Der Lockdown im Frühjahr und das Verbot von nicht dringlichen Operationen, Sprechstunden und Behandlungen belasteten das Stadtspital Waid und Triemli stark. Der Standort Waid schliesst das Berichtsjahr mit einem Aufwandüberschuss von 8,5 Millionen Franken ab, der Standort Triemli mit einem solchen von 31,3 Millionen Franken. Gegenüber dem Budget resultiert eine Überschreitung von 6 respektive 15,4 Millionen Franken. Diese Differenz ist auf die Bewältigung der Corona-Pandemie und die damit einhergehenden beschränkten Behandlungsmöglichkeiten sowie die erheblichen Zusatzkosten zurückzuführen. «Das vergangene Jahr war für alle Spitäler herausfordernd und emotional belastend», erklärt Spitaldirektor André Zemp. In Bezug auf den Jahresabschluss zieht er aber ein positives Fazit: «Trotz Corona fällt die Ergebnisverschlechterung im Waid und Triemli relativ gering aus. Dies ist insbesondere dem grossen Einsatz unserer Mitarbeitenden zu verdanken und zeigt, dass wir auf dem richtigen Weg sind».
Pandemie führt zu Aufwandsteigerung und Ertragsausfall
Der Standort Waid behandelte im vergangenen Jahr 8 385 Patientinnen und Patienten stationär, der Standort Triemli 24 579. Im Waid entspricht dies gegenüber dem Vorjahr einem Rückgang von 545, im Triemli einem Rückgang von 752 Patientinnen und Patienten. Dieser Rückgang begründet sich überwiegend durch das im Frühling ausgesprochene Verbot von elektiven Eingriffen. Allein in den Monaten März, April und Mai wurden im Vergleich zum Vorjahr 361 (Waid) respektive 767 (Triemli) weniger stationäre Patientinnen und Patienten behandelt. Ausserdem mussten ab November beide Standorte ihre Kapazität in den Operationssälen erheblich reduzieren, damit genügend Ressourcen für die Behandlung der COVID-Patientinnen und -Patienten eingesetzt werden konnten. Auch die ambulanten Leistungen waren aufgrund der Rückstellung von elektiven Eingriffen tiefer als im Vorjahr: Insgesamt führten das Waid und Triemli 204 800 ambulante Konsultationen durch (Vorjahr 222 186 Konsultationen). Hingegen konnte das Stadtspital Waid und Triemli einen Geburtenrekord verzeichnen: 2 317 Kinder haben in der Frauenklinik Triemli das Licht der Welt erblickt.
Der Case Mix Index (CMI) stieg im Waid von 1,03 im Vorjahr auf 1,08 im Jahr 2020, im Triemli von 1,07 auf 1,10. Diese Steigerung ist ebenfalls vorwiegend auf die Pandemie zurückzuführen, da stationär behandelte COVID-Patientinnen und -Patienten einen schwereren beziehungsweise komplexeren Krankheitsverlauf aufweisen. Sowohl während der ersten wie auch der zweiten Welle erforderte die Behandlung der COVID-Patientinnen und Patienten einen hohen Ressourceneinsatz des Stadtspitals. Neben dem Ertragsrückgang aufgrund des Operations- und Sprechstundenverbots resultierte durch benötigtes Zusatzmaterial sowie Preiserhöhungen und Installationen für COVID-Bereiche auch ein höherer Sachaufwand. Beide Effekte – der Ertragsausfall sowie die Aufwandsteigerung – konnten durch die kantonalen Entgelte für die COVID-Vorhalteleistungen bei weitem nicht kompensiert werden. Der Bund, welcher die Verbote anordnete, beteiligte sich bislang nicht an den Kostenfolgen.
Corona-Pandemie – zentrale Rolle des Stadtspitals
Das Stadtspital nahm sowohl in der ersten wie auch der zweiten Corona-Welle eine zentrale Rolle unter den Zürcher Spitäler ein und behandelte 2020 mit 758 Patientinnen und Patienten den zweitgrössten COVID-Anteil im Kanton Zürich (Medienmitteilung vom 23. Februar 2021). Mit speziellen Isolationsabteilungen und zusätzlichen Plätzen auf den Intensivstationen hat das Stadtspital die medizinische Versorgung für Menschen mit und ohne COVID jederzeit sichergestellt. Im Juli 2020 eröffnete das Stadtspital ein Corona-Testzentrum beim Triemli, im November ein weiteres grösseres Testzentrum auf dem Kasernenareal und führte im 2020 insgesamt über 62 000 Corona-Tests durch. «Das Stadtspital hat während der Pandemie eine Sonderleistung erbracht und seine Verantwortung als öffentliches Spital wahrgenommen. Dieser zusätzliche Beitrag an eine sichere Gesundheitsversorgung für Stadt und Kanton kostet auch etwas. Ich bin stolz, dass sich die Menschen in und um Zürich stets auf das Stadtspital verlassen können», sagt Andreas Hauri, Vorsteher Gesundheits- und Umweltdepartement.
Wichtige Themen und Projekte vorangetrieben
Neben dem Einsatz zur Bewältigung der Corona-Pandemie hat das Stadtspital Waid und Triemli wichtige zukunftsgerichtete Projekte weiter vorangetrieben: Unter anderem hat der Gemeinderat den Baurechtsvertrag zur Errichtung der Rehabilitationsklinik der Stiftung Kliniken Valens auf dem Triemli-Areal genehmigt und einstimmig dem Mietvertrag und dem Objektkredit für das neue ambulante Zentrum Europaallee zugestimmt. Die Bauarbeiten zur Instandhaltung des Turms beim Standort Triemli sind auf Kurs, so dass das Triemli im 2022 eine erste Zentralisierung der Spitalräumlichkeiten auf die drei Hauptgebäude Turm, Behandlungstrakt und Bettenhaus vornehmen kann. Im Bereich Digitalisierung hat das Stadtspital den Rahmenvertrag für ein standortübergreifendes Klinikinformationssystem unterzeichnet, an beiden Standorten eine digitale Berufskleiderausgabe in Betrieb genommen und im Triemli das System SAP eingeführt.
Hinweis: Sämtliche Zahlen (Swiss GAAP FER) vor Revision