Im Kreis 8 lag und liegt der Anteil gemeinnütziger – also nach dem Prinzip der Kostenmiete vermieteter – Wohnungen weit unter dem städtischen Durchschnitt. 2008 verlangten deshalb zwei Gemeinderäte mit einer Motion (GR Nr. 2008/576), dass den steigenden Mieten in den Quartieren Seefeld und Riesbach «durch gezielte Förderung von bezahlbarem Wohnraum für Familien entgegengewirkt werden» solle. 2015 bewilligten die Stimmberechtigten schliesslich einen Objektkredit von 100,7 Millionen Franken für den Bau einer städtischen Wohnsiedlung auf dem Hornbach-Areal – einer der zwei letzten grossen Baureserven der Stadt Zürich im Kreis 8.
Neben 125 gemeinnützigen Wohnungen, wird die Wohnsiedlung Hornbach auch Gewerbeflächen, Kinderbetreuungseinrichtungen sowie einen Werkhof von Grün Stadt Zürich beinhalten. Realisiert wurde die familienfreundliche Wohnsiedlung nach den Plänen des Architekturteams Knapkiewicz & Fickert AG und Ryffel + Ryffel Büro für Garten- und Landschaftsarchitektur. Die beiden Stadträte Daniel Leupi, Vorsteher Finanzdepartement, und der Vorsteher des Hochbaudepartements, André Odermatt, haben heute die neue 55. städtische Wohnsiedlung den Medien vorgestellt.
Bewerbung über Online-Service «Mein Konto»
Erstmals bei der Erstvermietung einer ganzen Siedlung werden die Wohnungen über den städtischen Online-Service «Mein Konto» ausgeschrieben, und zwar ab Mittwoch, 21. Oktober 2020. Interessentinnen und Interessen bewerben sich online für die Teilnahme an einer Besichtigung, der Zufallsgenerator wählt 630 Personen aus, die an einem von drei Terminen eine Musterwohnung besichtigen können. In einem zweiten Schritt können dann ebenfalls online die eigentlichen Bewerbungen eingereicht werden. Insgesamt werden 105 der 125 Wohnungen zur Vermietung ausgeschrieben. Die restlichen 20 Wohnungen werden direkt vermietet, zwölf davon an bisherige städtische Mieterinnen und Mieter, die so eine grössere, unterbelegte Wohnung freigeben können, fünf an die Asylorganisation Zürich und drei an Menschen mit Behinderungen. Ebenfalls erstmals findet eine Siedlungserstvermietung nach den Vorgaben der vom Gemeinderat beschlossenen «Verordnung über die Grundsätze der Vermietung von städtischen Wohnungen» statt, die seit dem 1. Januar 2019 in Kraft ist.
Familienfreundlicher Wohnungsmix bei tiefem Wohnflächenverbrauch
Den Grossteil der 125 Wohnungen machen 4,5-Zimmer-Wohnungen aus (60). Der Wohnungsmix wird ergänzt durch 25 3,5-Zimmer-, 4 4-Zimmer- und 17 5,5-Zimmer-Wohnungen. Dazu kommen insgesamt 17 1,5- bis 3-Zimmer-Wohnungen und zwei Clusterwohnungen für zehn bzw. zwölf Personen. Eine freitragende 4,5-Zimmer-Wohnung mit einer Fläche zwischen 95 und 107 Quadratmeter kostet brutto zwischen 1580 und 1739 Franken, eine subventionierte Wohnung des gleichen Typs zwischen 1372 und 1465 Franken. Bei einem Drittel der Wohnungen wird die Miete durch Subventionen verbilligt. Gemäss Vermietungskonzept werden künftig knapp 180 Kinder und gut 230 Erwachsene in der Siedlung leben. «Die Siedlung leistet einen wichtigen Beitrag zu einer guten sozialen Durchmischung im Seefeld. Erfreulich ist, dass in der Siedlung sehr viele Familien wohnen werden», so Finanzvorstand Daniel Leupi. Mit einem Wohnflächenverbrauch von 29 Quadratmetern pro Kopf, liegt das Hornbach-Areal deutlich unter dem städtischen Durchschnitt (39 Quadratmeter) und noch deutlicher unter jenem im Kreis 8 (knapp 50 Quadratmeter).
Massvolle Verdichtung für das ganze Quartier
Der tiefe Wohnflächenverbrauch soll aber keinesfalls auf Kosten der Lebensqualität geschehen, so Stadtrat André Odermatt: «Es ist uns hier eindrücklich gelungen, massvoll und baulich hochwertig zu verdichten. Das Projekt erfüllt unsere Ziele für Nachhaltigkeit, und zwar sozial, ökologisch wie wirtschaftlich.» Die Wohnsiedlung Hornbach ist im Minergie-P-Eco-Standard gebaut und verfügt neben einer Photovoltaik-Anlage auch über die Anschlüsse zum zukünftigen «Seewasserverbund Klausstrasse». Im Bereich der Wohnsiedlung Hornbach wird der Hornbach wieder geöffnet, hochwassersicher gestaltet und naturnah mit säumender Baumbepflanzungen ausgebaut. «Damit leisten wir einen Beitrag zu einem guten Stadtklima», so Stadtrat Leupi. Die Bauarbeiten werden voraussichtlich im Jahr 2023 starten.
Die beiden Gebäude fügen sich gut ins Quartier ein. Die Wohnsiedlung soll offen und durchlässig für die gesamte Quartierbevölkerung sein und beinhaltet verschiedene Nutzungen. «Denn so heterogen das Quartier, so heterogen auch die Nutzungen auf dem Areal: Wohnraum, Werkhof, Kinderbetreuung und Gewerbe», so Bauvorsteher André Odermatt. Die Hornbachstrasse gewinnt auch mit dem Kunst-und-Bau-Werk «SOSOS'» des Künstlerduos «Haus am Gern» an Attraktivität. In den Eingangsnischen sind Mosaiken nach antikem Vorbild angebracht, die vom Künstlerduo durch Vergrösserung und Verfremdung in den zeitgenössischen Diskurs überführt werden.
Gewerbevermietung ist fast abgeschlossen
Die Vermietung der Gewerbeflächen von insgesamt knapp 2200 Quadratmetern ist bereits weit fortgeschritten: Für 16 der insgesamt 24 Gewerbelokale liegen Zusagen vor, für drei weitere laufen Verhandlungen, für zwei werden noch Mieterinnen oder Mieter gesucht. Drei Flächen werden als «Jokerräume» vorerst bewusst freigehalten – sie können an Bewohnende vermietet werden. Die Absicht dahinter ist, durch die räumliche Verbindung von Wohnen und Arbeiten Umweltbelastungen zu reduzieren, die durch Arbeitswege entstehen. Unter den Gewerbemietenden sind auch solche aus dem Quartier, die in der Hornbach-Überbauung neue, zahlbare Räumlichkeiten gefunden haben. Der Mietenden-Mix reicht von einer Sattlerei/Polsterei über einen Verein zur Integration beeinträchtigter Menschen bis hin zu einer Kampfsportschule und einem Medizintechnik-Startup.
Termine und Kosten im Lot
Der von der Zürcher Stimmbevölkerung 2015 genehmigte Objektkredit von 100,7 Millionen Franken wird eingehalten. Voraussichtlich werden von den eingestellten Reserven 1,655 Millionen Franken benötigt. Die Mieterinnen und Mieter werden ab 1. Februar 2021 etappenweise einziehen können. Die Umgebungsarbeiten werden voraussichtlich bis Sommer 2021 abgeschlossen.