territorium im Nordosten des Bundesstaates Arizona. Hopi-Kulturgüter, insbesondere die Katsina-Figuren oder tithu, sind seit Ende des 19. Jahrhunderts beliebte Sammlungsstücke und immer wieder Gegenstand kunsthistorischer und kulturwissenschaftlicher Forschung. Für viele Hopi sind diese Objekte Teil einer Kosmologie, in der Spiritualität, Ökologie und Gemeinschaft eng miteinander verwoben sind.
Im Rahmen des Projekts wurde die Hopi-Sammlung im NONAM vollständig digital erfasst, dokumentiert und zugänglich gemacht. Mit rund 400 Inventarnummern bildet sie einen regionalen Sammlungsschwerpunkt des Museums. Die Objekte stammen aus unterschiedlichen Sammlungskontexten.
In Zusammenarbeit mit Vertreter*innen des Hopi Tribe, Wissenschaftler*innen, Museumsfachpersonen, Sammler*innen und weiteren Interessensgemeinschaften wurden die Provenienzen der Objekte erforscht und ihre unterschiedlichen Bedeutungsebenen im Sinne einer Perspektivenvielfalt erfasst. Im Zentrum standen dabei der respektvolle Umgang mit den Objekten sowie die Pflege und der Ausbau des Beziehungsnetzwerks.
Der wertschätzende Austausch mit Expert*innen des Hopi Tribe ermöglichte es, wichtige Fragen zur Hopi-Sammlung zu klären und das weitere Vorgehen im Umgang mit den Objekten zu bestimmen. Die Zusammenarbeit mit dem Hopi Tribe wird auch nach Abschluss des Projekts fortgesetzt.
Das NONAM engagierte sich in einem vom Bundesamt für Kultur (BAK) geförderten Provenienzforschungsprojekt für den Zeitraum 2021–2022.
Die Sammlung des NONAM Nordamerika Native Museum geht auf die Privatsammlung des Zürcher Lehrers Gottfried Hotz (1901–1977) zurück. Im Rahmen des vom Bundesamt für Kultur (BAK) geförderten Projekts wurden in diesem Teil der Sammlung Provenienzrecherchen durchgeführt, die Bestände digital erfasst und online zugänglich gemacht.
Bei Gottfried Hotz standen das Interesse für die Indigenen Kulturen Nordamerikas und die persönliche Sammelleidenschaft im Vordergrund. Zwischen 1920 und 1976 erwarb er Objekte von Ethnografika- und Kunsthandlungen, Galerien, Auktionshäusern, Indigenen Kunstschaffenden, Schausteller*innen «indianischer» Zirkusschautruppen und sowie von ethnographischen Museen in Europa und Nordamerika. Zusammen mit seiner Frau Martha unternahm er 1963 und 1968 zwei privat finanzierte Sammlungsreisen in die USA und Kanada und erstand weitere Objekte, unter anderem von Indigenen Personen auf Reservatsgebieten.
Innerhalb der Sammlung NONAM enthält die Sammlung Hotz aus heutiger Sicht die meisten historisch und kulturell sensiblen Bestände, deren Erwerbsumstände auf koloniale und andere Unrechtskontexte hin genauer überprüft werden müssen. Es ist dem NONAM zudem ein grosses Anliegen, mit den betreffenden Herkunftsgemeinschaften und Interessensgruppen über den künftigen Umgang mit kulturell bedeutungsvollen Objekten in Dialog zu treten.
Kurator Sammlung, Ausstellung
Sammlungsverantwortliche
Fachperson Provenienzforschung